Bundesjustizminister relativiert Forderung nach Einblick in Googles Suchalgorithmus

Bundesjustizminister Heiko Maas hat sich in einem Interview mit der Bild am Sonntag von seiner Forderung distanziert, Google müsse seinen Suchalgorithmus offenlegen. Der SPD-Politiker fürchtet demnach, dass dies Manipulationen ermöglichen und damit in erster Linie Verbrauchern schaden würde. In einem ebenfalls am Sonntag veröffentlichten offenen Brief an Maas hat der Internetkonzern diese Einschätzung – wie zu erwarten war – geteilt. Zugleich bestätigte er, dass Nutzer ein Recht hätten, zu verstehen, „nach welchen Kriterien Suchergebnisse bei Google bereitgestellt werden“.

Google ging auch auf mehrere Fragen ein, die Maas im Gespräch mit der Bild am Sonntag gestellt hatte. Das Unternehmen lege beispielsweise im Webmaster Blog die Kriterien offen, nach denen Suchergebnisse geordnet würden. „Genau das machen wir seit 2006 – mittlerweile in mehr als 1000 Beiträgen, seit 2007 übrigens auch auf Deutsch“, schreibt Google. Zudem hätten Larry Page und Sergej Brin schon 1998 die Grundlagen des Suchalgorithmus auf Basis des PageRank in einer wissenschaftlichen Arbeit veröffentlicht.

Auf die Frage, ob Suchergebnisse „durch wirtschaftliche Interessen manipuliert“ werden, sagte Google: „Klare Antwort: Nein. Die Reihenfolge unserer Suchergebnisse wird nicht durch kommerzielle Interessen beeinflusst. So werden die Ergebnisse angezeigt, die relevant für unsere Nutzer sind. Die Trennung zwischen kommerziellen, klar gekennzeichneten Werbeanzeigen und organischen, strikt nach Relevanz geordneten Suchergebnissen ist daher seit jeher ehernes Prinzip bei Google.“

Die eigenen Profildaten eines Nutzers wie der Standort seien ein wesentlicher Mehrwert, so Google weiter. Zudem könne jeder Nutzer selbst entscheiden, welche Informationen er bei einer Suche mit Google teilen wolle. Die Individualisierung der Suchergebnisse lasse sich vollständig ausschalten.

Außerdem löscht Google nach eigenen Angaben nur dann Daten, wenn es durch gesetzliche Bestimmungen dazu gezwungen sei. Beispiele seien Verstöße gegen das Urheberrecht oder „seit Kurzem auch Ergebnisse, die in Folge des EuGH-Urteil zum ‚Recht auf Vergessenwerden‘ entfernt werden müssen“. In allen Fällen weise Google Nutzer unterhalb der Ergebnisseite auf das Fehlen von Resultaten hin. Weitere Details enthalte Googles Transparenzbericht.

Zudem wollte Maas wissen, welche Rolle Werbung bei Google spielt. „Werbung spielt zur Finanzierung der Google-Suche eine wichtige Rolle, denn schließlich ist die Suche – wie die meisten Google-Dienste – für Nutzer kostenfrei. Werbung wird klar als solche gekennzeichnet und hat keinen Einfluss auf die Antworten, die unsere Nutzer über die Google-Suche erhalten“, antwortet Google in seinem Brief an den Minister.

Das Googles derzeitige Bestimmungen nicht ausreichend sind, um europäischen Datenschutzgesetzen zu entsprechen, hat die Artikel 29 Datenschutzgruppe erst in der vergangenen Woche klargestellt. In einem offenen Brief sprach sie Empfehlungen aus, wie der Internetkonzern seinen Datenschutz verbessern kann. Unter anderem soll Google seinen Nutzern die Möglichkeit geben, für jeden Google-Dienst eigene Datenschutzeinstellungen vorzunehmen. Es soll auch ausführlicher über die gesammelten Daten seiner Nutzer und deren Verwendung informieren.

Tipp: Wie gut kennen Sie Google? Testen Sie Ihr Wissen – mit dem Quiz auf silicon.de.

Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

Recent Posts

Studie: Ein Drittel aller E-Mails an Unternehmen sind unerwünscht

Der Cybersecurity Report von Hornetsecurity stuft 2,3 Prozent der Inhalte gar als bösartig ein. Die…

3 Tagen ago

HubPhish: Phishing-Kampagne zielt auf europäische Unternehmen

Die Hintermänner haben es auf Zugangsdaten zu Microsoft Azure abgesehen. Die Kampagne ist bis mindestens…

3 Tagen ago

1. Januar 2025: Umstieg auf E-Rechnung im B2B-Geschäftsverkehr

Cloud-Plattform für elektronische Beschaffungsprozesse mit automatisierter Abwicklung elektronischer Rechnungen.

3 Tagen ago

Google schließt schwerwiegende Sicherheitslücken in Chrome 131

Mindestens eine Schwachstelle erlaubt eine Remotecodeausführung. Dem Entdecker zahlt Google eine besonders hohe Belohnung von…

3 Tagen ago

Erreichbarkeit im Weihnachtsurlaub weiterhin hoch

Nur rund die Hälfte schaltet während der Feiertage komplett vom Job ab. Die anderen sind…

4 Tagen ago

Hacker missbrauchen Google Calendar zum Angriff auf Postfächer

Security-Experten von Check Point sind einer neuen Angriffsart auf die Spur gekommen, die E-Mail-Schutzmaßnahmen umgehen…

5 Tagen ago