Der chinesische Smartphone-Hersteller Xiaomi wächst nicht nur rasant, sondern fährt trotz seiner Kampfpreise steigende Gewinne ein. Das berichtet das Wall Street Journal und beruft sich dabei auf ein von ihm eingesehenes vertrauliches Dokument. Demnach stieg Xiaomis Nettogewinn im letzten Jahr um 84 Prozent auf 566 Millionen Dollar, während es seinen Umsatz mehr als verdoppeln konnte. Eine Tabelle des Dokuments prognostiziert außerdem einen weiteren Gewinnanstieg um 75 Prozent in diesem Jahr.
Die Zahlen scheinen die Annahmen vieler Analysten zu widerlegen, die davon ausgingen, dass der chinesische Hersteller seine rapiden Umsatzzuwächse auf Kosten der Rentabilität erzielt. Als Erklärung für die trotz niedriger Verkaufspreise guten Gewinne legt das Papier vor allem die vergleichsweise geringen Vertriebs- und Marketingkosten nahe. Nur 3,2 Prozent seines Umsatzes soll Xiaomi im Jahr 2013 dafür ausgegeben haben. Möglich wurde diese geringe Ausgabenquote durch die vorrangige Online-Vermarktung, verbunden mit einer intensiven Kundenansprache über Social Media.
Obwohl erst vor vier Jahren gegründet, konnte das Unternehmen mit dieser erfolgreichen Verkaufsstrategie im zweiten Quartal 2014 Samsung als größten Smartphoneanbieter in China ablösen. Xiaomi bietet in China ein sehr großes Produktportfolio an, das praktisch alle Preislagen abdeckt und auch zahlreiche High-End-Geräte umfasst. Letztere stellt es seinen Kunden nur in begrenzten Stückzahlen zur Verfügung, um die Nachfrage hochzuhalten. Darüber hinaus haben die Xiaomi-Smartphones ein Design, das chinesische Verbraucher anspricht, und trotz High-End-Funktionen einen Preis, der deutlich niedriger ist als bei der Konkurrenz.
Auch aus Indien konnte Xiaomi kürzlich einen erfolgreichen Flash-Sale melden, bei dem die 40.000 verfügbaren Smartphones in nur 4,2 Sekunden verkauft wurden. Xiaomi hält solche “Blitzverkäufe” regelmäßig in den von ihm bedienten Ländern ab. Es setzt darauf, dass sich die günstige Gelegenheit in Sozialen Netzen herumspricht, was Werbemaßnahmen größtenteils überflüssig macht. In Taiwan gab es allerdings schon Ärger mit Behörden, die Xiaomis Verkaufszahlen anzweifelten.
Xiaomi plant eine weitere internationale Expansion und sieht sich derzeit nach Investoren für eine weitere Finanzierungsrunde um – was auch das Durchsickern seiner Gewinnzahlen erklären könnte. Das Unternehmen strebt dabei eine Bewertung von 40 Milliarden Dollar oder höher an, wie Forbes von mehreren Quellen geflüstert bekam. Bei seiner vierten Finanzierungsrunde im Jahr 2013 wurde es mit 10 Milliarden Dollar bewertet – und das war schon mehr als verdoppelt gegenüber der Bewertung von 4 Milliarden Dollar im Juni 2012. Laut IDC belegt Xiaomi, obwohl es hauptsächlich nur in China aktiv ist, bereits den dritten Platz unter den weltweit führenden Smartphonherstellern.
Zu den Hürden für eine weitere internationale Expansion Xiaomis zählt das WSJ vor allem die Patentsituation in entwickelten Märkten wie den USA. Dem chinesischen Unternehmen stelle sich die Schwierigkeit entgegen, zuerst ein umfangreiches Patentportfolio aufbauen zu müssen, um sich gegen branchenübliche und kostspielige Patentklagen verteidigen zu können. Einen Vorgeschmack gaben bereits Apples Plagiatsvorwürfe, gegen die sich Xiaomi zu wehren hatte.
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