Mozilla weitet Anzeigenprogramm für Firefox aus

Mozilla hat das Anzeigenprogramm für die Seite „Neuer Tab“ seines Browsers Firefox ausgeweitet. In der ersten Phase standen Werbetreibenden nur sogenannte „Directory Tiles“ zur Verfügung, die Mozilla selbst auswählt und auch nur neuen Firefox-Nutzern anzeigt. Die „Enhanced Tiles“ richten sich hingegen an vorhandene Nutzer. Zudem ersetzen die Anzeigen Kacheln, die einem Nutzer zuvor aus seinem Browserverlauf heraus angezeigt wurden.

Damit unterscheiden sich die Enhanced Tiles deutlich von den Directory Tiles. Letztere hatten laut Mozilla die Aufgabe, leere Kacheln zu füllen, solange der Browserverlauf eines neuen Nutzers keine Inhalte für die Seite Neuer Tab liefert. Nun erhalten Werbetreibende jedoch die Möglichkeit, dem Nutzer bereits bekannte Kacheln durch ihre Anzeigen zu ersetzen.

Die Anzeigen sollen sich allerdings darauf beschränken, dass beispielsweise ein Vorschaubild einer Log-in-Seite gegen ein aussagekräftigeres Bild derselben Website ausgetauscht wird. „Wir ziehen Logos, Bilder oder alles mit einem Bezug zu der Seite in Betracht“, sagte Darren Herman, Vice President für Content Services bei Mozilla.

Das Programm könnte Mozilla mehr finanziellen Spielraum verschaffen. Im Desktop-Bereich kämpft Firefox seit mehreren Monaten mit sinkenden Marktanteilen. Google Chrome hat seinen Vorsprung vor Firefox auf mehr als fünf Prozentpunkte ausgebaut. Im Mobil-Segment spielt Firefox praktisch keine Rolle. Das liegt unter anderem daran, dass die Mobilversion des Browsers nur für Android erhältlich ist – dort dominieren jedoch Googles eigene Browser.

„Wir sehen es als Gelegenheit für uns an, den Wert zu erkennen, den wir allen Beteiligten im Markt bieten“, so Herman weiter. „Directory Tiles und Enhanced Tiles sind eine Möglichkeit, mit Werbetreibenden und Anbietern zusammenzuarbeiten, um ihnen zu helfen, ihre Inhalte zu verbreiten.“

Mozilla geht es aber nicht nur darum, neue Einnahmequellen zu erschließen. Es will auch sein Verhältnis zur Werbebranche verbessern. Das war durch Mozillas Engagement für den Do-Not-Track-Standard belastet worden, mit dem Nutzer Websitebetreiber anweisen können, ihre Internetnutzung nicht für Werbezwecke zu verfolgen.

„Wir zeigen der Welt, dass man in das Werbe-Ökosystem einsteigen kann, indem man in das Nutzererlebnis Vertrauen, Transparenz und Kontrolle einbaut“, erklärte Herman. „Jedes Jahr werden 43 Milliarden Dollar für Online-Werbung ausgegeben. Die Chance für uns ist, dass Web zu säubern und es gesünder zu machen. Wir müssen daran teilhaben. Wir können nicht nur an der Seitenlinie sitzen und den anderen sagen, was sie tun sollen.“

Die neue Funktion soll laut Johnathan Nightingale, Vizepräsident für Firefox bei Mozilla, in den kommenden Wochen in den Beta- und Aurora-Versionen von Firefox eingeführt werden. Herman betonte, dass die Enhanced Tiles nicht dafür gedacht sind, dass Werbetreibende ihre eigenen Anzeigen platzieren. „Wir sehen die Seite Neuer Tab nicht unbedingt als Schaufenster an. Sie ist eine Plattform zur Verbreitung von Inhalten.“ Es gebe klare Vorgaben für Werbetreibende, was erlaubt sei und was nicht.

Darüber hinaus sollen Werbetreibende, die sich an Mozillas Regeln halten, einen Nachlass auf die Anzeigenpreise erhalten. „Gute Partner, die Do Not Track und andere Bereiche des Webs respektieren, die unserer Ansicht nach zu unserer Mission rund um Innovationen und Vertrauen passen, erhalten einen Rabatt“, sagte Herman. Mozilla könne mithilfe des Anzeigenprogramms seine eigene Mission voranbringen und gleichgesinnte Partner belohnen.

Nightingale zufolge werden die Directory Tiles, die bisher auch nur Nutzern der Vorabversionen von Firefox angezeigt werden, gut angenommen. Einige Anwender hätten die Vorschläge sogar an ihre Seite Neuer Tab angeheftet. Beispiele für Directory Tiles seien auf Verbraucher ausgerichtete Websites wie Facebook, Youtube, Wikipedia oder Mozillas eigene Webmaker-Site. Einige Kacheln würden sogar von 5 bis 6 Prozent der Nutzer angeklickt, bei anderen sei es jedoch nur ein Bruchteil eines Prozents.

[mit Material von Stephen Shankland, News.com]

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Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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