Microsoft beteiligt sich angeblich an einer neuen Finanzierungsrunde für Cyanogen, den Entwickler der alternativen Android-Version CyanogenMod. Das berichtet das Wall Street Journal unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen. Der Softwarekonzern steuert demnach aber nur eine kleine Summe zu den rund 70 Millionen Dollar Wagniskapital bei.
Der Gesamtbetrag kann sich laut WSJ noch erhöhen, da auch andere Investoren Interesse an Cyanogen bekundet hätten. Sie wollten ebenfalls Googles Kontrolle über das Mobilbetriebssystem verringern. Namen der anderen Investoren nannten die Quellen jedoch nicht.
Microsofts Beteiligung an Cyanogen bezeichnet das WSJ als ungewöhnlich, da es mit Windows Phone über ein eigenes mobiles Betriebssystem verfügt. Dessen Marktanteil von nur 3 Prozent habe Microsoft aber möglicherweise zu diesem „unkonventionellen Schritt“ bewogen.
Google hatte Android als „Open-Source“-Betriebssystem angekündigt, das Gerätehersteller kostenlos auf ihren Geräten installieren können. Um Zugang zum wichtigen Play Store zu erhalten, müssen OEMs ihre Geräte allerdings auch mit Googles eigenen Anwendungen und Diensten ausstatten. Dadurch wird es vor allem für Drittanbieter schwerer, ihre eigenen Apps auf Android-Geräten zu etablieren. „Für Microsoft bedeutet das eine geringere Verbreitung seiner Suchmaschine Bing, die mit der Google-Suche konkurriert“, schreibt das WSJ. „Es könnte auch das Wachstum anderer Software-Produkte von Microsoft einschränken.“
Die von Cyanogen angebotene alternative Android-Version namens CyanogenMod kennt solche Einschränkungen nicht. Nach Angaben des Unternehmens, das laut WSJ 80 Angestellte hat, arbeiten rund 9000 Softwareentwickler an CyanogenMod.
Erst kürzlich hatte Cyanogen-CEO Kirt McMaster Google bei der Konferenz „Next Phase of Android“, die von The Information veranstaltet wurde, eine zu enge Kontrolle von Android vorgeworfen. „Das heutige Android und iOS sind im Wesentlichen Hüllen für Googles und Apples Dienste“, sagte McMaster. „Alle anderen leben in diesen Sandkästen, ohne auf die tieferen Ebenen des OS-Kernels zugreifen zu können.“
Um die Verbreitung von CyanogenMod über die derzeit rund 50 Millionen Nutzer hinaus zu steigern, sucht Cyanogen eigene Hardware-Partner, die die Android-Alternative schon ab Werk installieren. Ein Beispiel dafür ist der chinesische Anbieter OnePlus. In den meisten Fällen ersetzt CyanogenMod jedoch eine vorinstallierte Android-Version.
Ein drittes Ökosystem neben Apple und Google könne Microsoft helfen, seine eigenen Apps und Dienste auf mehr Smartphones zu bringen. Mit diesem Argument hatte der Softwarekonzern schon direkt nach der Übernahme von Nokia die Weiterführung der später doch eingestellten Modellreihe Nokia X verteidigt, deren Mobilbetriebssystem auf Android basiert. Auch andere Produkte bietet Microsoft für Android an, darunter inzwischen auch eine Office-Version für Android-Tablets.
„Cyanogen hat vielleicht bessere Chancen als Microsoft, ein drittes mobiles Ökosystem aufzubauen“, zitiert das WSJ Rajeev Chand, Managing Director der Investmentbank Rutberg. Neben Smartphoneanbietern seien auch Netzbetreiber daran interessiert, Googles wachsender Marktmacht Einhalt zu gebieten.
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