Studie zur Sprachsteuerung im Auto: Siri lenkt am meisten ab

Apples digitaler Assistent Siri bewirkt eine besonders hohe Ablenkung für Autofahrer. Zu diesem Schluss kommt eine Untersuchung der American Automobile Association (AAA), des mit 46 Millionen Mitgliedern größten Verkehrsclubs der USA. Die Forschungsergebnisse zeigen beträchtliche Risiken der Sprachsteuerung im Auto auf, weisen aber auch auf mögliche Verbesserungen hin. Eine Umfrage ergab zugleich, dass drei von vier amerikanischen Autofahrern überzeugt sind, dass die Sprachsteuerung zur Sicherheit beiträgt.

„Wir wussten bereits, dass Fahrer beim Einsatz von Sprachsteuerungstechnologien Stoppschilder, Fußgänger und andere Autos übersehen können, weil sie geistig nicht voll auf die Straße vor ihnen konzentriert sind“, sagte Clubchef Bob Darbelnet. „Wir verstehen jetzt, dass Mängel in diesen als Sicherheitsfeatures gedachten Produkten unabsichtlich die kognitiven Fähigkeiten drastisch vermindern können.“

Apples Siri sorgt für besonders hohe Ablenkung beim Fahren (Bild: AAA).

An der Untersuchung waren Forscher der University of Utah beteiligt. Sie benutzten mit Instrumenten ausgestattete Testfahrzeuge, um Pulsfrequenz und Reaktionszeit der Fahrer zu messen. Sie stellten fest, dass insbesondere mangelnde Genauigkeit der Spracherkennung zu vermehrter Ablenkung beiträgt. Zum anderen beanspruchte es die Aufmerksamkeit der Fahrer verstärkt, wenn sie Textnachrichten und E-Mails mit fahrzeugeigener Infotainment-Technik entwarfen – weit mehr, als wenn sie sich von den Systemen nur ankommende Nachrichten vorlesen ließen.

Der Einfluss von Apples Siri in der iOS-7-Version wurde getrennt bewertet, wobei von Apple beigesteuerte Informationen berücksichtigt wurden. Die Forscher wandten dieselben Meßgrößen an, um ein breiteres Spektrum von Aufgaben einzuschätzen, zu denen Social Media, Kalendereinträge sowie das Versenden von Nachrichten gehörten. So gelangten sie zum Ergebnis, dass die Nutzung von Siri mit einer geistigen Ablenkung der relativ hohen Kategorie 4 verbunden ist.

Im Auto Radio zu hören, ist der Kategorie 1 zugeordnet. Mit einem Handy zu telefonieren – ob in der Hand gehalten oder mit Freisprechanlage -, fällt in die Kategorie 2. Ablenkung der Kategorie 3 bewirkt beispielsweise, wenn der Fahrer mit einem fehlerfreien Spracheingabesystem E-Mails oder Textnachrichten anhört und beantwortet. „Das Ausmaß der Ablenkung sowie die Auswirkung auf die Sicherheit können stark schwanken abhängig von der Aufgabe oder dem benutzten System“, sagte dazu Peter Kissinger, CEO der AAA Foundation for Traffic Safety.

Die In-Car-Systeme der Autohersteller beanspruchen
die Aufmerksamkeit sehr unterschiedlich (Bild: AAA).

Untersucht wurde auch, wie sich die sprachgesteuerte Interaktion mit verbreiteten Infotainmentsystemen der Autohersteller auswirkt. Auf einer Skala von fünf Punkten kam dabei Toyotas Entune-System mit 1,7 Punkten und der geringsten geistigen Ablenkung weg – vergleichbar etwa dem Anhören eines Hörbuchs. Chevrolet MyLink hingegen führte zu besonders hoher Ablenkung (3,7). Dazwischen lagen Hyundai Blue Link (2,2), Chrysler Uconnect (2,7), Ford SYNC mit MyFord Touch (3,0) sowie Mercedes Command (3,1).

Mit den Forschungsergebnissen will der Verkehrsclub Politiker sowie Hersteller konfrontieren. „Es ist klar, dass die Sprachsteuerungssysteme unterschiedlich ausfallen und die derzeitigen unvollkommenen Systeme zur Ablenkung der Fahrer führen können“, sagte AAA-Chef Darbelnet. Der Verband hoffe aber darauf, dass sich in Zukunft bessere Systeme realisieren lassen – die den Fahrer nicht stärker beanspruchen, als dem Radio oder einem Hörbuch zu lauschen.

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ZDNet.de Redaktion

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