Nach Hacker-Drohungen: New-York-Premiere von „The Interview“ abgesagt

Nach Gewaltdrohungen durch die mutmaßlichen Hacker von Sony Pictures ist die für diese Woche geplante Premiere des Films „The Interview“ in New York abgesagt worden. Ein Sprecher der Kinokette Landmark bestätigte den stornierten Termin, gab aber keinen Grund dafür an. Zuvor hatten Sony-Manager den Kinos freigestellt, den Film zu zeigen oder nicht. Die vorhergehende Premiere in Los Angeles am 11. Dezember verlief ohne Zwischenfälle. Gleichzeitig sagten die Hauptdarsteller des Films, Seth Rogen und James Franco, alle Pressetermine sowie TV-Auftritte in der laufenden Woche ab.

Die handfesten Drohungen spielten auf die Terroranschläge am 11. September 2001 an. „Bald wird alle Welt sehen, was für einen schrecklichen Film Sony Pictures Entertainment gemacht hat“, hieß es in einem mit „Warnung“ überschriebenen Text. „Die Welt wird voll von Furcht sein. Denkt zurück an den 11. September 2001.“ Ein „bitteres Schicksal“ wurde denen angedroht, die Kinos besuchten, die den Film zeigten – einschließlich dem Premierentheater. „Wir empfehlen euch, dass ihr euch von diesen Orten zu dieser Zeit fern haltet. Wenn euer Haus in der Nähe ist, solltet ihr es besser verlassen.“

Die Drohungen waren begleitet von Links zu weiteren Dokumenten, die bei dem Hack im November erbeutet wurden. Obwohl es nach Einschätzung des US-Heimatschutzministeriums keine Anzeichen für eine reale Bedrohung von Kinos gibt, sagten etwa die Carmike Cinemas mit 278 Filmtheatern in den USA ihre geplanten Aufführungen ab. Andere Betreiber hingegen standen weiterhin zu der Produktion. „Wenn sie es spielen wollen, dann zeigen wir es“, sagte Tom Stephenson, CEO von Look Cinemas. „Sony hat das Recht, den Film zu machen. Wir haben das Recht, ihn zu zeigen – und Zensur ist ganz allgemein eine schlechte Sache.“

Ende November brachen die Hacker in die Server von Sony Pictures Entertainment (SPE) ein, eine US-amerikanische Tochterfirma von Sony, die Spielfilme sowie TV-Serien produziert und vertreibt. Anschließend veröffentlichte die Hackergruppe Outlook-Postfächer, persönliche Informationen von Mitarbeitern und Kopien von Ausweisen von Schauspielern und Crew-Mitgliedern, die an Filmprojekten von Sony Pictures gearbeitet haben. Wenige Tage später erschienen zudem mehrere unveröffentlichte Filme auf Filesharing-Sites, und danach kamen E-Mails von Sony-Top-Managern an die Öffentlichkeit.

Neben noch immer unklaren Forderungen an Sony verlangte die Hackergruppe „Guardians of Peace“ (GOP), den Vertrieb von „The Interview“ zu stoppen, den sie als „Film des Terrorismus“ bezeichnete. In dieser Komödie werden zwei Fernsehjournalisten in einen Anschlagsversuch auf den nordkoreanischen Staatschef Kim Jong-Un verwickelt. Trotz ausbleibender Beweise halten sich seither Mutmaßungen, dass die Hacker im Auftrag der nordkoreanischen Regierung handelten. Nordkorea hat das in einer offiziellen Erklärung bestritten, den Cyberangriff aber gleichzeitig als “gerechte Tat” bezeichnet.

ZDNet.de Redaktion

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