Google stellt Android 5.0 Lollipop offiziell vor

Die bisher unter Android L bekannte Vorabversion des nächsten Google-Mobilbetriebssystem hat nun einen offiziellen Namen: Android 5.0 Lollipop. Was Nutzer von Nexus-Geräten aber mehr interessieren dürfte, ist die Frage, welche Geräte überhaupt das Update erhalten. Anders als letztes Jahr, als Google überraschenderweise für das Galaxy Nexus kein Update auf Android 4.4 Kitkat auslieferte und dies mit einem auf angeblich 18 Monate fixierten Supportzeitraums begründete, leistet sich der Konzern dieses Mal keinen Lapsus. Neben den neu vorgestellten Geräten Nexus 6, Nexus 9 und Nexus Player erhalten auch Nexus 4, 5, 7, 10 und die Modelle der Google Play Edition in den kommenden Wochen das Android-Update. Dazu zählt auch das Nexus 7 aus 2012.

Zunächst stellt der Konzern am kommenden Freitag noch eine Developer-Version für Nexus 5 und Nexus 7 (2013) zur Verfügung. Mit Android 5.0 Lollipop führt Google ein neues User Interface ein, das künftig auch für Webanwendungen genutzt werden soll. Die neue einheitliche Oberfläche für Webapps und Android nennt Google Material Design. „Oberflächen und Schatten bilden eine physikalische Struktur, die erklärt, was berührt und was verschoben werden kann. Inhalte stehen im Mittelpunkt und nutzen Prinzipien des modernen Print-Designs“, schrieb dazu Designer Nicholas Jitkoff im Google Developers Blog.

Das Material Design von Android 5.0 Lollipop erlaubt es Entwicklern, verschiedene Elemente ihrer Apps durch Schatten räumlich hervorzuheben (Bild: Google).

Entwickler können eigene Farbthemen für ihre Apps erstellen. Zudem bietet Material Design die Möglichkeit, durch Schatten einzelne Elemente der Oberfläche räumlich hervorzuheben. Neu sind auch Elemente, deren Größe dynamisch angepasst wird, größere weiße Flächen zwischen den Elementen und zusätzliche Animationen, beispielsweise beim Wechseln zwischen Anzeigen oder als Touch-Feedback. Weitere Details zeigt Google auch in einem Video.

Das User-Interface-Toolkit Polymer wiederum richtet sich an Webentwickler, die Material Design in ihre Apps integrieren wollen. Polymer unterstützt Google zufolge die aktuellen Versionen aller wichtigen Browser. „Wir wollten eine einheitliche Optik für Mobile, Desktop und darüber hinaus, etwas klares, einfaches, das die Menschen intuitiv verstehen“, sagte Matias Duarte, Vizepräsident für Design bei Google. „Sie können dasselbe flüssige Material Design auf alle Bildschirme bringen.“

Mit einem einheitlichen Design kann Google Nutzern den Zugang zu seinen Diensten erleichtern, egal ob sie per Browser, Chrome OS und oder mit einem Android-Gerät darauf zugreifen. Duarte zufolge soll das Material Design schon im Sommer in Googles eigene Apps und Dienste einfließen.

Google wird das neue Material-Design-Interface auch auf seine eigenen Android Apps wie Gmail übertragen (Screenshot: Stephen Shankland/CNET).

Außer der neuen Oberfläche bringt Android 5.0 Lollipop noch weitere neue Funktionen. Dazu gehört ein Energiesparmodus, der sich an Nutzer richtet, die über einen längeren Zeitraum nicht in Reichweite eines Ladegeräts sein werden. Der Sperrbildschirm soll künftig mehr Informationen über verpasste Nachrichten oder anstehenden Termine enthalten. Zudem führt Google einen „Bitte nicht stören“-Modus ein und stellt Entwickler neue Tools zur Verfügung, mit denen sie den Stromverbrauch ihrer Anwendungen senken können. „Sie können mit Android 5.0 Lollipop eine deutlich höhere Akkulaufzeit erwarten“, sagte Dave Burke, Director of Engineering für Android.

Neu ist beispielsweise auch die Anzeige von Benachrichtigungen außerhalb der Statusleiste. Sie werden samt Interaktionsmöglichkeiten in einem Pop-up-Fenster angezeigt, das die gerade geöffnete Anwendung überlagert. Dies erlaubt beispielsweise einen einfachen Zugriff auf Benachrichtigungen, wenn gerade eine Vollbild-App wie ein Spiel geöffnet ist. Per Fingerwisch lassen sie sich auch ignorieren. Zudem können Nutzer Apps bestimmen, von denen Heads-up-Benachrichtigungen angezeigt werden sollen.

Darüber hinaus wird die neue Laufzeitumgebung Android Runtime die aktuelle Dalvik-Software ersetzen. Dadurch wird sich die Leistung von Apps nahezu verdoppeln. Ein erster Prototyp von ART ist bereits in Android 4.4 KitKat enthalten – ab Werk ist er aber nicht aktiviert. Anfänglich verursachte er noch Kompatibilitätsprobleme, die jetzt aber behoben sein sollen. Des Weiteren funktioniert ART auch mit 64-Bit-Chips. Die Laufzeitumgebung unterstützt aber nicht nur die 64-Bit-ARMv8-Architektur, sondern auch die 64-Bit-Architektur von Intel und AMD und sogar MIPS64 des Chipentwicklers MIPS.

HIGHLIGHT

ART: Turbolader für Android

Android 4.4 Kitkat enthält eine neue, aber noch experimentelle Laufzeitumgebung. Die als Alternative zu Dalvik mit Android Runtime (ART) bezeichnete Lösung soll den Start und die Ausführungsgeschwindigkeit von Programmen und Diensten erheblich beschleunigen. Erste Benchmarks zeigen einen Leistungsgewinn von bis zu 100 Prozent. Es gibt aber auch Nachteile.

Außerdem wird Android 5.0 Lollipop über eine Diebstahlsicherung verfügen, die auf Forderung mehrere US-Staaten zurückgeht. Als erster Hersteller hat Apple für seine Mobilgeräte mit iOS 7 einen effektiven Diebstahlschutz integriert. Ohne Authentifizierung kann ein Dieb ein gestohlenes iPhone oder iPad nicht nutzen. Das von Apple implementierte Verfahren ist so wirkungsvoll, dass sogar die New Yorker Polizei iPhone-Besitzer darauf aufmerksam macht. Auch die Generalstaatsanwälte von New York und San Francisco begrüßten die Einführung des Diebstahlschutzes in iOS 7. “Nach monatelangem Druck reagiert Apple mit dem weltweit ersten Versuch, der Epidemie von Smartphone-Diebstählen mit einer technischen Lösung beizukommen”, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung. Sie drücken darin ihre Hoffnung aus, dass sich die Gerätesperre bewährt und “iPhone-Benutzer davor bewahrt, Opfer zu werden, wenn die Diebe die Erfahrung machen, dass die Geräte keinen Wiederverkaufswert haben”.

Bereits im April hatten mehrere große Anbieter von Mobilbetriebssystemen und Smartphones sowie die fünf größten Mobilfunkprovider in den USA die Einführung einer Diebstahlsicherung angekündigt. Die Unternehmen reagieren damit auf Pläne mehrerer Bundesstaaten und Städte, die einen “Kill Switch” für mobile Geräte gesetzlich vorschreiben wollen. Bis Juli 2015 soll jedes Gerät über eine Diebstahlsicherung verfügen.

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Kai Schmerer

Kai ist seit 2000 Mitglied der ZDNet-Redaktion, wo er zunächst den Bereich TechExpert leitete und 2005 zum Stellvertretenden Chefredakteur befördert wurde. Als Chefredakteur von ZDNet.de ist er seit 2008 tätig.

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