Amazon und Hachette legen Streit um E-Book-Preise bei

Amazon und der Verlag Hachette haben ihren monatelangen Streit um E-Book-Preise beigelegt. Weder der Onlinehändler noch die Tochtergesellschaft der französischen Unternehmensgruppe Lagardère wollten sich zu den genauen Konditionen der Einigung äußern. Sie bestätigten in einer gemeinsamen Stellungnahme lediglich, dass Hachette das Recht habe, die Preise für seine E-Books selbst festzulegen.

Amazon und Hachette haben ihren Streit um E-Book-Preise beigelegt (Bild: Sarah Tew/CNET).

Das Abkommen tritt Anfang nächsten Jahres in Kraft. Damit soll sich auch die Beziehung zwischen den Streitparteien wieder normalisieren. Ab sofort berücksichtigt Amazon die Publikationen des Verlags auch wieder in seinen Werbemaßnahmen.

Der Streit war im Mai eskaliert, nachdem Amazon sich geweigert hatte, Vorbestellungen für kommende Hachette-Titel anzunehmen und vorhandene Titel zu bevorraten. Hachette warf Amazon daraufhin vor, vorsätzlich Lieferungen zu verzögern und Autoren für seine Zwecke einzusetzen. Im Juli wiederum hatten fast 900 Autoren, darunter Stephen King, John Grisham und die Pulitzer-Preisträgerin Jennifer Egan einen offenen Brief an Amazon unterzeichnet, der die Verhandlungstaktik des Unternehmens kritisierte.

Teilweise trugen die Gegner ihre Auseinandersetzung öffentlich aus. Laut einer Stellungnahme im Kindle-Kundenforum vom Juli schlug Amazon eine Preisobergrenze von 9,99 Dollar für E-Books vor, bei der es aber auch Ausnahmen vorsah. Hachette, dem viertgrößten Verlag der USA, schwebte hingegen eine Spanne zwischen 12,99 und 14,99 Dollar vor.

Hinsichtlich der jetzt erzielten Einigung erklärte Hachette-CEO Michael Pietsch: „Das sind großartige Neuigkeiten für Autoren. Von der neuen Vereinbarung werden Hachettes Autoren jahrelang profitieren. Sie eröffnet Hachette enorme Marketinmöglichkeiten mit einem unserer wichtigsten Buchhandelspartner.“

Die Einigung markiert einen seltenen Sieg für die Verlage, die damit kämpfen, dass immer mehr Kunden zu günstigeren im Internet angebotenen E-Books greifen statt zu gebundenen Ausgaben im Buchhandel. Amazon kontrolliert Schätzungen zufolge ein Drittel des gesamten Buchmarktes und über die Hälfte des Markts für elektronische Bücher – nicht zuletzt dank seiner Kindle-Lesegeräte. Dadurch verfügt Amazon gegenüber den Verlagen über eine sehr starke Verhandlungsposition.

Hachette scheint nun aber einen Kompromiss mit dem Onlinehändler geschlossen zu haben. Amazon zeigte sich „zufrieden mit der neuen Vereinbarung, die spezielle finanzielle Anreize für Hachette einschließt, um günstigere Preise anzubieten“. Das stelle seiner Ansicht nach einen großen Gewinn sowohl für Leser als auch Autoren dar, erklärte Dave Naggar, für Kindle zuständiger Vice President bei Amazon.

Der bei Hachette unter Vertrag stehende Thriller-Autor Douglas Preston, der im August in einer ganzseitigen Anzeige in der New York Times Amazons Vorgehen verurteilt hatte, sagte der Zeitung jetzt: „Ich bin erleichtert, dass Amazon und Hachette eine Einigung erzielt haben. Doch wenn man genauer darüber nachdenkt, täuschen sie sich selbst. Amazon begehrt Marktanteile so sehr wie Napoleon neue Territorien begehrte.“ Andere Autoren bleiben ebenfalls skeptisch. „Man muss nicht annehmen, nur weil Amazon und Hachette beide ‚glücklich‘ sind, bedeutet dies, dass alles toll wird für die Hachette-Autoren“, schrieb etwa der Science-Fiction-Autor John Scalzi auf Twitter, der nicht bei Hachette unter Vertrag steht.

Das Hin und Her zwischen Hachette und Amazon könnte das öffentliche Bild des Onlinehändlers nachhaltig beschädigt haben, sagt der BCG-Analyst Colin Gillis. „Die Leute sympatisieren mit den Autoren. Es ist gut, dass das geklärt wurde, aber wir werden sehen ob Hardcore-Leser Amazon künftig in einem anderen Licht sehen.“

[mit Material von Donna Tam und Nick Statt, News.com]

ZDNet.de Redaktion

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