TomorrowNow-Prozess: Richter weist Oracles Milliardenforderung ab

Ein Berufungsgericht hat Oracles Forderung nach einem Schadensersatz von 1,3 Milliarden Dollar im Streit mit SAP wie erwartet zurückgewiesen. Oracle forderte diese Summe für Urheberrechtsverletzungen durch die SAP-Tochter TomorrowNow, die Support für Oracle-Produkte anbot. In der Berechnung machte es hypothetische Lizenzgebühren geltend. Dieser Argumentation wollten die Berufungsrichter nicht folgen.

Das Urteil, das vergangenen Freitag erlassen wurde, billigt Oracle immerhin 356,7 Millionen Dollar Schadensersatz zu. Oracle kann nun diese Summe akzeptieren oder den Fall neu aufrollen lassen.

Oracle hatte TomorrowNow und damit SAP im Jahr 2007 verklagt. Die volle Summe von 1,3 Milliarden Dollar war ihm 2010 zugesprochen worden. In einem Berufungsverfahren reduzierte das Gericht die Höhe auf 272 Millionen Dollar. Oracle ging gegen dieses Urteil wiederum in Berufung und vereinbarte im weiteren Verlauf einen Schadensersatz in Höhe von 306 Millionen Dollar. Allerdings behielt es sich das Recht auf Revision vor.

Oracle fordert einen hypothetischen Ausfall von Lizenzeinnahmen, die ihm durch das Angebot von TomorrowNow entgangen seien. Die Richter hingegen legen lediglich die Summe zugrunde, die Oracle hätte einnehmen können, wenn es die Technologie an Dritte vermarktet hätte.

Zusätzlich hat SAP 120 Millionen Dollar an Anwaltskosten an Oracle bezahlt. Es gestand schon im August 2010 ein, dass seine Tochter TomorrowNow insgesamt 5 Terabyte Daten und Software von Oracles Support-Seiten für PeopleSoft heruntergeladen hatte. Über die Höhe des Schadenersatzes wird seit 2007 gestritten. Üblicherweise hängt sie davon ab, wie hoch die umgangenen Lizenzgebühren gewesen wären, Oracle bietet aber gar keine Lizenzen für die fraglichen Materialien an.

Neben TomorrowNow, das für rund die Hälfte des Preises Support für Oracle-Produkte angeboten hatte und das seit 2008 nicht mehr am Markt operiert, hat Oracle auch eine Reihe anderer Drittwartungsspezialisten verklagt – darunter Rimini Street.

[mit Material von Martin Schindler, silicon.de]

Tipp: Wie gut kennen Sie Hightech-Firmen, die an der Börse notiert sind? Testen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de.

Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

Recent Posts

KI-gestütztes Programmieren bringt IT-Herausforderungen mit sich

OutSystems-Studie: 62 Prozent der Befragten haben Sicherheits- und Governance-Bedenken bei Softwareentwicklung mit KI-Unterstützung.

2 Tagen ago

Studie: Ein Drittel aller E-Mails an Unternehmen sind unerwünscht

Der Cybersecurity Report von Hornetsecurity stuft 2,3 Prozent der Inhalte gar als bösartig ein. Die…

5 Tagen ago

HubPhish: Phishing-Kampagne zielt auf europäische Unternehmen

Die Hintermänner haben es auf Zugangsdaten zu Microsoft Azure abgesehen. Die Kampagne ist bis mindestens…

6 Tagen ago

1. Januar 2025: Umstieg auf E-Rechnung im B2B-Geschäftsverkehr

Cloud-Plattform für elektronische Beschaffungsprozesse mit automatisierter Abwicklung elektronischer Rechnungen.

6 Tagen ago

Google schließt schwerwiegende Sicherheitslücken in Chrome 131

Mindestens eine Schwachstelle erlaubt eine Remotecodeausführung. Dem Entdecker zahlt Google eine besonders hohe Belohnung von…

6 Tagen ago

Erreichbarkeit im Weihnachtsurlaub weiterhin hoch

Nur rund die Hälfte schaltet während der Feiertage komplett vom Job ab. Die anderen sind…

7 Tagen ago