Ebay hat angekündigt, seine Bezahldiensttochter PayPal in der zweiten Jahreshälfte 2015 in ein eigenständiges Unternehmen auszugliedern. Damit setzt das Board of Directors mit Verspätung eine im Januar gestellte Forderung von Investor Carl Icahn um.
Der Verwaltungsrat habe die strategischen Optionen geprüft und sei zu dem Schluss gekommen, dass die beiden Unternehmen die Wachstumsmöglichkeiten als eigenständige Organisationen besser wahrnehmen könnten, so Ebay. Vor allem die sich schnell wandelnden Landschaften beim Handel und bei Zahlungsverfahren machten diesen Schritt nötig.
Die Leitung der neuen Aktiengesellschaft soll der American-Express-Manager Dan Schulman übernehmen. Bis zur Abspaltung wird er als President von PayPal arbeiten. Zuvor war Schulman President der Enterprise Growth Group bei dem Kredikartenanbieter American Express.
Devin Wenig, derzeit President für Ebay Marketplaces, ist als CEO der neuen Ebay-Organisation nach der Aufspaltung vorgesehen. Derzeit leitet John Donahoe den E-Commerce-Spezialisten. Dieser sagte zu den Plänen: „Mehr als ein Jahrzehnt haben Ebay und PayPal voneinander profitiert. Künftig aber werden Ebay und PayPal als eigenständige Unternehmen in ihren jeweiligen Märkten schärfer, stärker fokussierter und wettbewerbsfähiger sein“.
Ebay fürchtet, dass die positiven Effekte von Synergien über die Zeit abnehmen werden. Neue Synergien könnten sich auch leicht über neue Kooperationen erreichen lassen, heißt es in einer Mitteilung.
Nach eigenen Angaben hat PayPal derzeit über 152 Millionen aktive registrierte Nutzer. Im vergangenen Quartal sei die Zahl gegenüber dem Vorjahr um 15 Prozent gewachsen. Seinen Umsatz konnte der Bezahldienst in den vergangenen 12 Monaten um 19 Prozent um 7,2 Milliarden Dollar steigern. Damit bearbeitet PayPal jeden sechsten Dollar, der derzeit online ausgegeben wird.
Nachdem Apple mit Pay kürzlich einen eigenen Bezahldienst angekündigt hat, könnte es für PayPal künftig schwieriger werden, diese traumhaften Wachstumszahlen zu erreichen. Möglicherweise ist daher die Abspaltung eine Reaktion auf diese Ankündigung.
Der Investor Carl Icahn hatte schon Ende Januar einen solchen Schritt gefordert. Damals wollte der Konzern aber nicht darauf eingehen und wies seine Aktionäre an, Icahns Forderung zu ignorieren. Im April legten die Parteien ihren Streit schließlich bei.
Icahn argumentierte damals Ebay und PayPal als „Konglomerat“ würden an der Börse zu einem Discountpreis gehandelt. Im Vergleich zu E-Commerce-Unternehmen wie Amazon sowie Finanzdienstleistern wie Visa oder Mastercard seien sie in Marktbewertung und Aktionärsrendite über längere Zeiträume zurückgefallen. Ebay argumentierte hingegen, dass keine andere Bezahlplattform so erfolgreich sei wie PayPal, weil kein Mitbewerber über eine E-Commerce-Plattform wie Ebay verfüge. „Das Fazit ist, dass sich Herr Icahn in Bezug auf die Qualität des Verwaltungsrats und den besten Kurs für Paypal irrt“, so Ebay damals weiter. „Wir lehnen seine unqualifizierten Kandidaten ab und empfehlen den Aktionären, gegen seinen unverbindlichen Vorschlag zur Abspaltung von Paypal zu stimmen.“
Der Ovum-Analyst Eden Zoller bezeichnet die jetzt vollzogene Kehrtwendung als „weise Entscheidung“. Derzeit mache Ebay rund ein Drittel des gesamten PayPal-Zahlungsvolumens aus. „Als unabhängiges Unternehmen kann PayPal jetzt eigene Strategien in Hinblick auf Management, Investment und die wichtigsten Entwicklungsziele entwickeln.“ Das sei angesichts neuer Konkurrenz entscheidend. Zoller vergleicht: Apple habe mit iTunes 800 Millionen Anwender und PayPal lediglich 152 Millionen aktive Nutzer. Vor allem im Bereich Mobile Payment müsse von PayPal daher künftig deutlich mehr kommen.
Ebay wies im letzten Quartalsbericht zwar einen Verlust aus, konnte die Erwartungen der Börse aber erfüllen. 4,7 Millionen neue Kunden verhalfen dem Bereich Marktplätze im ersten Quartal zu einem Umsatzplus von 12 Prozent und Einnahmen von 2,2 Milliarden Dollar. Die Zahl der aktiven Käufer erhöhte sich um 14 Prozent auf 145 Millionen. Die Sparte Bezahldienste, zu der auch PayPal gehört, setzte 1,8 Milliarden Dollar um, was einem Plus von 19 Prozent entspricht. Zudem wurden 5,8 Millionen neue PayPal-Konten registriert, wodurch sich die Zahl aller Konten um 16 Prozent auf 148 Millionen erhöhte.
[mit Material von Martin Schindler, silicon.de]
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