Paypal hat die Devise „Kill All Passwords“ ausgegeben. Wie sein Manager Jonathan Leblanc in einer Präsentation ausführt, setzt es dafür auf biometrische Verfahren, die über „antiquierte“ Fingerabdruckscanner hinausgehen. Leblanc erläuterte seine Thesen auch in einem Interview mit dem Wall Street Journal: „Ist ein Passwort schwach, muss man es mit einer physikalischen Eigenschaft härten.“
In absehbarer Zeit sind laut Leblanc der Herzschlag und Handvenenmuster brauchbare Merkmale, um Anwender zu identifizieren. Grundsätzlich seien „interne“ Körperfunktionen aber rein externen Merkmalen wie Fingerabdruck oder Iris überlegen, da sie sich nicht so leicht nachahmen ließen. Um sie zu erfassen, könnten elektronische Module unter der Haut implantiert oder auch verschluckt werden.
Ein Gerät, das der Anwender verschlucke, könne durch Magensäure angetrieben werden, erklärte der Manager. Es könnte Daten wie den Glukosespiegel erfassen und zur Identifikation nach außen funken. Dabei müssten die Daten natürlich verschlüsselt werden.
Wenn Paypal zu solchen Dingen forsche, heiße das natürlich nicht, dass eine Einführung beschlossene Sache sei, erklärte Leblanc. Es positioniere sich aber zumindest als Vordenker.
In der Praxis arbeite Paypal derzeit schon mit Partnern an Handvenenerkennung und Herzfrequenzmessung, dabei kämen aber noch durchweg externe Geräte zum Einsatz. Zugleich gebe es Entwicklern im Rahmen von 24-Stunden-Programmierwettbewerben die Möglichkeit, fortgeschrittene Erkennungstechniken und Prototypen zu bauen.
Die Ebay-Tochter Paypal, die dieses Jahr als eigenständiges börsennotiertes Unternehmen ausgegliedert werden soll, ist auch Gründungsmitglied der FIDO Alliance. FIDO steht für Fast IDentity Online. Sie engagiert sich für die Standardisierung passwortfreier Authentifizierungsverfahren. Zu ihren Mitgliedern gehören auch Banken und Kreditkartenfirmen wie Mastercard und Visa. Samsung, ebenfalls ein Mitglied, hat gerade erst einen FIDO-zertifizierten Authentifizierungsdienst in Südkorea eingeführt, den es nach und nach weltweit anbieten will. Allerdings basiert er noch auf externen Merkmalen wie Fingerabdruck und Iris.
Derzeit experimentieren schon einige Finanzunternehmen, darunter die Bank of Canada sowie die britische Bank Halifax, mit einem den Pulsschlag messenden Sicherheitsarmband. Entwickelt hat es ein Start-up namens Bionym.
Das Ende von Nutzernamen und Passwort als Mittel für die Authentifizierung ist in den letzten Jahren häufig erklärt worden. Neben nicht immer zuverlässigen Fingerabdruckscannern wird bisher hauptsächlich Handvenenerkennung praktiziert – etwa in Notebooks von Fujitsu. Zusätzlichen Schwung könnte Windows 10 bringen, das mit „Hello“ ein biometrisches System enthält. Es baut etwa auf Intels RealSense-Kameras auf. Als Windows Passport soll es auch Dritten zur Implementierung in Apps und Websites angeboten werden. Microsoft sagt: „Es gibt kein gemeinsames Passwort, das auf Microsoft-Servern gespeichert und potenziell von Hackern kompromittiert werden könnte.“
[mit Material von Matthew Broersma, TechWeekEurope.co.uk]
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