Apples jüngste Betriebssystemversion iOS 8 hat rund viereinhalb Monate nach Veröffentlichung endlich die 70-Prozent-Marke hinsichtlich des Verbreitungsgrads geknackt. Aktuell liegt dieser bei 72 Prozent und damit drei Punkte über dem Wert von vor zwei Wochen. Das besagt Apples jüngste Statistik, die alle iPhones, iPads und iPods Touch berücksichtigt, die am 2. Februar mindestens einmal auf den App Store zugegriffen haben.
Damit steigt die Verbreitung der neuesten iOS-Version weiterhin langsam, aber stetig an. Am 5. Oktober lag der Anteil von iOS 8 noch bei 47 Prozent, am 12. November bei 56 Prozent, am 22. Dezember bei 64 Prozent und am 19. Januar bei 69 Prozent.
Apples Statistik berücksichtigt sowohl auf iOS 8 aktualisierte Geräte, die sich schon mit dem App Store verbunden haben, als auch neue iPhones und iPads, die bereits ab Werk mit dem aktuellen Betriebssystem ausgestattet sind. Die Vorgängerversion iOS 7 kommt demnach noch auf 25 Prozent aller erfassten iDevices zum Einsatz. Sie hat im Vergleich zum 19. Januar genau die drei Punkte verloren, die iOS 8 hinzugewinnen konnte. Noch frühere Ausgaben des Betriebssystems halten konstant einen Anteil von 3 Prozent.
Die offiziellen Zahlen zur aktuellen iOS-Verbreitung entsprechen tendenziell den Ergebnissen unabhängiger Messungen. Mixpanel stellte am Montag sogar einen etwas höheren Verbreitungsgrad von 73,7 Prozent für iOS 8 fest. Fiksu wies zum gleichen Zeitpunkt hingegen nur 69,7 Prozent aus.
Fest steht jedoch, dass Anwender beim Umstieg auf das neue Betriebssystem zurückhaltender sind als bei iOS 7. Dieses erreichte gut vier Monate nach dem Start bereits einen Marktanteil von 80 Prozent. Ein möglicher Grund dafür ist, dass Apple mit iOS 7 ein grundlegend überarbeitetes Design vorstellte. Auch andere Neuerungen wie iTunes Radio, die Mitteilungszentrale und automatische App-Updates waren damals offenbar für viele Anwender ein großer Anreiz, iOS 6 schnell hinter sich zu lassen. iOS 8 bietet zwar auch viele Verbesserungen, aber eben keine herausragende einzelne Neuerung wie ein vollständig neues Design. Apple Pay beispielsweise lässt sich zunächst nur mit iPhone 6 und iPhone 6 Plus in den USA nutzen.
Die Zurückhaltung beim Umstieg auf iOS 8 hängt teilweise sicherlich auch mit den anfänglichen Problemen wie WLAN- und Bluetooth-Verbindungsabbrüchen oder der unbeabsichtigten Löschung von iCloud-Dokumenten zusammen. Die meisten hat Apple mit den Updates 8.1, 8.1.1, 8.1.2 und 8.1.3 inzwischen behoben, aber nach wie vor beklagen einige Nutzer WLAN- und Bluetooth-Probleme.
Ein weiterer Hemmschuh war bisher auch allein die Größe des Over-the-Air-Updates, das mehrere Gigabyte freien Speicherplatz benötigte. Je nach Hardware verlangt das OTA-Update zwischen 4,7 (iPhone) und 6,9 GByte (iPad), was vor allem auf Geräten mit 16 GByte Speicher die Löschung zahlreicher Anwendungen und Daten nötig machte. Mit iOS 8.1.3 hat Apple dieses Problem etwas entschärft, indem es den Speicherbedarf reduzierte. Schon zuvor ließ es sich aber umgehen, wenn man die Aktualisierung via iTunes am PC oder Mac durchführt, was jedoch nur die wenigsten Nutzer wissen.
Auch wenn ein Verbreitungsgrad von gut 70 Prozent viereinhalb Monate nach Einführung einer neuen Betriebssystemversion für Apple relativ gering ist, stellt er im Vergleich zu Android einen exzellenten Wert da. Das im Oktober 2013 vorgestellte Android 4.4 KitKat kommt über ein Jahr später erst auf knapp 40 Prozent aller Android-Geräte zum Einsatz (39,7 Prozent zum 2. Februar 2015). Das nun rund zweieinhalb Monate alte Android 5.0 Lollipop tauchte sogar erst jetzt erstmals mit einem Anteil von 1,6 Prozent in Googles jüngster Statistik auf, weil es zuvor offenbar noch nicht den ausweisbaren Mindestanteil von 0,1 Prozent erreicht hatte.
Hauptgrund dafür ist wahrscheinlich der im Vergleich zu Apples iOS deutlich komplexere Update-Prozess. Denn im Fall von iOS kontrolliert Apple sowohl die Hardware als auch die Software und damit den gesamten Update-Prozess von Anfang bis Ende. Bei Android stellt Google hingegen nur die Updates für sein Betriebssystem bereit. Gerätehersteller und Mobilfunkanbieter müssen jede neue Version zunächst testen und für ihre Geräte zulassen, außerdem haben sie alle ihre eigenen Zeitpläne und Fristen. Ferner hat Apple lediglich zwei ähnliche iOS-Produkte im Angebot – das iPhone und das iPad (drei, wenn man den iPod Touch noch dazuzählen will). Der Android-Markt umfasst hingegen unzählige Smartphones und Tablets von vielen verschiedenen Herstellern. Immerhin werden Sicherheitsupdates seit Sommer über die Google Play Dienste ausgeliefert und erreichen damit alle sechs Wochen nahezu alle Android-Telefone.
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