Sony und Snapchat planen Datenbrillen

Mit einem Display-Modul reiht sich Sony unter die Anbieter von Alternativen zu Google Glass ein. Wie die Bezeichnung schon andeutet, will Sony aber keine komplette Brille liefern, sondern ein Augmented-Reality-Modul, das sich an beliebigen Brillen anbringen lässt, um sie in eine Datenbrille zu verwandeln. Außer Sony erwägt aktuell Snapchat einen Einstieg in diesen Markt.

Brille mit Sony-Modul und darüber beispielhaftes Sichtfeld (Bild: Sony)

Das Sony-Modul wiegt rund 40 Gramm und kann an verschiedensten Brillenmodellen angebracht werden – einschließlich modischen Gestellen, Schwimmbrillen und Sonnenbrillen. Es wird auf den rechten und linken Bügeln der jeweiligen Brille aufgesetzt – und die beiden kompakten Gehäuseteile sind durch einen Bügel verbunden, der hinter dem Kopf des Trägers verläuft und für zusätzlichen Halt sorgt.

Das rechte Gehäuseteil enthält die Steuerplatine mit Prozessor, Sensoren, WLAN- und Bluetooth-Chips. An ihm ist außerdem die Optikeinheit mit einem OLED-Farbdisplay befestigt, das über eine Diagonale von 0,23 Zoll und eine Auflösung von 640 mal 400 Pixeln verfügt. Im etwa gleich schweren linken Gehäuseteil ist die Batterie untergebracht. Anders als bei Google Glass ist keine Kamera integriert – die zusätzliche Kombination mit einer Action-Kamera aber denkbar.

Laut Sony verwandelt die Konstruktion jegliche Brille in „ein smartes Gerät, das visuelle Informationen darstellen kann“. Für die Platine gibt es eine mit Smartphones vergleichbare Rechenleistung an. Die visuellen Informationen sollen im Alltag vielfältige Vorteile bieten. Potenzielle Einsatzmöglichkeiten sieht der Hersteller unter anderem in Sport und Beruf durch die „Darstellung hilfreicher Informationen, die Ihre jeweilige Aktivität unterstützen“. Sony hebt hervor, dass sein Display-Modul einfach anzubringen, aber in unpassenden Situationen leicht abzunehmen und zu verstauen sei.

Sonys Display-Modul ist mit beliebigen Brillen kombinierbar (Bild: Sony).

Die offizielle Vorstellung eines Konzeptmodells namens „SmartEyeglass Attach!“ ist zur CES vorgesehen, die am 6. Januar in Las Vegas beginnt. Die Serienproduktion soll innerhalb des kommenden Jahres anlaufen. Sony will außerdem Software Development Kits für Partnerorganisationen bereitstellen, die das Augmented-Reality-Modul in kommerziellen Lösungen einsetzen wollen. Es strebt damit die Zusammenarbeit etwa mit Brillenherstellern an, die das Modul mit speziellen Modellen kombinieren wollen, die sich beispielsweise für Sport oder Entertainment eignen – oder mit Firmen, die geschäftliche Lösungen mit Wearables planen.

Augmented-Reality-Brillen in der Art von Google Glass planen offenbar auch Huawei und Lenovo. Unter die Mitbewerber reiht sich außerdem Snapchat ein, wie ausgerechnet durch nach dem Sony-Hack veröffentlichte E-Mails bekannt wurde. In der Inbox von Michael Lynton, CEO von Sony Entertainment und zugleich Mitglied des Verwaltungsrats von Snapchat, fanden sich Details über den heimlichen Kauf von Vergence Labs durch Snapchat. Das für 15 Millionen Dollar übernommene Start-up stellt mit Epiphany Eyewear modische „Smart Glasses“ mit schwarzem Rahmen her. Sie erlauben ihren Trägern, Videos aufzunehmen und in die Cloud hochzuladen.

[mit Material von Michael Moore, TechWeekEurope.co.uk]

ZDNet.de Redaktion

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