Amazon hat sich über ausbleibende Genehmigungen für Testflüge seiner Drohnen beschwert, die es in kommenden Jahren für den Paketversand einsetzen will. In einem Brief an die US-Flugaufsicht Federal Aviation Administration (FAA) warnte der Onlinehändler vor einer Auslagerung seiner Drohnenforschung in andere Länder, sollte eine beantragte Ausnahmegenehmigung für Testflüge im Freien nicht bald erteilt werden.
Die US-Flugaufsicht hat den kommerziellen Einsatz kommerzieller Drohnen bis auf wenige Ausnahmen untersagt, die vor allem für Filmaufnahmen, Landwirtschaft sowie die Inspektion von Infrastruktur und Energieanlagen erteilt werden. Während Hobbyisten ihren Spaß mit Drohnen haben dürfen, müssen kommerzielle Betreiber sich auf einen langwierigen und kostspieligen Genehmigungsprozess einlassen. Als Grund für die strenge Regulierung führte die FAA unter anderem 25 Beinahe-Zusammenstöße von Flugzeugen mit kleinen Drohnen an.
Für Testzwecke stellt die Flugaufsicht außerdem Experimental-Zertifikate aus. Diese beantragte Amazon jedoch nicht, sondern verlangte eine breitere Ausnahmegenehmigung für Testflüge nahe seiner Firmenzentrale in Seattle. Eine solche beantragte das Unternehmen offiziell im Juli, erhielt bislang aber nicht die erwünschte Genehmigung.
„Wenn wir nicht die Möglichkeit haben, schon bald in den Vereinigten Staaten im Freien testen zu können, bleibt uns keine andere Wahl, als noch mehr von unserer Drohnenforschung und unseren Entwicklungsressourcen ins Ausland umzuleiten“, schrieb im Brief an die FAA Paul Misener, bei Amazon als Vizepräsident für Global Public Policy zuständig. „Ich fürchte, die FAA stellt die grundsätzlichen Vorteile infrage, die technologische Innovation bei unbemannten Fluggeräten in den Vereinigten Staaten zu halten.“
Amazon hofft, mit Drohnen Bestellungen innerhalb von 30 Minuten ausliefern zu können. Die für den geplanten Lieferdienst namens Amazon Prime Air vorgesehenen Fluggeräte verfügen über acht Rotoren und haben etwa die Größe eines Modellflugzeugs. Sie sollen direkt aus einem Logistikzentrum starten und Waren in Plastikboxen von der Größe eines Schuhkartons ausliefern.
Bei der ersten öffentlichen Vorstellung dieser Pläne erklärte Amazon-CEO Jeff Bezos Ende 2013, er rechne in vier bis fünf Jahren mit einem Start des neuen Dienstes. Dem stehen allerdings nicht nur die Regulierer und Sicherheitsanforderungen, sondern auch zahlreiche weitere ungelöste Probleme entgegen. Zu ihnen zählen die begrenzte Batterielebensdauer, der Einsatz bei stürmischem Wetter und die Navigation um elektrische Leitungen. Unklar scheint auch, wie eine Zustellung in städtischen Wohnblöcken erfolgen soll. Als praktikablere Methode im Kampf um die schnellste Zustellmethode für online bestellte Waren testet Amazon angeblich auch die Lieferung durch Fahrradkuriere.
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