Der Betreiber des Internetknotens DE-CIX in Frankfurt hat angekündigt, den Bundesnachrichtendienst (BND) wegen des massenhaften und anlasslosen Ausspähens von Internetnutzern zu verklagen. „Wir haben uns seit Jahren dagegen gewehrt und sind der Meinung, dass Überwachung in dieser Form unzulässig ist“, erklärte DE-CIX-Aufsichtsrat Klaus Landefeld gegenüber NDR, WDR sowie Süddeutscher Zeitung.
Der DE-CIX-Betreiber will im Fall einer Niederlage vor das Bundesverfassungsgericht ziehen, kündigte Klaus Landefeld an. Auch könnten sich weitere Telekomfirmen mit Klagen gegen die BND-Überwachung anschließen. Zu den DE-CIX-Kunden zählen führende Unternehmen wie Vodafone, Deutsche Telekom und Verizon.
Im Zuge der Enthüllungen von Whistleblower Edward Snowden kam auch DE-CIX selbst in die Kritik, weil der BND nach Medienberichten an seinem Knotenpunkt mit der Operation Eikonal große Mengen der dort übertragenen Telefon- und Internetdaten abfing und direkt an den US-Auslandsgeheimdienst NSA weiterleitete. Im NSA-Untersuchungsausschuss des Deutschen Bundestags bestätigte Klaus Landefeld im letzten Monat die seit 2009 fortbestehende Abhörpraxis des BND am DE-CIX. Außerdem habe sich der BND nicht nur für außerdeutsche, sondern auch für innerdeutsche Leitungen interessiert. Einem Informanten des ZDF zufolge ging es der NSA „vor allem um das Abhören von großen Industrieunternehmen“.
Wie Der Spiegel heute berichtet, half der Bundesnachrichtendienst als NSA-Partner offenbar über Jahre hinweg dabei, Ziele in Westeuropa und Deutschland auszuspähen. Die vom US-Geheimdienst gelieferten Selektoren wie IP-Adressen oder Handynummern widersprachen demnach vielfach seiner eigenen Aufgabenstellung und waren gegen westeuropäische und deutsche Interessen gerichtet. Die NSA habe beispielsweise gezielt nach Informationen etwa über den Rüstungskonzern EADS, Eurocopter oder französische Behörden gesucht. Erst bei einer internen Überprüfung nach den Snowden-Enthüllungen sei der BND 2013 darauf gestoßen, dass dabei auch Politiker gezielt und unrechtmäßig ausgespäht wurden – und habe das Bundeskanzleramt als seine Aufsichtsbehörde nicht darüber informiert.
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