Mit dem zweiten Update für die Enterprise Technical Preview von Windows 10 hat Microsoft ein grundlegendes Features der OneDrive-Synchronisation geändert und damit offenbar viele Nutzer unglücklich gemacht. Während zahlreiche weitere Veränderungen sowie neue Touch-Gesten zur vereinfachten Bedienung überwiegend gut aufgenommen wurden, verärgerte dieses eine Feature viele Tester.
Auf Microsofts UserVoice-Site unterbreitete Mary Branscombe, IT-Journalistin und Ko-Autorin mehrerer Bücher über Windows 8, einen Feature-Vorschlag, der auf die Rücknahme der ungeliebten Änderung zielte. Schon in wenigen Tagen fand sie dafür die Unterstützung von über 3700 Nutzern der Testversion – und ihre Zahl erhöht sich noch immer rapide. Auch die Kommentare unter ihrem Beitrag fallen fast durchweg ablehnend gegenüber der Änderung aus.
Branscombe wünscht sich zumindest eine Option, um erneut alle OneDrive-Dateien im Datei-Explorer angezeigt zu bekommen, ob sie synchronisiert sind oder nicht. „Wenn diese Integration entfällt, dann bietet die Nutzung von OneDrive keine Vorteile gegenüber jeder anderen Cloud“, argumentiert sie. „Bitte fügen Sie eine Option für Power-User hinzu, damit sie weiterhin alle Dateien sehen können, und zeigen Sie durch eine Icon-Einblendung, welche Dateien lokal oder in der Cloud gespeichert sind.“
Mit Windows 8.1 hatte Microsoft Platzhalter für Cloud-Dateien eingeführt, die aus Platzgründen nicht automatisch auf den Rechner synchronisiert wurden. Kleine Platzhalter-Dateien dienten dazu, verfügbare Ordner und Dateien anzuzeigen. Vom Nutzer geöffnete Dokumente wurden dann automatisch synchronisiert. Microsoft selbst kündigte dieses Konzept der „smarten Dateien“ mit einem überschwänglichen Blogeintrag im Juli 2013 an. Es fand seinen Weg auch in die Vorschauversion von Windows 10, bis es mit dem jüngsten Update entschwand.
Mit dem vor wenigen Tagen veröffentlichten Build 9879 erfolgt die Synchronisation innerhalb der OneDrive Sync App, die im Hintergrund läuft und über ein Symbol im Infobereich erreichbar ist. Eine automatische Synchronisation aller Dateien erfolgt jedoch nur unter dafür idealen Bedingungen – wenn lokal sehr viel Speicherplatz bereitsteht und auf OneDrive weniger als 500 MByte belegt sind. In der Regel muss der Nutzer daher zu synchronisierende Ordner auswählen, indem er sie in einer Baumstruktur markiert. Da es keine Platzhalter mehr für nur online verfügbare Dateien im Explorer gibt, sind diese dann nur über den Zugriff auf OneDrive mit einem Webbrowser in Erfahrung zu bringen.
Der für OneDrive verantwortliche Microsoft-Manager Jason Moore nahm die Kritik zur Kenntnis, begründete jedoch die Änderung mit dem Feedback anderer Nutzer. Diese seien beispielsweise verwirrt gewesen, weil sie nicht auf angezeigte Dateien zugreifen konnten, wenn sie offline waren. Auch hätten einige Anwendungen nicht gut mit den Platzhaltern harmoniert, und die Verlässlichkeit der Synchronisation habe gelitten.
„Wir waren nicht glücklich damit, wie wir die Platzhalter geschaffen hatten“, schrieb Moore. Zudem seien die Platzhalter nicht einfach „abgeschaltet“ worden. „Wir haben grundlegende Verbesserungen darin vorgenommen, wie die Synchronisation erfolgt. Dabei haben wir uns auf Zuverlässigkeit in allen Szenarios konzentriert.“
Eine kurzfristige Rückkehr der Platzhalter-Technik ist daher nicht unbedingt zu erwarten. „Längerfristig“ plant Microsoft zwar, wesentliche Features der Platzhalter zurückzubringen. Unklar ist aber derzeit noch, ob das bereits in der endgültigen Version von Windows 10 der Fall sein wird oder nicht.
Bei der Entwicklung von Windows 8 ignorierte Microsoft das kritische Feedback der Tester weitgehend. Bei Windows 10 will es erklärtermaßen besser auf die Rückmeldungen reagieren und sie nach Möglichkeit berücksichtigen. In der Kontroverse um die OneDrive-Synchronisation könnte sich beispielhaft zeigen, inwieweit das gelingt.
[mit Material von Ed Bott, ZDNet.com]
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