Nach einer repräsentativen Umfrage unter 458 Unternehmen im Auftrag der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG in Zusammenarbeit mit dem Branchenverband Bitkom hat die Nutzung von Cloud Computing in deutschen Firmen zugelegt. Inzwischen nutzen 44 Prozent die Technologie, was ein Anstieg von 4 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Für eine weitere Zunahme spricht, dass sich knapp ein Viertel der Firmen mit Plänen für den Einsatz von Cloud Computing befasst. Allerdings ist für 32 Prozent der hiesigen Firmen die Nutzung der Technik derzeit kein Thema. Dieser Anteil ist gegenüber 2012 nur um 2 Prozent zurückgegangen, gegenüber 2013 ist er sogar leicht angestiegen.
„Cloud Computing hat sich zu einer der zentralen Technologien der digitalen Welt entwickelt“, sagte Bitkom-Vizepräsident Achim Berg bei der Vorstellung des „Cloud-Monitors 2015„. Der Umfrage zufolge gehört Cloud Computing in großen Unternehmen ab 500 Mitarbeitern zum Standard. Hier setzen bereits 70 Prozent Cloud-Lösungen ein. Im Mittelstand mit 100 bis 499 Beschäftigten ist es jedes zweite (52 Prozent) Unternehmen und bei kleineren Betrieben mit 20 bis 99 Mitarbeitern liegt der Anteil bei 41 Prozent.
Wichtigste Anwendung in Private Clouds ist mit 36 Prozent Groupware mit Funktionen wie E-Mail, Messenger oder Terminplaner. 29 Prozent der Cloud-Nutzer setzen ERP-Systeme für die Planung und Steuerung von betriebswirtschaftlichen Prozessen ein, zum Beispiel für die Bereiche Finanzen, Produktion oder Personal. Ebenfalls 29 Prozent nutzen Telefonie-Systeme, 24 Prozent Anwendungen für eine effektive Teamarbeit und 21 Prozent Office-Programme.
Bei der Nutzung von Public Clouds ist ebenfalls Groupware mit 46 Prozent die am weitesten verbreitete Anwendung. Häufiger als in der Private Cloud werden Lösungen für das Kundenmanagement verwendet (36 Prozent). Fast ein Viertel (23 Prozent) nutzt Security as a Service aus der Public Cloud, um das Unternehmen besser vor Cyberangriffen zu schützen.
Nach den Ergebnissen der Umfrage bremsen Sicherheitsbedenken eine intensivere Nutzung von Cloud Computing in der deutschen Wirtschaft. 60 Prozent der befragten Unternehmen befürchtet einen unberechtigten Zugriff auf sensible Daten. Fast jedes zweite Unternehmen (49 Prozent) hat Sorge vor einem Datenverlust. Für immerhin 40 Prozent sind rechtliche Unsicherheiten ein Hinderungsgrund für den Einsatz.
„Die Sorge vor Cyberangriffen sollte keinesfalls unterschätzt werden“, sagte Berg. „Es stellt sich aber die Frage, ob die eigene IT-Abteilung den Schutz vor einem Datendiebstahl besser gewährleisten kann als ein spezialisierter Cloud-Dienstleister.“ Cloud-Lösungen bieten hier enorme Vorteile, wenn es um Leistungsfähigkeit, Aktualität und Reaktionsgeschwindigkeit geht. Aus Sicht des Bitkom ist es auch gesamtwirtschaftlich wichtig, dass Unternehmen die Chancen von Cloud Computing nutzen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Dank der Veröffentlichungen des Ex-Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden weiß die Öffentlichkeit, wie neugierig Geheimdienste wie die NSA und das britische Pendant GCHQ sein können. Inzwischen ist auch bekannt, dass in vielen von US-Herstellern vertriebenen IT-Lösungen Hintertüren eingebaut sind. Wohl auch deshalb, planen immer mehr US-Firmen Rechenzentren in Europa. Die Bitkom-Umfrage belegt, dass diese Strategie richtig ist: 74 Prozent der deutschen Firmen fordern von ihrem Cloud-Anbieter, dass sein für die Cloud-Angebote genutztes Rechenzentrum sich im Rechtsgebiet der EU befindet. Allerdings ist der EU-Standort des Rechenzentrums noch nicht für alle deutsche Unternehmen ausreichend: Für mehr als zwei Drittel von ihnen kommen nur Anbieter von Cloud-Lösungen in Betracht, deren Hauptsitz auch in der EU liegt. Schließlich können US-Unternehmen dank des Patriot Acts von ihrer Regierung zur Herausgabe von Daten gezwungen werden, auch wenn sich das Rechenzentrum außerhalb der USA befindet.
Diese Skepsis gegenüber aus den USA stammenden Cloud-Angeboten wurde bereits in einer Studie 2013 thematisiert. Demnach könnte das erschütterte Vertrauen in US-Firmen diese das bis zu 35 Milliarden Dollar bis 2016 kosten.
Cloud Computing ist auch ein zentrales Thema bei der Hightech-Messe CeBIT, die ab dem 16. März 2015 in Hannover stattfindet. Schwerpunkt ist die Digitalisierung der Wirtschaft unter dem Stichwort d!conomy. Dort wird auch NSA-Whistleblower Edward Snowden einem Interview stellen – zusammen mit dem Investigativ-Journalisten Glenn Greenwald, der die NSA-Unterlagen ausgewertet und veröffentlicht hat. Während Greenwald persönlich in Hannover anwesend sein wird, soll Snowden, der seit Mitte 2013 im russischen Exil lebt, per Video-Livestream zugeschaltet werden.
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