Amazon informiert in einer Presseaussendung über ein neues Fortbildungsprogramm für Mitarbeiter seiner Logistikzentren. Es heißt „Career Choice“ und sieht vor, dass Amazon 95 Prozent der Kosten für Aus- und Fortbildungsmaßnahmen der Mitarbeiter trägt – bis zu einer Obergrenze von 8000 Euro pro Mitarbeiter.
Dabei muss die Fortbildung nichts mit Logistik zu tun haben. Dem Konzern zufolge werden beispielsweise Zertifikate und bis zu dreijährige Ausbildungen in der Informationstechnologie, der Betriebswirtschaft und der Buchhaltung, aber auch im Gesundheitswesen gefördert.
Die Maßnahme ist eine von mehreren, mit denen Amazon auf anhaltende Kritik an den Arbeitsbedingungen in seinen Logistikzentren reagiert. Unter anderem wurde ein eigener Blog namens Amazon-Logistik gestartet, der sich etwa mit Sommerfesten und Kreativwettbewerben der Mitarbeiter befasst. Das Motto lautet, die Beschäftigten sollten selbst zu Wort kommen. Die redaktionelle Kontrolle liegt aber beim Unternehmen selbst.
Der jüngste Beitrag in diesem Blog, ein Rap eines Mitarbeiters mit beigefügtem Interview, kursiert derzeit in Sozialen Netzen, wird aber nicht immer freundlich kommentiert. Der Amazon-Watchblog stuft ihn aufgrund von Versen wie „Unsere Arbeit ist ein großer Teil von Pforzheim – der gelbe Zukunftskeim“ als Werbe-GAU ein. Die Aussage des Rappers im Interview, „Man sollte den Rap dazu verwenden, um Botschaften zu vermitteln und die Leute auf Umstände in der Gesellschaft hinzuweisen“, wirkt jedenfalls wie von der Pressestelle erdacht.
Amazon beschäftigt 9000 Festangestellte in neun Logistikzentren an acht Standorten. Am jüngsten Standort Brieselang bei Berlin, der vergangenes Jahr eröffnet wurde, hat es 1000 Stellen geschaffen. Es zahlt nach eigenen Angaben Gehälter am oberen Ende des Branchenüblichen.
Ganz anders präsentiert sich die Situation im Amazon-Blog der Gewerkschaft Verdi. Dort kommen Mitarbeiter zu Wort, die nicht von Fußballfesten, sondern von einem Jahr Arbeitskampf berichten. Auch von durch lange Wege verkürzten Pausen ist die Rede. Die Gewerkschaft strebt Betriebsvertreter in den Amazon-Filialen und Tarifverhandlungen mit dem Konzern an, Amazon lehnt beides als Einmischung von außen ab.
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