Facebook-CEO Mark Zuckerberg hat sich in einem Interview mit dem Time Magazine gegen Vorwürfe von Apple-Chef Tim Cook gewehrt und im Gegenzug Apples Produkte als zu teuer bezeichnet. Cook hatte in einem offenen Brief werbefinanzierte Dienste und deren Datensammelei kritisiert und damit indirekt Facebook sowie Google angegriffen. Nutzer solcher Angebote seien keine Kunden, sondern das Produkt.
Von Time-Magazine-Autor Lev Grossman darauf angesprochen, erklärte Zuckerberg, dass seiner Ansicht nach das Geschäftsmodell – unabhängig davon, was für ethische Vorzüge es habe – sich einfach nicht skalieren lasse. „Unsere Aufgabe ist es, jeden auf der Welt zu vernetzen. Das schafft man nicht mit einem Dienst, für den man bezahlen muss.“ Grossmans Einwurf, dass Nutzer bei Facebook mit ihrer Zeit und ihren persönlichen Informationen bezahlten, wurde nicht beantwortet – ein Facebook-Mitarbeiter sorgte dafür, dass das Thema gewechselt wurde.
Allerdings äußerste sich Zuckerberg zuvor noch zu den Aussagen von Tim Cook: Allein die Tatsache, dass bei Apple die Nutzung von Diensten kostenpflichtig sei, bedeute noch lange nicht, dass Kunden und Anbieter gleiche Ziele verfolgten. „Ich finde es frustrierend, dass viele Leute ein auf Werbung basierendes Geschäftsmodell zunehmend damit gleichsetzen, dass man sich nicht mehr im Einklang mit seinen Kunden befindet“, sagte Zuckerberg. Er halte diese Vorstellung für ausgesprochen lächerlich. Es sei doch keineswegs so, dass die Interessen von Kunden und Anbieter bei Apple übereinstimmten, nur weil man dort für die Dienste bezahle. Falls das der Fall wäre, so Zuckerberg, dann würde Apple seine Produkte deutlich günstiger anbieten.
Allerdings stehen diese Aussagen keinesfalls im Mittelpunkt des Time-Artikels. Im Wesentlichen geht es darin um Facebooks Plan, alle Menschen zu vernetzen. Derzeit seien von der Weltbevölkerung von rund 7,2 Milliarden etwa 2,9 Milliarden im Internet aktiv. Allerdings sei es ein Trugschluß, davon auszugehen, dass die restlichen 4,3 Milliarden technisch keine Möglichkeit hätten, online zu gehen. Lediglich 15 Prozent der „Offliner“ seien tatsächlich von Internetzugängen abgeschnitten – beim Rest seien andere Gründe dafür verantwortlich – etwa dass attraktive Anwendungen viel zu komplexe und damit teure Endgeräte sowie breitbandige Verbindungen voraussetzen oder dass Mobilfunktarife zu teuer sind.
Auch dieses Problem hält Zuckerberg für lösbar: „Wir haben herausgefunden, dass die Aufgabe, jedermann in der Welt mit einem grundlegenden Internetzugang zu versorgen, mehrere Milliarden Dollar kostet oder möglicherweise einen niedrigen zweistelligen Milliardenbetrag. Mit den richtigen Innovationen ist das durchaus zu machen.“
Für die richtigen Innovationen soll unter anderem die Facebook-Initiative Internet.org sorgen, der auch Ericsson, Qualcomm, Nokia und Samsung angehören. Dabei wird zunächst eine Region in Augenschein genommen und geprüft, welche Inhalte Menschen dort bewegen könnten, ihre Online-Abstinenz aufzugeben. Diese Inhalte werden dann zusammengefasst, in der richtigen Sprache präsentiert und in eine schlanke App verpackt. Diese wiederum wird den dortigen Mobilfunkbetreibern angeboten, die sie kostenlos, und ohne für die Datenübertragung Geld zu verlangen, bereitstellen sollen. Angefangen hat man damit bereits im Juli in Sambia, in Tansania folgte der Start im Oktober.
In Sambia vereint die App AccuWeather, Wikipedia, die Google-Suche, das Angebot einer Organsiation für Frauenrechte sowie Stellenangebote – und natürlich Facebook. „Ich sehe das ähnlich wie die Notrufnummer 911 in den USA“, erklärte Zuckerberg. „Man braucht keinen Datentarif, aber in einem Notfall, bei einem Brand oder einem Überfall kann man immer anrufen und erhält Zugang zu grundlegenden Diensten. Und ich bin der Meinung, es sollte etwas Vergleichbares auch für das Internet geben.“
[mit Material von Peter Marwan, ITespresso.de]
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