Twitter experimentiert in seiner iOS-App mit einem „Quality Filter“, der helfen soll, Trolle zu ignorieren. Der Anwender Anil Dash hat ihn zuerst zu sehen bekommen und einen Screenshot gepostet. Mittlerweile liegt The Verge eine Bestätigung durch Twitter selbst vor.
Ziel des automatisierten Systems ist es, „Tweets aus der Timeline des Nutzers herauszuhalten, die Drohungen, Schimpfwörter oder Flüche enthalten, Inhalte duplizieren oder von verdächtigen Konten kommen.“ Twitter zufolge bekommen ihn im Augenblick nur verifizierte Nutzer zu sehen. Technisch soll er dem für Empfehlungen genutzten Filter ähneln, der eingesetzt wird, wenn der Anwender die Option „Für Dich maßgeschneidert“ wählt.
Erst letzte Woche hatte Twitter seine Werkzeuge optimiert, mit denen sich Fehlverhalten melden lässt. Sie verfügen nun über eine neue Dringlichkeitsstufe. Sie sollte gewählt werden, wenn ein Anwender sofortige polizeiliche Ermittlungen für ratsam hält.
Über Jahre hinweg vertrat Twitter die Ansicht, Trolle solle man am besten ignorieren. Nach einer Reihe von Missbrauchsfällen und Rückzügen bekannter Nutzer von Twitter im vergangenen Jahr vollzog CEO Dick Costolo im Februar eine Kehrwende. Er übernahm persönlich die Verantwortung: „Wir versagen dabei, mit Missbrauch und Trollen auf der Plattform umzugehen, und das schon seit Jahren. Es ist kein Geheimnis. Der Rest der Welt redet jeden Tag darüber. Wir verlieren immer wieder wichtige Nutzer, indem wir Trolle nicht loswerden, mit denen sie sich jeden Tag herumschlagen“, schrieb der CEO an die Mitarbeiter. „Es ist absurd. Es gibt keine Entschuldigung. Ich übernehme die volle Verantwortung, nicht aggressiver vorgegangen zu sein. Niemand außer mir hat Schuld, und es ist beschämend.“
Costolo kündigte an, nun aktiver einzuschreiten: „Wir beginnen jetzt damit, diese Leute links und rechts herunterzuwerfen und dabei sicherzustellen, dass ihre lächerlichen Angriffe von niemandem gehört werden.“ Unter anderem müssen sich wegen Fehlverhaltens zeitweilig gesperrte Nutzer nun mit E-Mail und Rufnummer identifizieren. Dies erleichtert die Ermittlung von Wiederholungstätern. Außerdem prüft Twitter jetzt fünfmal mehr Nutzerbeschwerden als vor einigen Monaten.
Im vergangenen Jahr gab es via Twitter Todes- und Vergewaltigungsdrohungen gegen eine Feministin, die sich für britische Geldscheine mit dem Porträt der Schriftstellerin Jane Austen einsetzte. Nach dem Tod des Schauspielers Robin Williams erhielt dessen Tochter so bösartige Nachrichten, dass sie sich entschied, Twitter zu verlassen. Im gleichen Monat gingen bei der Videobloggerin und Medienkritikerin Anita Sarkeesian dermaßen beängstigende Tweets ein, dass sie vorübergehend den Wohnort wechselte. Sie hatte es gewagt, sich mit der Rolle von Frauen in Computerspielen zu beschäftigen.
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