Eine Reihe bekannter Online-Anbieter und Technikfirmen unterstützt den als „Internet Slowdown“ bezeichneten Protest am 10. September. Gegen die Aufgabe der Netzneutralität wenden sie sich aber nicht etwa mit einer Verlangsamung ihrer Angebote, sondern durch ein „Battle For The Net“-Emblem, -Widget oder -Banner, das scheinbar einen verzögerten Ladevorgang anzeigt.
Die Lobby-Vereinigung Engine hat eine Liste mit Unterstützern publiziert, auf der sich Automattic, Cheezburger, Dwolla, Etsy, Foursquare, General Assembly, Kickstarter, Meetup, Mozilla, Namecheap, Reddit und Vimeo finden. Kommende Woche sollen weitere benannt werden. Auch die gemeinnützigen Organisationen Fight for the Future und Demand Progress schließen sich der Aktion an. Auf Reddit kündigten außerdem Pornhub, Redtube und Youporn ihre Absicht an, solche Logos zu zeigen.
Der 10. September wurde gewählt, weil fünf Tage später die Möglichkeit endet, Kommentare zu einer Reihe neuer Internet-Regeln der US-amerikanischen Regulierungsbehörde Federal Communications Commission abzugeben. Mehrere Entwürfe liegen vor, im Zentrum der Diskussionen steht aber die sogenannte Netzneutralität (Gleichbehandlung aller Inhalte). Einige Internet-Service-Provider würden ihren Kunden auf Kosten dieser Regel gern bevorzugte Behandlung einräumen und sich so eine zusätzliche Einnahmequelle erschließen.
Kritiker glauben, dass dies die bestehende Hierarchie festschreiben würde, weil sich Start-ups keine Vorzugsbehandlung leisten könnten. Mit dem Gleichheitsprinzip werde somit auch die Innovationsfähigkeit des Web abgeschafft. Das Wort „Slowdown“ (Verlangsamung) bezieht sich auf die Mehrheit an Sites, die keine Beschleunigung durch ISPs erfahren – denn wenn bestimmte Dienste schneller ausgeliefert werden, werden alle anderen unweigerlich langsamer.
Die FCC hat in der Frage bisher über eine Million Kommentare erhalten. Berichten zufolge positioniert sich nur ein Bruchteil gegen die Netzneutralität.
Auch Einzelpersonen können sich an der Aktion beteiligen. Battle For The Net bittet sie, als Zeichen am 10. September ihr Twitter-Profilbild gegen das Logo der Aktion auszutauschen.
Die Regeln der FCC betreffen ausschließlich die USA. Sollte die Netzneutralität dort aber erst einmal abgeschafft werden, dürften Provider in anderen Ländern ähnliche Forderungen aufstellen.
Das Europaparlament hatte im April die Netzneutralität auch weiterhin ohne größere Einschränkungen in seinem Telekom-Paket festgeschrieben. Allerdings gilt Verfechtern wie etwa dem Verein Digitale Gesellschaft die Klausel zu Spezialdiensten nach wie vor als zu schwammig. So heißt es in einer Mitteilung, dass die neue Verordnung offen lasse, was als Spezialdienst angeboten werden darf. Der Verordnungstext stuft Spezialdienste als Dienste für Anwendungen ein, die besondere Qualitätsmerkmale einfordern, diese dürfen jedoch nicht als Ersatz für einen Internetzugang vermarktet oder genutzt werden. Netzprovider dürfen daher solche Dienste nur dann offerieren, wenn die Kapazitäten ausreichen und diese Services zusätzlich angeboten werden können. Verfügbarkeit und Qualität der Internetzugangsdienste dürfen dadurch nicht beeinträchtigt werden.
Mit solchen Formulierungen fürchten Kritiker der Verordnung, dass Dienste wie die Videoplattform „Entertain“ der Telekom vor den Diensten kleinerer und weniger finanzstarker Anbieter bevorzugt werden könnten. Dennoch werteten Verbände den Beschluss zumindest als Etappensieg für ein neutrales Netz.
[mit Material von Charlie Osborne, ZDNet.com]
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