JPMorgan Chase und mindestens vier weitere US-Banken wurden in diesem Monat Opfer einer Serie von Hackerattacken. Nach Medienberichten konnten die Angreifer die Netzwerke der Banken infiltrieren und GByte an Kontodaten abgreifen. Unklar ist bislang, ob die Angriffe aus finanziellen Motiven erfolgten – oder ob es sich um staatlich organisierte Spionage handelt.

Bloomberg berichtete zuerst über die Zwischenfälle und legte russische Hacker als Akteure nahe. Der Wirtschaftsdienst berief sich auf Informationen aus Ermittlerkreisen, nach denen das FBI eine Vergeltungsmaßnahme Russlands für die im Ukraine-Konflikt verhängten Sanktionen in Betracht zieht. Von der New York Times befragte Regierungsbeamte und Wirtschaftsexperten jedoch erklärten das als reine Mutmaßung. Dazu geführt haben könnte eine frühere Warnung der Sicherheitsfirma iSight Partners, die US-Unternehmen aufgefordert hatte, sich auf russische Cyberattacken vorzubereiten, die als Antwort auf die Wirtschaftssanktionen zu erwarten seien. In Erinnerung sind außerdem monatelange und politisch motivierte Angriffe russischer Hacker, die 2007 zahlreiche Server in Estland lahmlegten.

Adam Myers von Crowdstrike hingegen bezeichnete es als „voreilig“, durch die Sanktionen motivierte Hacker anzunehmen. Andere Experten wollten aufgrund des verdeckten Vorgehens der Angreifer eine politische Motivation ohnehin ausschließen. Amerikanische Finanzinstitutionen sind seit Jahren ein häufiges Ziel von Hackerattacken, die ganz überwiegend auf Finanzdiebstahl zielen.

„Unternehmen unserer Größe erleben unglücklicherweise fast täglich Cyberattacken“, erklärte JPMorgan-Sprecherin Patricia Wexler zu den Angriffen in diesem Monat. „Wir verteidigen uns auf vielen Ebenen, um jeglichen Drohungen zu begegnen, und überwachen ständig den Umfang betrügerischer Aktivitäten.“ Der Bank zufolge war bislang noch kein Anstieg von Betrugsfällen zu verzeichnen.

Einfallstor in das Netzwerk von JPMorgan war laut Wall Street Journal der kompromittierte PC eines Mitarbeiters. Von hier aus soll es den Angreifern gelungen sein, in die inneren Banksysteme vorzudringen. Bloomberg West (Video) hingegen machte eine Schwachstelle in der Webanwendung einer betroffenen Bank verantwortlich – die Angreifer seien praktisch „durch die Vordertür gekommen“.

Für eine politische Motivation hätten eher DDoS-Angriffe gesprochen, um die Websites der Banken unerreichbar zu machen. So wollen Sicherheitsexperten die Spur von Hackerangriffen auf amerikanische Großbanken in den Iran zurückverfolgt haben. Sie vermuteten hier auch deshalb eine staatlich organisierte Aktion, weil keine Daten gestohlen wurden.

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ZDNet.de Redaktion

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