Snapchat mit 10 Milliarden Dollar bewertet

Aus einer 0,2-Prozent-Beteiligung für 20 Millionen Dollar des Risikokapitalgebers Kleiner Perkins Caufield & Byers an Snapchat ergibt sich eine Bewertung des Messaging-Dienstes in Höhe von 10 Milliarden Dollar. Nach Angaben des Wall Street Journal, das aus gut informierten Kreisen über die Investition erfahren haben will, verfügt Snapchat über 100 Millionen Nutzer – das wäre halb so viele wie Twitter . Noch verdient das von Evan Spiegel gegründete Unternehmen kein Geld, war aber wegen seiner Popularität schon häufig Kandidat für eine Übernahme.

Letztes Jahr hatte beispielsweise Facebook 3 Milliarden Dollar für den Messaging-Dienst geboten. Das Angebot lehnte Spiegel jedoch ab. Er wollte angeblich frühestens 2014 eine Übernahme oder ein Investment von anderer Seite in Betracht ziehen. Das ist jetzt, wie es den Anschein hat, passiert. Stark an Snapchat interessiert war 2013 auch der chinesische Internetriese Tencent, dem mit WeChat ein wichtiger Messaging-Dienst in China gehört. Sein damaliges Investitionsangebot soll Snapchat die im Vergleich zum Facebook-Angebot noch höhere Bewertung von 4 Milliarden Dollar zugemessen haben. Nach der geplatzten Übernahme von Snapchat hat Facebook mit Slingshot einen ähnlichen Dienst entwickelt, der inzwischen für iOS und Android zur Verfügung steht. Um seine Position im Online-Geschäft weiter zu stärken, hat das Soziale Netzwerk außerdem den Messenger Whats App für die Rekordsummer von 19 Milliarden Dollar im Februar übernommen.

Snapchat wurde durch sein flüchtiges Instant Messaging insbesondere bei Teenagern beliebt. Es erlaubt den Versand von Fotos oder Videos an Freunde, die nur bis zu zehn Sekunden lang sichtbar bleiben und sich dann selbst zerstören. Snapchat eignet sich daher besonders für den Versand unterhaltsamer Aufnahmen, deren dauerhafte Speicherung und Weitergabe wie bei Facebook unerwünscht ist. Das können etwa weniger schmeichelhafte oder anzügliche Fotos sein, was Snapchat den Ruf einer „Sexting“-Anwendung einbrachte.

Laut Spiegel ist Snapchat durch die Erfahrungen von Facebook-Nutzern inspiriert, die vor späteren Bewerbungsgesprächen hektisch Bilder und Tags entfernen mussten. Der Messaging-Dienst sagt auch zu, die von Smartphones und Tablets versandten Bilder nur vorübergehend auf seinen Servern zu speichern. Nicht verhindern kann er aber die eventuelle Anfertigung von schnellen Screenshots durch die Empfänger.

Snapchat wurde 2011 gegründet und gewann schnell an Beliebtheit. Im Juni 2013 sammelte es 60 Millionen Dollar von Investoren ein – diese Finanzierungsrunde entsprach einer Bewertung von 800 Millionen Dollar für das Unternehmen. Schon drei Monate später berichtete Snapchat von einer fast verdoppelten Nutzung auf 350 Millionen tägliche „Snaps“.

Tipp: Wie gut kennen Sie Soziale Netzwerke? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de.

Kai Schmerer

Kai ist seit 2000 Mitglied der ZDNet-Redaktion, wo er zunächst den Bereich TechExpert leitete und 2005 zum Stellvertretenden Chefredakteur befördert wurde. Als Chefredakteur von ZDNet.de ist er seit 2008 tätig.

Recent Posts

Google kündigt neue Sicherheitsfunktionen für Chrome an

Der Sicherheitscheck entzieht unsicheren Websites automatisch alle Berechtigungen. Zudem können Nutzer in Chrome künftig Websites…

7 Stunden ago

Cyberkriminelle nehmen Fertigungsbetriebe ins Visier

Ontinue registriert einen Anstieg beim Anteil am Gesamtangriffsvolumen um 105 Prozent. Das Angriffsvolumen auf den…

8 Stunden ago

o1: OpenAI stellt neues KI-Modell für komplexe Abfragen vor

Das o1 genannte Modell liegt als Preview vor. Bei einer Mathematikprüfung beantwortet es 83 Prozent…

3 Tagen ago

Zoom erhält IT-Sicherheits- kennzeichen des BSI

Das Kennzeichen erhalten Zoom Workplace Pro und Zoom Workplace Basic. Es bescheinigt unter anderem aktuelle…

4 Tagen ago

Google verbessert Tab-Verwaltung in Chrome

iOS und iPadOS erhalten Tab-Gruppen. Zudem unterstützt Chrome nun die Synchronisierung von Tab-Gruppen.

4 Tagen ago

Identitätsdiebstahl: 58 Prozent der Deutschen sorgen sich um digitales Erbe

Sie befürchten einen Missbrauch der Identitäten von Verstorbenen. 60 Prozent befürworten deswegen eine Klärung des…

4 Tagen ago