Bitcoin-Wechselbörse Cryptoine gehackt

Die Bitcoin-Wechselbörse Cryptoine hat den Betrieb eingestellt. Ein Hacker hat aus Wallets Beträge in unbekannter Höhe entwendet. Wie die Betreiber eingestehen, musste der Unbekannte nur einen bestehenden Fehler im Handelssystem nutzen, um Beträge wunschgemäß zu verschieben.

Eigentlich schien sich Cryptoine auf Sicherheit – und Anonymität – zu konzentrieren. Es warb mit SSL-Verbindungen, Zwei-Faktor-Authentifizierung und einer dezentralisierten Umgebung. Auch war es für Tor-Nutzer offen. Sein Angebot umfasste 34 Krypto-Währungen.

Die Hacker hatten der Mitteilung von Cryptoine zufolge ungefähr sieben Stunden Zeit, um sich in den Hot Wallets zu bedienen, wo die Börse etwa Bitcoin, Litecoin und Dogecoin vorhielt. „Der Hacker fand einen Race-Condition-Bug in unserer Handels-Engine. Durch Manipulation von Bestellungen erzeugte er schiefe Salden“, heißt es. Das bedeutet letztlich, dass der Fehler für eine Ausführung in nicht vorgesehener Reihenfolge sorgte. So konnte nicht mehr korrekt überprüft werden, ob die Balance ausgeglichen war.

Cryptoine betont, dass es letztlich keinen Einbruch gegeben habe und daher keine persönlichen Daten gestohlen wurden – auch keine Schlüssel für die Wallets von Nutzern. Zudem konnten Angreifer keinen fremden Code ausführen. Das dürfte Kunden der Börse nur wenig trösten, denn „die Verluste sind irreversibel“, auch wenn der ausgenutzte Programmierfehler inzwischen behoben ist.

Eine geringe Hoffnung bleibt allerdings bestehen. Während Cryptoine fürs erste den Betrieb einstellte, plant es nach eigenen Angaben, in einigen Monaten „stärker und mit mehr Erfahrung“ zurückzukehren. Dann sollen verbliebene Einlagen von Nutzern diesen wieder zur Verfügung stehen.

In den Hot Wallets befanden sich etwa 60 Prozent der Einlagen. Welche Summe letztlich gestohlen wurde, will Cyrptoine demnächst in einer weiteren Erklärung berichten – und dann auch Details zu dem Fehler nennen.

Vor weniger als einem Monat hatte mit AllCrypt eine weitere Wechselbörse den Betrieb eingestellt. Ihr wurden 42 Bitcoin (BTC) im Gegenwert von knapp 10.000 Euro gestohlen: 12 eigene und 30 von Kunden. 7170 BTC (nach heutigem Kurs rund 1,65 Millionen Euro) gingen hingegen der chinesischen Wechselbörse Bter verloren, die Mitte Februar einen Handelsstopp einlegte. Sie scheint derzeit wieder aktiv und hat ein Zehntel der gestohlenen Summe als Belohnung ausgeschrieben, falls sie das Geld zurückerhält.

[mit Material von Charlie Osborne, ZDNet.com]

Tipp: Kennen Sie die berühmtesten Hacker? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de.

Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

Recent Posts

Update für Windows 11 löscht versehentlich Microsoft Copilot

Betroffen sind einige Nutzer von Windows 11. Die März-Patches deinstallieren unter Umständen die Copilot-App. Nicht…

12 Stunden ago

Entschlüsselungs-Tool für Akira-Ransomware entwickelt

Es funktioniert ausschließlich mit der Linux-Variante von Akira. Das Tool knackt die Verschlüsselung per Brute…

19 Stunden ago

Frauen in der IT – vielerorts weiter Fehlanzeige

Laut Bitkom-Umfrage meinen noch immer 39 Prozent der Betriebe, Männer seien für Digitalberufe besser geeignet.

1 Tag ago

Balkonkraftwerk mit Speicher: Lohnt sich die Investition wirklich?

Ein Balkonkraftwerk mit Speicher ermöglicht es, den Eigenverbrauchsanteil deutlich zu erhöhen und Solarstrom auch dann…

2 Tagen ago

Kritische Sicherheitslücke in Microsoft Windows entdeckt

ESET-Experten warnen vor Zero-Day-Exploit, der die Ausführung von schadhaftem Code erlaubt.

4 Tagen ago

Malware-Ranking: Trojaner AsyncRat in Deutschland auf dem Vormarsch

Die höchste Verbreitung erzielt die auf Datendiebstahl ausgerichtete Malware Androxgh0st. Bei den Ransomware-Gruppen liebt Clop…

4 Tagen ago