Smartphone rooten: die wichtigsten Gründe für Admin-Rechte

Durch einen vollständigen Zugriff auf das Smartphone können Anwender das Gerät umfassend kontrollieren und es nach ihren Bedürfnissen einrichten und betreiben. Dank Root-Rechten ist es beispielsweise möglich, vorinstallierte Crapware rückstandlos zu löschen. Das spart nicht nur Speicherplatz, sondern vermeidet auch die Anzeige von zukünftigen Update-Hinweisen der sowieso nicht genutzten Programme. Nur mit Root-Zugriff ist es möglich, eine Firewall zu installieren, um damit den Datenverkehr zu kontrollieren. Auch lässt sich die Datensammelleidenschaft zahlreicher Apps effektiv beschneiden. Ein vollständiges Backup ist mit Root ebenfalls möglich. Man ist also wieder Herr im Haus und hängt nicht am Tropf eines Herstellers.

Um seinem Gerät Root-Rechte zu ermöglichen, muss Android modifiziert werden. Informationen dazu stehen im XDA-Forum für die meisten Geräte zur Verfügung. Für Nexus-Geräte und Modelle von Sony und LG hat ZDNet Anleitungen veröffentlicht.

Im folgenden erläutert ZDNet die Vorteile von Root-Rechten in Sachen Datenschutz, Sicherheit, App-Mangement und Datensicherung und -wiederherstellung.

Root-Rechte verwalten

Wie bei einem PC sind Admin-Rechte eine heikle Angelegenheit. Der Nutzer kann damit viel Schaden anrichten, sodass weniger erfahrene Anwender besser bei der Standardkonfiguration ihres Smartphones bleiben.

Grundsätzlich werden unter Android bei einem gerooteten Gerät nicht jeder App Admin-Rechte gewährt. Mit der von XDA-Entwickler Chainfire entwickelten App SuperSU steht eine Steuerungsmöglichkeit zur Vergabe von Root-Rechten zur Verfügung, die ähnlich funktioniert wie die Benutzerkontensteuerung unter gängigen Desktop-Betriebssystemen. Für versierte Anwender sollten Root-Rechte somit kein zusätzliches Sicherheitsrisiko schaffen.

Mit SuperSU lassen sich Root-Rechte effizient verwalten. Eine vollständige Deinstallation des Root-Zugriffs ist ebenfalls möglich (Bild: ZDNet.de).

Vollständige Datensicherung und -wiederherstellung

Stehen Root-Rechte zur Verfügung und ist der Bootloader entsperrt, installiert man am besten auch gleich ein Custom Recovery. Hierfür stehen die Tools TWRP Manager oder Flashify zur Verfügung. Durch die neue Wiederherstellungspartition stehen dem Anwender zahlreiche nützliche Funktionen zur Verfügung. So lässt sich darüber eine Custom ROM wie CyanogenMod oder OmniROM installieren oder ein vollständiges Backups seines Geräts erstellen und auf Basis dessen auch eine Wiederherstellung nach einem Zurücksetzen auf Werkseinstellungen durchführen. Im Test mit dem LG G3 vergehen für ein vollständiges Backup etwas über 8 Minuten. Die Wiederherstellung ist bereits nach knapp 3 Minuten abgeschlossen. Für ein vollständiges Backup und Wiederherstellung stehen außerdem Tools wie Titanium Backup zur Verfügung.

Mit einem Custom Recovery wie von Teamwin ist ein vollständiges Backup eines Android-Smartphones möglich (Bild: ZDNet.de)

App-Brechtigungen kontrollieren

Anders als unter iOS haben Android-Nutzer keinen Einfluss auf App-Berechtigungen. Entweder stimmt man den angeforderten Berechtigungen zu oder man installiert die Anwendung nicht. Mit gerooteten Geräten lässt sich hingegen die Datensammelleidenschaft der Programme begrenzen. Den grundsätzlichen Mechanismus dafür hatte Google selbst in Android 4.3 eingeführt, ihn aber seit Android 4.4 Kitkat wieder ausgeschaltet. Anwender, die Vollzugrgiff auf ihr Gerät haben, können App Ops aber wieder einschalten und somit Apps einzelne Berechtigungen entziehen.

Für Geräte, die mit einer Android-Version höher als 4.0.3 aber nicht mit Android 5.0 Lollipop betrieben werden, steht mit dem Xposed Framework und dem dazugehörigen Modul X Privacy Installer eine Lösung zur Verfügung, die über die Rechteverwaltung von App Ops hinausgeht. Da Android 5.0 Lollipop aber nicht mehr die für den Betrieb des Xposed Frameworks nötige Dalvik-Laufzeitumgebung unterstützt, steht das Tool für die neueste Android-Version nicht zur Verfügung.

App-Berechtigungen lassen sich mit App Ops kontrollieren (Bild: ZDNet.de).

Firewall, Diebstahlschutz, App-Sperre

Für Anwender, die über die Einstellungen von App Ops hinaus aus Datenschutzgründen ausgehenden Datenverkehr kontrollieren möchten, empfielt sich die Installation einer Firewall. Sie kann Apps den Zugriff auf das Internet je nach Interface wie WLAN oder Mobilfunk sperren. Als Standalone-Lösung empfielt sich der Einsatz von AFWall+. Wer darüberhinaus noch Wert auf eine Diebstahlsicherung und Antivirenschutz legt, ist mit Avast Mobile Security & Antivirus gut bedient. Die App informiert außerdem über in Apps enthaltene Werbemöglichkeiten und informiert den Nutzer bei Bedarf über Zeitpunkt und Umfang der in den Anwendungen integrierten Datensammelfunktionen. Außerdem beinhaltet die Lösungen eine Sperrmöglichkeit für Apps mit einer Pin-Abfrage.

Avast Mobile Security & Antivirus bietet eine Firewall und einen Diebstahlschutz (Bild: ZDNet.de).

Vorinstallierte Anwendungen entsorgen

Das Multifunktions-Tool ROM Toolbox Lite ermöglicht mit dem integrierten Modul App Manager das Löschen von vom Hersteller vorinstallierten Apps. Das spart nicht nur Speicherplatz, sondern vermeidet auch die Anzeige von zukünftigen Update-Hinweisen der sowieso nicht genutzten Programmen. Ist man sich nicht sicher, ob eine für das Löschen infrage kommende App systemrelevant ist und damit Probleme verursacht, wenn sie nicht mehr vorhanden ist, sollte man sie zunächst sichern, bevor man die Deinstallation in Gang setzt.

Mit ROM Toolbox Lite lassen sich vom Hersteller vorinstallierte Apps löschen (Bild: ZDNet.de).

Updates

Dank eines gerooteten Smartphones ist die Installation eines Custom Recovery meistens kein Problem. Lässt sich der Bootloader wie beim LG G3 nicht entsperren, steht mit dem sogenannten „Bumped“ Recovery inzwischen eine Lösung parat, mit der man problemlos Custom Roms wie CyanogenMod oder ChupaChups installieren kann. Für ältere Geräte, die vom Hersteller nicht mehr mit Updates versorgt werden, ist dies die einzige Möglichkeit, eine aktuelle Android-Version auf das Gerät zu installieren. Von CyanogenMod steht mit dem gleichnamigen Installer für Windows, OS X und Android eine Lösung parat, mit der man sehr einfach, die beliebte Custom ROM auf sein Smartphone installieren kann – vorausgesetzt, es gehört zu den 42 unterstützten Geräten.

Fazit

Ein gerootetes Android-Smartphone lässt sich vollständig kontrollieren. Neben funktionellen Erweiterungen wie der Möglichkeit eines vollständigen Backups lässt sich vor allem hinsichtlich persönlicher Daten ein höheres Schutzniveau als mit Standard-Android erreichen. Für Besitzer älterer Geräte, deren Software nicht mehr vom Hersteller gepflegt wird, ist ein Rooten des Geräts Voraussetzung, um eine aktuelle Android-Version zu installieren. Diese Gründe sollten die Mühe Wert sein, die das Rooten mit sich bringt.

Nützliche Root-Anwendungen für Android

App Einsatzgebiet
AFWall+ Firewall
App Ops App-Berechtigungen und Auto-Start verwalten
Avast Mobile Security & Antivirus Viren-Scanner, Diebstahlschutz, Backup, App-Sperre, Datenschutz (nur Informationen aber kein Schutz), App-Verwaltung, Anzeige von Details, Datenverbrauch, Werbefinder, Berechtigungen, Firewall), SMS- und Anruffilter, Firewall (Root), Datenverbrauch
CyanogenMod Installer Custom ROM installieren, vollständige Datensicherung und Wiederherstellung
Custom Recovery TeamWin Recovery Project (TWRP) Tool für die Installation der Custom ROM CyanogenMOD
Flashify Custom Recovery installieren
ROM Toolkit Lite App Manager, Root Dateimanager, Terminal Emulator, Auto Start Manager
SuperSU Root-Rechte verwalten
TWRP Manager Custom ROM installieren

Hinweis: Avast Mobile Security & Antivirus ist im Google Play Store kostenlos erhältlich. Für die in der App integrierten Premiumfunktionen wie das Blockieren einer beliebige Anzahl von Apps, dem Erkennen von Werbung und dem erweiterten Diebstahlschutz mit Geo-Fencing-Mechnismen ist eine Jahresgebühr von 14.99 Euro fällig. Anwender, die das ZDNet-Feedback-Formular mit Betreff „Avast“ ausfüllen, können an der Verlosung von 20 Promo-Codes teilnehmen. Damit kann man Avast Mobile Security & Antivirus 1 Jahr lang kostenlos nutzen.

Kai Schmerer

Kai ist seit 2000 Mitglied der ZDNet-Redaktion, wo er zunächst den Bereich TechExpert leitete und 2005 zum Stellvertretenden Chefredakteur befördert wurde. Als Chefredakteur von ZDNet.de ist er seit 2008 tätig.

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