PayPal hat am Montag die Übernahme der mobilen Geldbörse Paydiant bestätigt. Der Dienst des 2010 gegründeten Unternehmens fasst Zahlungen und Rabatt- und Kundenbindungsprogramme zusammen und bietet auch die Möglichkeit, Bargeld an Geldautomaten abzuheben. Zu seinen Kunden zählen Capital One, Subway und Merchant Customer Exchange. Letzteres wickelt Bezahldienste für Handelsketten wie Walmart und Target ab.
Über die finanziellen Details der Transaktionen, die Ende März oder im April abgeschlossen sein soll, vereinbarten beide Parteien Stillschweigen. Recode will jedoch erfahren haben, dass PayPal für das im US-Bundesstaat Massachusetts ansässige Start-up rund 280 Millionen Dollar ausgegeben hat.
Den Mobile World Congress in Barcelona nahm die Ebay-Tochter PayPal wiederum zum Anlass, um ihre Pläne für Paydiant vorzustellen. Unter anderem wird sie die PayPal-Here-Kreditkartenleser für mobile Geräte mit Paydiants NFC-Technologie ausstatten. Die Lesegeräte, die Android und iOS unterstützen, verbinden sich per Bluetooth mit einem Smartphone oder Tablet, um Bezahlvorgänge zu verarbeiten.
PayPal setzt damit, genauso wie Google Wallet und Apple Pay, auf die zunehmende Verbreitung von Bezahlterminals im Einzelhandel, die die Nahfunktechnik NFC unterstützen. Banken und Händler stellen aus Sicherheitsgründen vermehrt ihre Systeme auf die hierzulande gebräuchlichen Chips in Bank- und Kreditkarten um. Neue Lesegeräte integrieren dann oftmals auch NFC. Derzeit finden sich in den meisten Geschäften in den USA allerdings immer noch Magnetstreifen-Lesegeräte.
Als Apple im letzten Jahr mit dem iPhone 6 sein neues Bezahlverfahren Apple Pay vorstellte, wurde die Lösung von vielen bereits als nächste Erfolgsgeschichte des US-Unternehmens gefeiert. Ganz so leicht scheint es aber auch für Apple nicht zu sein, den Mobile-Payment-Markt für sich zu erobern. Insidern zufolge verlaufen die Verhandlungen des iPhone-Herstellers in China nicht nach Wunsch. Gleichzeitig arbeitet Samsung an einer Lösung, die womöglich einen entscheidenden Vorteil hat.
„Während US-Unternehmen dieses Jahr auf die EMV-Technologie umsteigen, erlaubt der neue PayPal-Here-Kartenleser kontaktlose Zahlungen und Zahlungen per Chip und PIN mit Kredit- und Bankkarten und mobilen Geräten“, sagte Hill Ferguson, Chef des Bereichs Consumer Business bei PayPal. Händler seien aber weiterhin in der Lage, auch Zahlungen mit PayPals Check-in-Technologie zu akzeptieren der auch Bargeld und Schecks anzunehmen.
Die NFC-fähigen PayPal-Here-Lesegeräte wird das Unternehmen zuerst in Großbritannien und Australien einführen. Noch vor Jahresende sollen sie aber auch in den USA zur Verfügung stehen.
Die Zahl der Anbieter mobiler Bezahldienste nimmt stetig zu. Nach Google und Apple hat nun auch Samsung einen eigenen Service namens Samsung Pay vorgestellt, der ebenfalls auf NFC basiert. Bill Ready, Leiter der Merchant Division bei PayPal, ist allerdings davon überzeugt, dass sich Händler nicht nur für einen Anbieter entscheiden werden. „Ich glaube, es ist nicht ein entweder oder“, sagte Ready im Gespräch mit Recode. „Wir sind recht zuversichtlich, dass Händler und große Ketten in Bezug darauf, was sie akzeptieren, ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen wollen.“
Paydiant hat Recode zufolge bisher rund 35 Millionen Dollar Risikokapital erhalten. Zu den Investoren zählen unter anderem General Catalyst und North Bridge Growth Equity & Venture Partners.
[mit Material von Rachel King, ZDNet.com]
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