Facebook zeigt weniger werbende Beiträge im News-Feed

Facebook hat angekündigt, in Zukunft „übermäßig werbende“ Beiträge aus dem News-Feed auszufiltern. Es beruft sich dabei auf eine Umfrage unter Hunderttausenden seiner Nutzer. Sie hätten den Wunsch zum Ausdruck gebracht, weniger werbende Inhalte und mehr Postings von ihren Freunden oder Seiten sehen zu wollen, die ihnen tatsächlich etwas bedeuten.

„Bei dieser Veränderung geht es darum, den Menschen die bestmögliche Facebook-Erfahrung zu geben“, heißt es in der Ankündigung. „Die Idee dahinter ist, die Relevanz und Qualität der Beiträge insgesamt – einschließlich der Nachrichten von Facebook-Seiten – zu heben, die der Nutzer in seinem News-Feed zu sehen bekommt.“

Davon betroffenen Firmen empfiehlt das Social Network, bezahlte Inserate für ihre Werbung zu schalten. Brian Boland, bei Facebook als Vice President für die Vermarktung von Werbeprodukten verantwortlich, bestritt gegenüber der New York Times, dass es Facebook um höhere Einnahmen durch Anzeigen gehe. Die Veränderungen seien vielmehr gut für Nutzer wie auch für Werber. „Die meisten der gelisteten Beiträge, die etwa Gewinnspiele anpreisen, stellen wohl keine großartigen Inhalte dar“, sagte er. „Wir reagieren darauf, was die Leute sehen wollen.“

HIGHLIGHT

Wie Facebook tickt und was der Nutzer dafür kann

Vor drei Jahren war Max Schrems einfach Jurastudent in Wien, heute kennt ihn die halbe Welt: Er ist der, der Facebook wegen Datensammelei verklagt hat. Jetzt hat er mit "Kämpf um deine Daten" sein erstes Buch vorgelegt.

Mit Inseraten hingegen könnten werbende Unternehmen gezielt Nutzer entsprechend ihren Interessen und ihrem Standort erreichen. „Ein Werber möchte sich nicht an Leute wenden, die diese Beiträge gar nicht sehen wollen“, argumentierte Boland. Außerdem erlaubten die Inserate eine bessere Nachverfolgung der Ergebnisse.

Die Änderung dürfte allerdings für noch größeren Ärger bei Inhabern von Facebook-Seiten sorgen, die sich schon seit Jahren darüber beschweren, dass ihre Beiträge immer seltener bei ihren eigenen Fans ankommen. Zu ihnen gehören etwa der Schauspieler George Takei, der auf seiner Facebook-Seite über 8 Millionen Likes einsammeln konnte, oder der Lebensmittel-Lieferdienst Eat24. „Ich verstehe, dass FB Geld verdienen muss, insbesondere da es jetzt an der Börse gehandelt wird“, sagte Takei. „Aber meiner Meinung nach stellt das den Begriff von ‚Fans‘ auf den Kopf.“

Nach unabhängigen Schätzungen erreichen schon jetzt von einer Marke über ihre Facebook-Seite veröffentlichte Beiträge nur 2 bis 8 Prozent ihrer Fans. Ab Januar werden Algorithmen noch stärker ausdünnen, was im News-Feed des Nutzers davon ankommt. Nicht mehr durchkommen sollen laut Facebook etwa Beiträge, die zum Kauf eines Produkts oder der Installation einer App auffordern, Gewinnspiele anpreisen oder bereits in einem Werbeinserat veröffentlichte Inhalte einsetzen.

Facebook kann sich das Vorgehen offenbar leisten, weil Unternehmen das Social Network nicht mehr ignorieren können. „Facebook verfügt über Daten im Überfluss für ein gezieltes Ansprechen“, zitiert die Times Jordan Bitterman, Chief Strategy Officer der Werbeagentur Mindshare. „Sie dominieren bei der Art von Produkten, die sie dem Markt anbieten.“

[mit Material von Ian Sherr, News.com]

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ZDNet.de Redaktion

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