Zudem sind die Verhandlungen mit China UnionPay, Chinas staatlichem und größtem Kreditkartensystem-Betreiber, Insidern zufolge ins Stocken geraten. Ursprünglich war eine Einigung im März erwartet worden. Da Apples System auf NFC basiert und China UnionPay hier nicht nur ein Monopol besitzt, sondern auch bereits seit zwei Jahren NFC-unterstütze Zahlungen ermöglicht, sind erfolgreiche Verhandlungen mit China UnionPay von besonderer Wichtigkeit für Apple.
Alibaba bislang keine Alternative – Samsung mit neuer Lösung?
Der zweite Weg, den Apple in China verfolgt, hat offenbar ebenfalls noch nicht zu den erwünschten Ergebnissen geführt. Im Oktober hatten sowohl Apple-Chef Tim Cook als auch Alibaba-Boss Jack Ma durchschimmern lassen, dass die beiden Unternehmen an einer Kooperation interessiert seien. Wie nun aus unternehmensnahen Quellen hervorgeht, hat aber auch Alibaba noch keine echte Alternative zu einer Zusammenarbeit mit China UnionPay gefunden – und für Alibaba seien die von China UnionPay geforderten Preise ohnehin zu teuer.
Hinzu kommt, dass Apple aufgrund unterschiedlicher Standards womöglich spezielle Versionen seines neuen iPhones für China entwickeln muss. Eventuell droht dem US-Giganten allerdings nicht nur Ärger in China, sondern auch auf seinem Heimatmarkt. Dem Vernehmen nach könnte Apples Hauptkonkurrent Samsung bereits mit dem Galaxy S6 ein System einführen, das wie herkömmliche Kreditkarten auf magnetische Signale setzt. Wie Samsung letzte Woche mitteilte, hat der Konzern das Unternehmen LoopPay übernommen.
Über Samsungs Smartphones sollen zukünftig Zahlungen über gewöhnliche Magnetkartenleser möglich sein. Diese sind nicht nur in den USA, sondern auch in vielen anderen Ländern wie Deutschland im Handel weit verbreitet. LoopPay hat bereits ein funktionsfähiges System entwickelt, das unter anderem aus einer Antenne besteht, die die Übertragung der Informationen zwischen Smartphone und herkömmlichen Lesegeräten erlaubt. „Die derzeitige Version mit externem Fob, der über den Audioausgang ans Smartphone angeschlossen werden muss, ist für die meisten Endkunden sicherlich nicht besonders attraktiv“, sagt Rudolf Linsenbarth vom Beratungsunternehmen Cocus, der LoopPay bereits bei einem POS-Hersteller in Deutschland getestet hat. „Sollte es Samsung jedoch gelingen, das System elegant ins Smartphone zu integrieren, könnte das System durchaus Erfolg haben“, so die Einschätzung des Experten.
Mit Magnetsystem würden 90 Prozent des Handels abgedeckt
Da Kreditkarten in den USA weiterhin auf dem Magnetstreifen-System basieren, könnte Samsung bei einem entsprechenden Produkt direkt 90 Prozent des Handels abdecken. Gegen das System sperren könnten sich die Händler – anders als es bei Apple Pay teils der Fall ist – nicht. Denn dann müssten sie auch reguläre Kreditkartenzahlungen verweigern. Zwar sollen in den USA zukünftig auch Kreditkarten und Terminals mit Chip-Technologie eingeführt werden, doch sollte Samsung mit der Integration von LoopPay eine benutzerfreundliche Magnet-Lösung gelingen, würden die Befürworter des derzeitigen Systems neuen Rückenwind erhalten.
Bei der Vorstellung des neuen Galaxy S6 Anfang März dürfte sich zeigen, ob sich die Gerüchte um Samsung bewahrheiten und ein ausgereiftes System entwickelt wurde. Wenn ja, stellt sich noch die Frage, ob Samsung die neue Technik ausschließlich in den USA bereitstellt oder ob die Funkversion des Magnetstreifens auch nach Europa kommt. Vor allem aber wird sich dann zeigen, ob Apple Pay dem Hype standhält, den das System bei der Vorstellung im letzten Jahr ausgelöst hatte. Zumindest in China, dem wichtigsten Markt des US-Herstellers jenseits der USA, sieht es derzeit nicht danach aus.
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