Google hat Baupläne für eine erweiterte Firmenzentrale eingereicht, die an vier Standorten in der kalifornischen Stadt Mountain View errichtet werden soll. Durch eine völlig neuartige und utopisch anmutende Architektur sollen sich die Gebäude flexibel an die oft rasch wechselnden Anforderungen des Unternehmens anpassen lassen.
Die Pläne beschreiben weit geschwungene und lichtdurchlässige Dachstrukturen mit Solarzellen, die zum Energiehaushalt beitragen. Eine zweite eingezogene Ebene soll bei Bedarf für Beschattung sorgen und die Räume kühl halten. Unter den Dächern sind feste Stahlstrukturen vorgesehen, die auch spätere modulare Veränderungen der Gebäude erlauben. Sie sollen Bauelemente mit Boden, Wand und Decke tragen, die gleich Bausteinen an ihnen befestigt sind und wieder gelöst werden können, um erneut an anderer Stelle zum Einsatz zu kommen. „Crabots“ – ein aus Kran und Roboter zusammengesetztes Kunstwort – sollen die inneren Strukturen eines Gebäudes innerhalb von nur Stunden umgestalten können.
„Die Idee ist einfach“, schreibt in der offiziellen Ankündigung David Radcliffe, bei Google als Vice President für Bauvorhaben verantwortlich. „Statt unbewegliche Betongebäude zu konstruieren, werden wir leichtgewichtige Strukturen wie Bausteine schaffen, die leicht verschoben werden können, wenn wir in neue Produktbereiche investieren.“ Als Beispiel nennt er das Team für selbstfahrende Autos, das andere Anforderungen hinsichtlich seiner Arbeitsflächen habe als etwa Softwareentwickler, die für die Google-Suche tätig sind.
Radcliffe hebt außerdem die vorgesehene Einpassung in die natürliche Umgebung hervor: „Mit Bäumen, gestalteten Landschaften, Cafés und Fahrradwegen, die mit diesen Strukturen verwoben sind, versuchen wir die Trennung zwischen den Gebäuden und der Natur aufzuheben.“ Der Umwelt zugutekommen sollen verbreiterte Bachläufe und verbesserte Lebensbedingungen für die Kaninchenkäuze, die dort beheimatet sind und in Bodenhöhlen leben. Aufwendige Infrastrukturmaßnahmen sollen helfen, gegen den steigenden Meeresspiegel anzukämpfen.
Mit den Plänen für die neue Zentrale hat Google das britische Architekturbüro Heatherwick Studio und die dänische Bjarke Ingels Group beauftragt. Die Projekte erstrecken sich über eine Fläche von insgesamt 316.000 Quadratmeter in North Bayshore, nördlich vom Highway 101 und am Rand der San Francisco Bay. Google hat bereits die meisten Grundstücke aus Privatbesitz in dieser Enklave erworben, die zur Stadt Mountain View gehört. Dort siedelte sich der Internetkonzern vor 15 Jahren an und beschäftigt in seiner als „Googleplex“ bezeichneten Zentrale inzwischen 19.000 Mitarbeiter – rund 35 Prozent seiner gesamten Belegschaft. Zwei weitere Bauvorhaben wurden Google bereits genehmigt, aber noch nicht realisiert.
Das Silicon Valley Business Journal bekam bereits Einblick in den 225 Seiten umfassenden Bauvorschlag. Unklar ist, ob die Stadt Mountain View die Planung unverändert genehmigen wird. Google steht hier außerdem im Wettstreit mit anderen Technikfirmen wie LinkedIn, die ebenfalls nach North Bayshore expandieren wollen. Der Konzern sagte deshalb bereits 200 Millionen Dollar für Maßnahmen im öffentlichen Interesse zu, zu denen eine Fahrradbrücke über den Highway 101 gehört.
Das zu erwartende zusätzliche Verkehrsaufkommen durch potenziell 12.000 weitere Google-Mitarbeiter beunruhigt die Vertreter der Stadt. „Ich denke, die meisten von uns haben Bedenken, wo wir Wohnungen für die neuen Mitarbeiter dort finden können“, zitiert NBC Bay Area Stadtrat Lenny Siegel von Mountain View. „Wie werden sie zur Arbeit kommen bei den Verkehrsengpässen, die wir jetzt schon haben?“
Google schließt sich mit seinen Erweiterungsplänen Apple und Facebook an, die ebenfalls durch ausgefallene Architekturen auf sich aufmerksam machen. Facebook beauftragte den Stararchitekten Frank Gehry mit einem Gebäude in Menlo Park, das über ein bepflanztes Dach verfügt. Apples neuer Campus wirkt wie ein riesiges Raumschiff, das sich rundum nach außen abschließt. In seinen Bauplänen – die öffentlichen Zugang zum Gelände mit Cafés und Läden vorsehen – brachte Google eine offensichtliche Spitze gegen den Rivalen in Cupertino unter: „Anders als viele unserer Kollegen priorisieren wir in unserem Campus Transparenz und Einbeziehung.“
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[mit Material von Richard Nieva, News.com]
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