Mit der Deutschen Grammophon hat das erste Plattenlabel eine eigene Streaming-App vorgestellt. DG Discovery ist zum Start ausschließlich für iOS erhältlich.
Die App als solche kann kostenlos geladen werden, spielt aber nur 30-Sekunden-Clips ab. Sie setzt iOS 6.0 oder höher voraus. Das komplette Musikstreaming kostet als In-App-Kauf 3,59 Euro im Monat oder 31,99 Euro im Jahr.
Das ist deutlich weniger, als die Streaming-Angebote Spotify oder Google Play Music (je rund 10 Euro im Monat) verlangen, doch auch die Auswahl bleibt hinter diesen Offerten zurück: Die Deutsche Grammophon startet mit etwa 450 Klassik-Alben aus ihrem Programm. Monatlich sollen etwa 20 Alben hinzukommen.
Gegen die reichhaltigeren Konkurrenzofferten setzt die Plattenfirma gut gepflegte Metadaten und darauf aufbauende Sortierfähigkeiten. Alle Informationen der Plattenhüllen sind auch in der App verfügbar. Mit zwölf wöchentlich rotierenden Abspiellisten auf der App-Startseite erleichtert sie den Einstieg. Zusätzlich werden Fotos und Videos zu Komponisten und Interpreten angeboten.
Anders als Google Play Music All-Inclusive oder Spotify Premium fehlt der App allerdings die Möglichkeit, Musik zwischenzuspeichern und auch offline zu hören. Stattdessen integriert sie einen Einkaufsknopf, der zu einem Kaufangebot in iTunes führt.
Die ursprünglich 1898 in Hannover gegründete Deutsche Grammophon ist heute das Klassiklabel der Universal Music Group. Der noch junge Markt der Streaming-Apps hat sich bislang auf Popmusik konzentriert, auch wenn die meisten Angebote klassische Musik in einem gewissen Umfang ebenso integrieren wie Hörbücher. Anders als bei Popmusik lassen sich Zusatzinformationen zu einzelnen Klassik-Aufnahmen aber nicht leicht im Internet finden.
Im Streaming-Markt sind innerhalb der nächsten Monate wesentliche Neuerungen zu erwarten. So hat Apple gerade mit Beats Music ein in den USA sehr erfolgreich gestartetes Streaming-Angebot aufgekauft, das es wohl auf breiterer Basis verfügbar machen wird. Und Youtube steht vor den Start eines Musik-Abodiensts namens Music Key. Google Play Music All-Access/All-Inclusive wird analog in Google Play Music Key umbenannt. Beide sollen um 10 Dollar im Monat kosten. Durchgesickerte Screenshots versprechen komplette Diskografien und Erweiterbarkeit in Form von Coverversionen sowie Live-Mitschnitten.
Microsoft wiederum ist über den Kauf von Nokia auch an dessen Streamingdienst Mix Radio gekommen, den einige Manager dort als Schlüsselprodukt für die Zukunft sehen. Allerdings dürfte der Business-fokussierte CEO Satya Nadella nicht darunter sein. Mix Radio jedenfalls ist auf Windows-Phone-Smartphones vorinstalliert. Kostenlos kann man automatisch erstellte Playlists („Mixes“) anhören, für die sich bis zu drei gern gehörte Künstler vorgeben lassen. Wer mehr als sechs Songs pro Mix überspringen können möchte, muss ein Abonnement abschließen, das 3,99 Euro kostet. Außerdem lassen sich beim kostenlosen Angebot nur vier Sender für die Offline-Nutzung speichern.
Schwächen zeigen bisherige Streaming-Angebote noch bei den überwiegend nicht existierenden Zusatzinformationen – aber auch im Sortiment. Die Originale der Beatles beispielsweise findet man derzeit weder bei Google Play Music All-Inclusive noch bei Spotify. Offensichtlich beobachten die Rechteinhaber neue Märkt erst einmal genau, bevor sie ihre schnellsten Pferde ins Rennen schicken. Im Jahr 2010 waren die Beatles nach jahrelangem Warten die wohl letzte bekannte Band, deren Werk in Apples iTunes-Katalog aufgenommen wurde – dann natürlich zu Premiumpreisen von 12,99 Euro pro Album.
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