Cisco warnt vor einer Malware für Kassensysteme, die es PoSeidon getauft hat – nach dem englischen Begriff „Point of Sale“, kurz PoS. Sie ist nach Angaben der Forscher in der Lage, mit „Memory Scraping“ von Kunden eingegebene PINs abzuschöpfen, obwohl diese nicht im Kassensystem gespeichert werden.
Die Software sammelt aber nicht nur PINs, sondern alle verfügbaren Kreditkartendaten. Auch Tastatureingaben (beispielsweise Passwörter) kann sie aufzeichnen. Die zusammengetragenen Informationen exportiert sie anschließend an fremde Server, von denen Cisco zufolge viele in Russland stehen. Die Kriminellen erstellen mit den Daten dann falsche Kredit- und Kontokarten.
„PoSeidon ist eine weitere Malware für Kassensysteme, die raffinierte Techniken und Ansätze zeigen“, schreibt Cisco. „Angreifer werden weiter auf PoS-Systeme abzielen und dabei ihre Spuren verwichen, um einer Erkennung zu entgehen. Administratoren müssen wachsam bleiben und sich streng an Branchenempfehlungen halten, um davor sicher zu sein.“
Auch wenn Kassensysteme Kreditkartendaten für die Übertragung an einen Bezahldienst verschlüsseln, müssen diese irgendwann einmal als Klartext vorliegen – sicherheitshalber zwar nicht auf der Festplatte, aber doch im flüchtigen Speicher. Wenn Kriminelle zum richtigen Zeitpunkt diesen Speicher auslesen, haben sie die nötigen Daten unverschlüsselt abgefangen. Dieses Verfahren heißt „Memory Scraping“ oder „RAM Scraping“, also „am Speicher/RAM kratzen“. Es ist auch bei Webservern beobachtet worden. 2009 war vermutlich erstmals von Fällen die Rede gewesen, in denen Kriminelle auf diese Weise Handy-PINs abschöpften. Die Sicherheitsabteilung von Verizon nannte dies damals „eine vollkommen neue Art Angriff, die wir nur in der Theorie für möglich gehalten hätten.“
Im US-Weihnachtsgeschäft 2013 hatte die Elektrohandelskette Target zu den Opfern unbekannter PoS-Malware-Autoren gehört. Bis zu 110 Millionen ihrer Kunden waren betroffen. Das gleiche Schadprogramm soll beim Luxuskaufhaus Neiman Marcus monatelang Kundendaten gesammelt haben. Laut FBI gab es vier weitere Opfer, die nicht namentlich bekannt sind. Die Malware wurde auch schon in Kanada und Australien entdeckt.
Kurz nach den ersten Berichten über den Vorfall bei Target informierte ein Sicherheitsexperte, es würden derzeit zehn- bis zwanzigmal mehr Kreditkartendaten auf dem Schwarzmarkt angeboten als üblich. Zu kaufen seien Sammlungen von bis zu einer Million Kartennummern. Der Preis lag laut Brian Krebs bei 20 bis 100 Dollar je Kartennummer.
Einen ähnlichen Vorfall dieser Art musste diesen Monat schon die Luxushotel-Kette Mandarin Oriental melden. Sie entfernte eine Malware von ihren Systemen, die Kreditkartendaten von Hotelgästen stahl. Das Schadprogramm fand sich in Hotels in Europa und den USA. Die Kette wirbt mit prominenten Stammgästen wie den Schauspielern Sophie Marceau und Liam Neeson.
[mit Material von Michael Moore, TechWeekEurope.co.uk]
Tipp: Kennen Sie die Geschichte der Computerviren? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de
Der Cybersecurity Report von Hornetsecurity stuft 2,3 Prozent der Inhalte gar als bösartig ein. Die…
Die Hintermänner haben es auf Zugangsdaten zu Microsoft Azure abgesehen. Die Kampagne ist bis mindestens…
Cloud-Plattform für elektronische Beschaffungsprozesse mit automatisierter Abwicklung elektronischer Rechnungen.
Mindestens eine Schwachstelle erlaubt eine Remotecodeausführung. Dem Entdecker zahlt Google eine besonders hohe Belohnung von…
Nur rund die Hälfte schaltet während der Feiertage komplett vom Job ab. Die anderen sind…
Security-Experten von Check Point sind einer neuen Angriffsart auf die Spur gekommen, die E-Mail-Schutzmaßnahmen umgehen…