Nokia-CEO gibt Ausblick aufs künftige Geschäft ohne Mobilgeräte

Nokia-CEO Rajeev Suri hat auf seinem Capital Marktes Day 2014 in London erläutert, worauf in den komenden Jahren der Fokus bei seinen Geschäften liegen wird. Nach dem Verkauf der Mobilgerätesparte an Microsoft im April sind die verbliebenen Geschäftsbereiche der Kartendienst Here, Nokia Networks und die Forschung und Patente umfassende Sparte Nokia Technologies.

Die letzten Jahre bezeichnete Suri als eine Zeit „schwieriger Veränderungen“. Zuletzt habe man nach einer langen Phase des Abschwungs aber erstmals seit 2011 wieder ein Wachstum gegenüber dem Vorjahr erzielt. Nun gehe man von einem weiteren Wachstum in allen drei Geschäftsbereichen aus.

Nokia-CEO Rajeev Suri (Bild: Nokia)

Angeführt wird es von der Netzwerksparte, die laut Suri „etwas schneller als der Markt“ wächst, der aktuell von Nokia, Huawei und Ericsson dominiert wird. Trotz einer rückläufigen Zahl von Marktteilnehmern im Netzwerksegment sei nicht mit einem leichteren Wettberwerb zu rechnen, weil kleine Player aggressiver vorgehen und IT-Unternehmen verstärkt über einen Markteinstieg nachdenken.

Investitionen in neuere Netzwerktechniken wie 4G werden dem Nokia-Chef zufolge Rückgänge bei älteren Technologien ausgleichen. 4G werde wahrscheinlich in absehbarer Zukunft die Technik bleiben, in die hauptsächlich investiert werde, auch wenn Schätzungen davon ausgehen, dass Netzwerke auf Basis des Vornormstandards 5G in spätestens vier Jahren eingeführt werden.

„Jede technologische Veränderung kommt nie so schnell wie die Leute glauben“, sagte Suri. „4G wird viele, viele Jahre neben 5G existieren, und sowohl Abdeckung als auch Konnektivität verbessern.“ Es werde noch jahrelang für 80 Prozent der Infrastrukturausgaben verantwortlich sein, ergänzte der Nokia-CEO.

Nach Schätzungen des finnischen Unternehmens wird zudem der Aufstieg des Internets der Dinge (Internet of Things, IoT) das Netzwerkgeschäft beflügeln. Bis 2025 geht es von 50 Milliarden verbundenen Geräten aus. „Wir kundschaften derzeit die großen Möglichkeiten im IoT-Bereich aus, zu denen Analytics udn Machine-to-Machine-Verbindungsplattformen zählen“, so Suri.

Weitere Zukunftstechniken auf Nokias Netzwerk-Radar sind 5G, Cloud-RAN, intelligente Antennen und kleine Funkzellen. In Bezug auf Letztere erklärte Suri: „Ich habe immer gesagt, dass wir da sein werden, wenn es einen Markt dafür gibt. Nun ist es soweit.“ Und wie viele Hardwarehersteller zuvor, hofft auch Nokia, Umsatzrückgänge durch sein Servicegeschäft ausgleichen zu können, das Systemintegration, Planung und Optimierung von Netzwerken sowie Managed Services umfasst.

Suri zufolge will Nokia die in den letzten Jahren in seinem Netzwerkgeschäft gelernten Lektionen – durch Anwendung von Kaizen und Einsparungen, die operative Effizienz zu verbessern – auf Here übertragen. Den Kartendienst sieht es nach einer Phase stagnierender Verkäufe und Break-Even-Ergebnisse auf Wachstumskurs. Hier will es vor allem durch Flotten- und Smart-Asset-Management-Produkte stärker im Enterprise-Bereich Fuß fassen, den es bisher nur mit Automotive-Produkten bedient. „Enterprise ist heute nur ein kleines Geschäft für uns, aber eins mit großem und langfristigem Wachstumspotential“, sagte Suri auf dem Investorentag. Im Consumer-Bereich wolle man hingegen nicht direkt mit Branchenprimus Google konkurrieren, sondern baue stattdessen auf Partner wie Yahoo, Microsoft und Amazon, die sein Angebot über B2B2C-Strategien an die Endkunden brächten.

Für das Patent- und Lizenzgeschäft machte Suri keine großen Vorhersagen. Hier müsse man sich zunächst weiter orientieren, ehe man gesicherte Aussagen hinsichtlich der Ergebnisse und Zeitpläne für die Erforschung und Entwicklung neuer Technologien sowie für Lizenzgeschäfte treffen könne. Der Fokus liege aber weiterhin auf dem Lizenzgeschäft.

Suri nutzte den ersten Capital Markets Day seit fünf Jahren auch dazu, um mit Gerüchten aufzuräumen, laut denen Nokia ins Mobilgerätegeschäft zurückkehren will. „Wir streben keine Rückkehr in den Consumer-Handymarkt an sich an“, betonte der CEO. Aber die Marke Nokia werde auf lange Sicht über Lizenzdeals in die Consumer-Welt zurückkehren. „Die Marke Nokia ist immer noch extrem wirksam und wir beobachten beachtliches Interesse an einer Lizenzierung. Wir werden dem nachgehen, auf eine bedächtige und wohl überlegte Weise.“

[mit Material von Jo Best, ZDNet.com]

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ZDNet.de Redaktion

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