Das vom ehemaligen Opera-CEO Jon von Tetzchner gegründete Start-up Vivaldi Technologies hat am Dienstag die Technical Preview seines gleichnamigem Browsers freigegeben. Er soll weniger mit den Marktführern Google Chrome, Mozilla Firefox und Microsoft Internet Explorer konkurrieren, sondern vielmehr enttäuschte Nutzer des in den letzten Jahren deutlich vereinfachten Opera-Browsers ansprechen.
„Die meisten Anbieter am Markt versuchen, einen limitierten Browser zu entwickeln, vielleicht noch mit Erweiterungen. Aber das ist nicht das, was sich jeder wünscht“, sagt von Tetzchner, der im Jahr 1996 bereits Opera neben den damaligen Platzhirschen Internet Explorer und Netscape Navigator etablierte. „Beispielsweise nutzen noch immer rund 20 Millionen Anwender Opera 12, obwohl dieser Browser über drei Jahre alt ist. Es gibt eine Nachfrage nach einem Browser für Tech-User, die mehr von ihrem Browser verlangen.“
Von Tetzchner ist der Ansicht, dass sich durch die Korrektur der von Opera begangenen Fehler Geld verdienen lässt. 2014, als Opera das Angebot „My Opera“ mit Blogs, E-Mail, Chat und Foren einstellte, eröffnete Vivaldi seine eigene Community-Site, um von My Opera kommende Nutzer aufzunehmen. Ähnliches versucht es nun auch mit der Technical Preview 1 seines Vivaldi-Browsers. Einnahmen will es dabei – wie andere Browserhersteller auch – durch die Weiterleitung der Nutzer an Suchmaschinen generieren, die im Gegenzug einen Teil des dadurch erzielten Werbeumsatzes abtreten.
Der Opera-Browser, der aktuell mit 1,4 Prozent weltweitem Marktanteil den fünften Platz unter den Desktop-Browsern einnimmt, machte mit der Umstellung von der Presto-Engine auf den auch in Googles Chromium eingesetzten WebKit-Fork Blink einen bedeutenden Wandel durch. Durch diese Änderung gingen mit Opera 15 aber auch einige Funktionen verloren, die vor allem Power-Nutzer schmerzlich vermissen. An diesem Punkt will von Tetzchner mit Vivaldi ansetzen.
Die Technical Preview 1 von Vivaldi bietet unter anderem die Möglichkeit, Websites mit Tags und Screenshots als Anmerkungen zu versehen, ein überarbeitetes visuelles Lesezeichensystem sowie Tabs-Stapel, um eine Vielzahl geöffneter Reiter besser organisieren zu können. Außerdem erlaubt die auch namentlich von Opera übernommene „Schnellwahl“ (Speed Dial) schnellen Zugriff auf häufig besuchte Sites.
„Die Leute entschieden sich aufgrund des reichhaltigen Funktionsumfangs für Opera und weil sie das Unternehmen mochten. Inzwischen hat sich Opera weiterentwickelt und einen neuen Zielmarkt definiert“, so von Tetzchner. „Wir wollen einen Browser für diese ehemaligen Opera-Nutzer anbieten, die sich mehr von ihrem Browser wünschen, und für alle anderen, die dasselbe wollen.“
Von Tetzchner ist nicht der einzige ehemalige Opera-Mitarbeiter bei Vivaldi Technologies. „Es arbeiten rund 25 Leute bei Vivaldi, das Technikteam hat 18 Mitglieder. Die Hälfte von ihnen sind ehemalige Opera-Angestellte.“
Die Vorschauversion von Vivaldi läuft unter Windows, Mac OS und Linux auf dem Desktop. Mobilversionen sind ebenfalls geplant, allerdings liegen hierzu noch keine Einzelheiten vor.
Im Mobilbereich müsste sich Vivaldi vor allem gegen Apples Safari, Googles Chrome und Mozilla behaupten, das neben einer Mobilversion von Firefox auch ein vollständiges browserbasiertes Betriebssystem anbietet. Opera ist auf Mobilgeräten ebenfalls noch gut vertreten, auch wenn seine Bedeutung hier ebenso stetig abnimmt. Es hat unter anderem den wegen seiner Datenkompression beliebten Opera Mini und die neue iOS-Variante Opera Coast im Angebot.
Von Branchenschwergewichten wie Apple, Google und Microsoft entwickelte Browser zu verdrängen, dürfte auch für Vivaldi unmöglich sein. Doch Opera hat gezeigt, dass der Markt groß genug ist, um auch im Schatten der Giganten Geld zu verdienen. Möglicherweise gelingt dies Vivaldi ebenfalls. „Der Browsermarkt war schon immer eine Herausforderung, aber wir sind bereit, sie anzunehmen“, sagt von Tetzchner.
[mit Material von Stephen Shankland, News.com]
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