Im August sorgte Samsung für Schlagzeilen, als das südkoreanische Unternehmen für geschätzte 200 Millionen Dollar das auf Heimautomatisierung spezialiserte Startup SmartThings kaufte. Auch Apple arbeitet mit HomeKit an einer Smart-Home-Lösung, die es den Nutzern von Apple-Produkten ermöglichen soll, Thermostate, intelligente Lampen, Internet-fähige Haushaltsgeräte und sogar Türschlösser zentral zu steuern. Dem Vernehmen nach sitzt der Branchenriese zudem an der Entwicklung von Massenmarkt-tauglichen Lösungen für die Heimautomatisierung beziehungsweise Lautsprechersysteme. Vor diesem Hintergrund rückt auch die Übernahme von Beats Electronics und Beats Music für 3 Milliarden Dollar in ein neues Licht.
Anfang des Jahres bezahlte Google für die Übernahme von Nest, einen Anbieter digitaler Thermostate und Rauchmelder, sogar 3,2 Milliarden Dollar. Nach dem 12,5-Milliarden-Dollar-Deal für den Kauf von Motorola war dies die zweitgrößte Übernahme in der Firmengeschichte des US-Konzerns.
„Nest Labs scheint zwar auf Thermostate und Feuermelder fokussiert zu sein, aber es ist nicht abwegig, dass Google diese Technologie mit der Zeit auf andere Geräte überträgt“, prognostizierte Shyam Patil, Analyst bei Wedbush, anlässlich der Nest-Übernahme. „Die Automatisierung von Haushalten ist eine der größten Geschäftsmöglichkeiten, wenn man vom allgegenwärtigen Internet redet, das alles verbinden wird“, so Patil.
Im Juni übernahm wiederum Nest für 555 Millionen Dollar die Firma Dropcam, die für vernetzte Kameras und Sensoren bekannt ist. Nest-Mitgründer Matt Rogers versicherte dabei, dass nicht nur Dropcam in Nest integriert werde, sondern auch die bestehenden Datenschutz-Bestimmungen. Google hatte bei der Übernahme von Nest ebenfalls betont, dass die Nutzerinformationen nicht automatisch mit den Daten von Google verknüpft würden.
Die Themen Datenschutz und Sicherheit dürften eine entscheidende Rolle spielen bei der Entwicklung des Smart Homes vom ehemaligen Nischendasein zum Massenmarkt. Das Vertrauen der Verbraucher werden die Anbieter nur mit Standards gewinnen können, die ebenso sicher wie einfach sind.
Noch bieten viele Anbieter von Smart-Home-Produkten allerdings entweder Insellösungen an, die auf Standards wie KNX, ZigBee, Z-Wave basieren und sich nicht mit den Produkten anderer Unternehmen kombinieren lassen. Oder es kommen Übertragungsstandards zum Einsatz, die nicht sicher sind oder zu Interferenzen mit anderen Produkten führen. So setzt beispielsweise Nest auf WLAN-Übertragung, die in der Unterhaltungsindustrie entscheidenden Anteil daran hat, dass Endverbraucher ihre Heimnetzwerke selbst ohne großes IT-Know-how einrichten und nutzen können. Das bedeutet allerdings gleichzeitig, dass es mit jedem neuen Gerät mehr potenzielle Störquellen gibt, da Geräte wie Laptops, Mikrowellen und Garagentoröffner alle auf derselben Frequenz funken. Zudem ist die Reichweite von WLAN eher gering, der Stromverbrauch dagegen hoch. Gerade im Smart-Home-Bereich ist dies ein wunder Punkt, da der Energieverbrauch für viele Heimbesitzer ein wichtiges Kriterium ist.
Ein Standard, der die wichtigsten Voraussetzungen für eine herstellerübergreifende und sichere Vernetzung von Häusern und Gebäuden erfüllt, ist der auf DECT-Frequenzen basierende ULE-Funkstandard (Ultra-low Energy). Anders als WLAN ermöglicht ULE zwar keine imposante Breitbandübertragung, allerdings ist diese im Smart Home auch weniger wichtig als bei Unterhaltungselektronik. Mit Energieeffizienz sowie einer größeren Reichweite, Stabilität und vor allem sicherem Schutz der übertragenen Daten bringt ULE jedoch alles mit, was Anwender sich wünschen.
Der Energieverbrauch von Geräten, die ULE-Technologie verwenden, liegt im Mikroampere-Bereich. Interferenzen mit anderen Geräten wie Mikrowellen oder Garagenöffnern sind dank des geschützten Frequenzbereiches von 1890 bis 1900 MHz ausgeschlossen und die verschlüsselten Verbindungen machen ULE deutlich sicherer als andere Funkstandards. Über 100 Sensoren und Aktoren können mit ULE rund ums Haus miteinander verbunden werden. Und da bereits Millionen DECT-Gateways wie die Speedports der Deutschen Telekom oder die FRITZ!Box von AVM mittels eines Software-Update ULE-fähig gemacht werden können, steht der Verbreitung von ULE nichts im Weg. Zumindest in der Theorie.
In der Praxis sieht es derzeit zumeist noch so aus, dass die Hersteller, die ULE bereits testen oder gar nutzen, die eigenen Systeme und Lösungen so ausrichten, dass trotz des eigentlich offenen Standards keine herstellerübergreifende Kompatibilität besteht. Das betrifft unter anderem Cisco, Gigaset, Panasonic und auch Samsung.
René Kohlmann, Vorsitzender der ULE Alliance, zeigt Verständnis für die Hersteller, geht aber davon aus, dass die ULE-Produkte ebenso wie Geräte, die noch andere Standards nutzen, mit der Zeit an die Bedürfnisse der Kunden angepasst werden. „Die Hersteller haben über viele Jahre Zeit und Geld in die Entwicklung ihrer Smart-Home-Lösungen gesteckt. Deshalb ist es ganz normal, dass jetzt nicht gleich alle Unternehmen vom bisherigen Weg abweichen“, erklärt Kohlmann. „Aufgrund der offensichtlichen Vorteile wird ULE aber schon bald weit verbreitet sein und auch herstellerübergreifende Kommunikation ermöglichen.“
Gerade bei den bereits millionenfach verbreiteten DECT-Gateways ist schon ein einfaches Software-Update ausreichend, um diese ULE-fähig zu machen und Interoperabilität zu ermöglichen. Bei anderen Smart-Home-Komponenten ist zumeist ein wenig mehr Aufwand erforderlich. Dass der Boom der vernetzten eigenen vier Wände sich fortsetzen wird, daran haben die Experten allerdings keinen Zweifel.
Matt Hatton von Machina Research geht davon aus, dass die intelligente Verknüpfung von Maschinen und Geräten bis 2023 weiter stark ansteigen wird. 43 Prozent aller 22 Milliarden M2M-Verbindungen werden dann auf intelligente Gebäude zurückgehen, und der Großteil davon aufs Smart Home, verkündete Hatton am vergangenen Montag auf dem M2M Summit in Düsseldorf. Mit 32 Prozent hat da selbst die Unterhaltungselektronik das Nachsehen.
Die Zahl an Unternehmen und Anwendern, die M2M-Technologie nutzen, steigt mit dem „Internet of Things“ rapide an. Ein weiterer Grund für die steigende Nachfrage nach M2M-Lösungen liegt in der Trendwende bei der Entwicklung. Das zeigt sich auch an der Ausrichtung des diesjährigen M2M Summits, der stärker denn je auf die Bedürfnisse der Anwender ausgerichtet ist.
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