Am ersten Tag des Kartellprozesses um Apples in iTunes und iPods integrierte digitale Rechteverwaltung FairPlay haben die Kläger dem Unternehmen vorgeworfen, die Preise für seinen MP3-Player künstlich hoch gehalten und unnötige Software-Updates implementiert haben, um Mitbewerbern zu schaden und deren Musik-Downloads von Apple-Produkten zu verbannen.
Apples Anwalt William Isaacson hielt dem entgegen, die Umgehung der Rechteverwaltung habe dem Nutzererlebnis und der Qualität des Produkts geschadet. Apple habe auch keine überhöhten Preise für seine iPods verlangt. Vielmehr seien die Preise gefallen oder zumindest gleich geblieben, obwohl neue Geräte mehr Speicherplatz und zusätzliche Funktionen boten. Einen Schaden für Verbraucher habe es daher nicht gegeben.
Roger G. Noll, Wirtschaftsprofessor an der Stanford University, stützt als Experte der Kläger den Vorwurf, Apple habe Software-Updates für iTunes und iPod nur veröffentlicht, um zu verhindern, dass „legal von Apples Mitbewerbern verkaufte Songs auf ihren iPods wiedergegeben werden können“. Vor Gericht sagte er: „Diese Fixes zielten auf die Konkurrenz ab – wenn man einen Drittanbieter-Player benutzt hat, machten sie alles kaputt. Das war Apples Fix.“
Isaacson hielt dem entgegen, Apple habe iTunes 7.0 und 7.4 entwickelt, um die Sicherheit zu verbessern, und nicht, um Dritte wie RealNetworks aus seinen Systemen fernzuhalten. Die RealNetworks Software Harmony sei nach der Aktualisierung von FairPlay veraltet gewesen. „Das passiert, wenn man für ein Produkt Reverse Engineering betreibt und es ein Update für diese Architektur gibt“, sagte Isaacson.
RealNetworks hatte 2004 mit seiner Software Harmony einen Weg gefunden, Apples Rechteverwaltung auszuhebeln und die Wiedergabe von Songs aus seinem Online-Store auf iPods zu ermöglichen. Der 2005 eingereichten Sammelklage zufolge baute es dadurch seinen Anteil am digitalen Musikmarkt von 10 auf 20 Prozent aus, während Apples Anteil von 70 auf 60 Prozent schrumpfte. Der Klage hat sich RealNetworks allerdings nicht angeschlossen.
Auf aktuelle Apple-Produkte hat der Ausgang des Verfahrens keinen Einfluss. Das Unternehmen bietet seit 2009 nur noch DRM-freie Musik in seinem iTunes Store an. Schon 2007 hatte der damalige CEO Steve Jobs die Abschaffung jeglicher Rechteverwaltung gefordert. Sie sei lediglich auf Druck der Musikindustrie eingeführt worden.
Neben Marketing-Chef Phil Schiller ist iTunes-Chef Eddy Cue als Zeuge vorgesehen. Außerdem will das Gericht in den kommenden Tagen Teile einer im April 2011 aufgezeichneten Aussage des sechs Monate später verstorbenen Steve Jobs hören. Dabei geht es vor allem um Apples Umgang mit RealNetworks und den Einfluss der großen Musikfirmen.
Die Kläger fordern insgesamt 350 Millionen Dollar Schadenersatz. Reuters weist darauf hin, dass Entschädigungen nach dem US-Gesetz Clayton Antitrust Act of 1914 bei nachgewiesenen Kartellverstößen automatisch verdreifacht werden. Damit droht Apple sogar eine Strafzahlung von bis zu rund einer Milliarde Dollar.
[Update 4.12.2014]
Wie das Wall Street Journal berichtet, hat Apple nicht nur verhindert, dass Anwender über Drittanbieter-Software gekaufte Songs auf ihren iPod laden können, sondern auch Songs, die zuvor in einem anderen Store gekauft wurden und auf dem Gerät gespeichert waren, gelöscht. Die Maßnahme begründete das Unternehmen in der Gerichtsverhandlung mit Sicherheitsbedenken. Demnach vermutete Apple schadhaften Code in den in anderen Stores erworbenen MP3-Dateien. Um die Nutzer nicht mit Zusatzinformationen zu verwirren, habe man auf einen entsprechenden Lösch-Hinweis verzichtet.
[mit Material von Nick Statt und Shara Tibken, News.com]
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