Samsung: Patentabkommen mit Microsoft verstößt gegen Kartellgesetze

Im Streit mit Microsoft um ausstehende Lizenzzahlungen hat Samsung Ende vergangener Woche einen neuen Schriftsatz eingereicht. Wie Reuters berichtet, behauptet das koreanische Unternehmen nun, das 2011 geschlossene Lizenzabkommen sei ungültig, weil es nach Abschluss der Übernahme von Nokias Handysparte durch Microsoft gegen Kartellgesetze verstoße. Bisher hatte es Redmond lediglich vorgeworfen, mit der Nokia-Akquisition gegen die Vereinbarung zu verstoßen.

Samsung hat sich dem Bericht zufolge 2011 auch verpflichtet, Windows Phones zu entwickeln und vertrauliche Geschäftsdaten an Microsoft weiterzugeben. Zudem sei eine Senkung der Lizenzgebühren vereinbart worden, falls Samsung eine bestimmte Zahl von Windows-Smartphones verkaufe.

Diese Bedingung hat Samsung allerdings nicht erfüllt. Tatsächlich hat das Unternehmen mit dem Ativ S nur ein einziges Windows Phone im Programm. Zudem schrumpfte der Marktanteil von Windows Phone seit 2013 kontinuierlich. In Europa erreichte das Mobil-OS dritten Quartal nur noch einen Anteil von 9,2 Prozent.

Seit der Übernahme von Nokia sei Microsoft ein Hardware-Konkurrent von Samsung, heißt es weiter in dem Bericht. Die Weitergabe von Geschäftsgeheimnissen an einen Wettbewerber Verstoße in den USA aber gegen Kartellgesetze. „Die Vereinbarungen – die sich jetzt auf Konkurrenten beziehen – laden zu Anklagen wegen geheimen Absprachen ein“, zitiert Reuters aus dem Samsung-Schriftsatz.

Microsoft wies die Vorwürfe in einer Reuters vorliegenden Stellungnahme zurück. Ein Sprecher sagte demnach, er sei weiterhin von Microsofts starker Position in dem Fall überzeugt.

Aus Anfang Oktober veröffentlichten Gerichtsunterlagen geht hervor, dass Samsung allein im vergangenen Jahr rund eine Milliarde Dollar gezahlt hat, um patentierte Techniken in seinen Android-Geräten nutzen zu dürfen. Die Summe basiert auf weniger als 300 Millionen verkauften Geräten. Eine Gebühr von offenbar mehr als 3 Dollar pro Smartphone dürfte für Samsung angesichts sinkender Margen ein guter Grund sein, das Android-Abkommen mit Microsoft anzufechten.

[mit Material von Steven J. Vaughan-Nichols, ZDNet.com]

Tipp: Sind Sie ein Android-Kenner? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de

Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

Recent Posts

Dritte Beta von Android 16 veröffentlicht

Die kommende Version von Googles Mobilbetriebssystem erreicht Plattform-Stabilität. Damit ist die Entwicklung der APIs von…

4 Stunden ago

Intel ernennt Lip-Bu Tan zum neuen CEO

Der Manager war bis August 2024 Mitglied des Board of Directors von Intel. Der derzeitige…

10 Stunden ago

Kritische Sicherheitslücken in Adobe Acrobat und Reader

Sie erlauben unter anderem das Einschleusen und Ausführen von Schadcode aus der Ferne. Betroffen sind…

16 Stunden ago

Microsoft stopft aktiv ausgenutzte Sicherheitslöcher in Windows

Betroffen sind alle unterstützten Windows-Versionen. Der März-Patchday beseitigt sieben Zero-Day-Lücken und sechs als kritisch eingestufte…

1 Tag ago

Apple schließt Zero-Day-Lücke in iOS, iPadOS, macOS und Safari

Der neue Patch ergänzt eine Fehlerkorrektur aus Januar. Er soll einen Sandbox-Escape in Safari unter…

2 Tagen ago

Hackergruppe SideWinder nimmt Atomkraftwerke ins Visier

Die Gruppe greift neuerdings auch Ziele in Europa an. Ziel der Angriffe sind Betriebsdaten, Forschungsprojekte…

2 Tagen ago