Chinesische Behörden haben Qualcomm im Zuge einer milliardenschweren Kartelluntersuchung angeblich aufgefordert, seine Lizenzgebühren für Hersteller von Smartphones zu senken. Dies berichtet Bloomberg. Zudem soll der US-Chiphersteller dazu gebracht werden, seine Lizenzen zu entkoppeln und nicht mehr nur im Paket anzubieten.
Im Gegenzug würde die National Development and Reform Commission (RDRC) ihre seit einem Jahr laufende Kartelluntersuchung beenden. Qualcomm droht dort aufgrund von angeblichem Missbrauch seiner Monopolstellung eine Strafe von über einer Milliarde Dollar.
Bloomberg zufolge hat Qualcomm in den letzten fünf Jahren 30,5 Milliarden Dollar an Lizenzgebühren eingenommen. In China soll es Bereitschaft gezeigt haben, sogar mehr als die genannte Milliarde an Strafe zu zahlen, wenn es im Gegenzug seine Lizenzstruktur aufrechterhalten darf. Ihm zufolge profitiert die ganze Branche von den umfassenden Verträgen, die Kunden vor Patentklagen schützen. Die RDRC lehnte dies aber ab.
Erst diesen Monat hatte Qualcomm sein lukratives Chinageschäft durch eine erneute Investition in Höhe von 40 Millionen Dollar erweitert. Die Summe verteilt sich auf vier Firmen, die Mobile- und Funktechnik entwickeln, sowie einen Fonds namens China Walden Venture Investments LP, der hauptsächlich Halbleiterhersteller fördert.
Im November räumte das Unternehmen ein, dass in Europa und Nordamerika ebenfalls Untersuchungen seiner Geschäftspraktiken laufen. Auch hier könnte Qualcomm genötigt sein, sein Lizenzmodell anzupassen. Das Unternehmen reduzierte deshalb seine Prognose fürs kommende Fiskaljahr. Angekündigte Entlassungen von 600 Mitarbeitern haben aber einem Sprecher zufolge nichts mit den Kartelluntersuchungen zu tun.
Die Volksrepublik China verfolgt zudem das Ziel, bis 2020 ausländische Technik möglichst durch heimische Entwicklungen zu ersetzen – insbesondere im Einsatz bei Banken, Militär, staatlichen Unternehmen und Regierungsbehörden. Unter anderem wurden schon Microsofts Windows 8 von Regierungssystemen verbannt. Im Juli nannten staatliche Medien das Apple iPhone aufgrund von GPS-Diensten ein „Risiko für die nationale Sicherheit“. Jüngster Vorschlag ist eine Bewertung der Vertrauenswürdigkeit von Cloud-Plattformen. Nur die mit der höchsten Einstufung sollen anschließend für Behördenprojekte in Erwägung gezogen werden.
[mit Material von Eileen Yu, ZDNet.com]
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