Nach dem ersten Programmstart wird klar, warum sich Microsoft für den neuen Browser den Codenamen Spartan ausgesucht haben könnte. Die Oberfläche ist auf das nötigste begrenzt und entspricht damit der Lebensweise der Spartiaten – zumindest auf den ersten Blick. Bei etwas näherer Betrachtung wird man jedoch feststellen, dass der IE-Nachfolger durchaus für das Surfen im Internet einige „erleichternde Bequemlichkeiten“ bietet, die bei den Spartiaten verpönt gewesen wären.
Zur Vorstellung des „Project Spartan“ hat Microsoft mitgeteilt, dass der neue Browser auch Erweiterungen unterstützen werde. Davon ist in der in Windows 10 Build 10049 integrierten Version noch nichts zu sehen. Dafür zeigt der Blick in die offizielle Browserkennung, dass Spartan berühmte Urväter hat. Dass Mozilla dort auftaucht, ist nicht ungewöhnlich, da Technologien des Open-Source-Browsers bereits im Internet Explorer enthalten waren. Neu bei Spartan sind aber AppleWebKit 537.36, Chrome 39.0..2171.71 und Safari 537.36. Zusätzlich enthält er noch den Hinweis auf die mit Edge bezeichnetet Rendering-Engine, die die bisherige Variante Trident des Internet Explorers ablöst.
Dass Microsoft Teile der unter Open-Source entwickelten Browsern WebKit und Chrome nutzt, hat einen guten Grund. Beide gelten als besonders leistungsfähig, wenn es um die Verarbeitung von JavaScript geht. Der Internet Explorer hat zwar auf die Konkurrenz in den letzten Jahren Boden gut gemacht. Die herausragende JavaScript-Leistung des Wettbewerbs erreicht er aber nicht. Mit Spartan ändert sich dies. Zahlreiche Browser-Benchmark weisen den IE-Nachfolger sogar als Chrome aus. Und so verwundert es kaum, dass Spartan in Sachen JavaScript eine ähnliche Performance wie das Vorbild liefert. Da er aber offenbar noch auf Chrome 39 basiert, erreicht er nicht ganz die Leistung der aktuellen Chrome-Version, die Versionsnummer 41 trägt. Mit über 20.000 Punkten im Octane-Benchmark kann er seinen direkten Vorgänger, der nur einen Wert von knapp 13.000 erzielt, klar distanzieren. Mit über 23.000 Punkten liegt Chrome 41 knapp vor Spartan.
Von Safari hat sich Spartan den Lesemodus abgeschaut. Der Apple-Browser bietet dieses Feature bereits seit Version 5. Firefox beherrscht diese Betriebsart in der Mobilvariante ebenfalls. In Version 38 wird sie vermutlich auch auf den Desktop Einzug halten. Mit dem Lesemodus fokussiert der Browser Inhalte wie Text und Bilder. Andere Webseiteninhalte verschwinden und lenken damit den Nutzer beim Lesen eines Artikels nicht ab. Im Test beherrscht Spartan dieses Feature noch nicht ganz fehlerfrei. Teilweise wird der Satzanfang nicht korrekt wiedergegeben, wenn dieser verlinkt ist. Auch unterstützen nicht alle Webseiten diese Betriebsart.
Ein Highlight von Spartan ist die Möglichkeit, in Webseiten enthaltene Texte oder Grafiken zu markieren und zu kommentieren, um sie anschließend zu teilen oder anderweitig zu nutzen. Hierfür steht in der Menüleiste rechts ein Symbol für die Notizfunktion „Web Note“ zur Verfügung. Durch die Aktivierung dieses Features stehen links Werkzeuge für das Markieren und Kommentieren zur Verfügung. Das funktioniert auf einem Touch-Displays auch mit Stift und Finger ganz gut. Das Ergebnis lässt sich in OneNote ablegen. Später soll es auch möglich sein, es per E-Mail zu versenden, in sozialen Netzwerken zu teilen oder mit anderen Applikationen wie Fresh Paint weiterzubearbeiten. „Web Note“ funktioniert nicht nur in der Standardansicht, sondern soll später auch im Lesemodus zur Verfügung stehen. Mit letzterem kommt es derzeit noch zu Fehlern.
Spartan soll auch mit dem in Windows 10 integrierten Sprachassistenten Cortana zusammenarbeiten. Im Build 10049 antwortet Cortana bereits per Sprachausgabe auch auf Deutsch. Auf die Frage „Willst Du mich heiraten?“ gibt Cortana „Huch! Das kommt aber sehr plötzlich.“ als Antwort. Auf andere Fragen wie nach dem aktuellen Wetter reagiert der Sprachassistent mit dem Einblenden von Symbolen oder dem Aufrufen einer Suchanfrage bei Bing. Die Idee eines digitalen Sprachassistenten ist nicht neu. Apple Siri und Google Now sind die Vorbilder von Cortana.
Die Vorab-Version von Spartan weiß durchaus zu gefallen. Die Möglichkeit für das Bearbeiten von Webseiten ist sicher das Highlight des Browsers. Ob diese gebotenen Funktionen allerdings praxisrelevant werden, wird erst die Zukunft zeigen. Uneingeschränkt begrüßenswert ist hingegen die gestiegene Leistungsfähigkeit des neuen Microsoft-Browsers im Vergleich zu seinem Vorgänger. Dass Microsoft dabei auf Entwicklungen von anderen Herstellern setzt, ist ungewöhnlich – zumindest für Microsoft, aber nicht verboten. Was die Funktionalität der in Spartan entwickelten Browserengine Edge anbelangt, kann derzeit mangels Informationen noch nicht beurteilt werden. Vermutlich ist sie unter anderem für die Kompatibilität zu HTML5 verantwortlich. In diesem Bereich weiß Spartan noch nicht zu glänzen. Mit einem Wert von 375 liegt er ein gutes Stück hinter Chrome, der 523 von 555 möglichen Punkten erzielt.
(Weitere Ansichten des Browsers Spartan)
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