Rory Read ist mit sofortiger Wirkung als CEO, President und Verwaltungsratsmitglied zurückgetreten. Als seinen Nachfolger hat das Board of Directors des US-Chipherstellers Lisa Su berufen, die Read seit Juni als Chief Operating Officer bereits unterstützt hatte. Sie ist der fünfte Chief Executive Officer in der Unternehmensgeschichte. Anders als bei Read, der von Lenovo kam, entschied sich AMD mit ihr für eine interne Lösung.
Wie der Konkurrent Intel kämpft AMD schon länger gegen sinkende Absätze im PC-Markt. Während es versucht, seinen Marktanteil in diesem Bereich stabil zu halten, arbeitet es gleichzeitig an der Erschließung neuer Geschäftsfelder. So versucht AMD derzeit, sich mit der ARM-Architektur im Server-Segment zu etablieren. Zudem kommen AMD-Chips in den Next-Gen-Spielkonsolen PlayStation 4 und der Xbox One zum Einsatz. Auch die Bereiche Embedded und Custom werden künftig wohl eine größere Rolle spielen.
Nachdem AMD auf einem guten Weg ist, kommt Reads Rücktritt für Marktbeobachter zum jetzigen Zeitpunkt sehr überraschend. Dennoch wirkt der Wechsel nicht überstürzt: AMD hatte im Juni nicht nur eine Neustrukturierung des Unternehmens in eine Gruppe für Computing und Grafik und eine weitere Gruppe für Enterprise sowie Embedded und Custom Business vollzogen, sondern auch den Posten des COO wiederbelebt und mit Su besetzt.
„Die Planung für die Führungsnachfoge war ein gemeinsames Projekt von Rory und dem Board. Wir hatten das Gefühl, dass es der ideale Zeitpunkt ist, Lisa mit ihrer Expertise und Führungsqualität in der weltweiten Halbleiterbranche die Unternehmensführung anzuvertrauen“, kommentiert Bruce Claflin, Chairman des AMD-Boards.
Nachdem Read nun als CEO zurückgetreten ist, könnte das auch ein Zeichen dafür sein, dass für AMD eine neue strategische Phase beginnt. Read war seit 2011 für die Geschäfte von AMD verantwortlich und führte den Konzern zu einigen profitablen Quartalen. Der 52-Jährige zeichnete auch für die Umstrukturierung des Unternehmens verantwortlich. Mit der organisatorischen Neuausrichtung scheint AMD nun für künftige Aufgaben gerüstet.
Lisa Su wird von Analysten allgemein als gute Wahl angesehen. Die 44-Jährige bringt viel Erfahrung in der Halbleiterindustrie mit und kennt auch das Unternehmen sehr gut. Sie sorgte beispielsweise dafür, dass die komplexen Prozessoren für Xbox One und PS4 termingerecht fertig wurden. Und Su hat sich in der Vergangenheit sehr intensiv mit den Bereichen Semi-Custom und Embedded beschäftigt, die künftig dank des Internet der Dinge eine größere Rolle bei AMD spielen werden. Anfang nächsten Jahres sollen zudem die ersten ARM-basierten Server-Chips von AMD auf den Markt kommen. Da Su bereits große Teile der AMD-Produkte begleitete und auch CTO Mark Papermaster weiterhin im Amt bleibt, wird sich vermutlich am Programm des Chipherstellers zunächst nicht viel ändern.
Su kam im Jahr 2012 von Freescale Semiconductor zu AMD. Bei Freescale war sie zuletzt als General Manager für den Bereich Networking and Multimedia zuständig. Bevor sie 2007 zu Freescale wechselte, durchlief Su 13 Jahre lang verschiedene Positionen im Bereich Halbleiter bei IBM. Vor IBM war sie bei Texas Instruments tätig. Als COO bei AMD verantwortete sie die Integration der verschiedenen Geschäftsbereiche und die Produktstrategie.
[mit Material von Martin Schindler, silicon.de]
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