Bericht: WhatsApp Call zeichnet ungefragt Telefonate auf – WhatsApp dementiert

WhatsApp zeichnet offenbar alle über die erst kürzlich vorgestellte VoIP-Funktion geführte Telefonate auf. Das berichtet der Technik-Blogger Jens Herforth, der darauf wiederum von einem Twitter-Nutzer hingewiesen wurde. Ein Anruf wird zwar auf mehrere Dateien aufgeteilt, die enthalten jedoch jedes gesprochene Wort des Anrufers und auch seines Gesprächspartners.

Dem Blog zufolge finden sich die Dateien im internen Speicher eines Smartphones im Ordner „WhatsApp/Media/WhatsApp Calls“. Dort werden sie nach Datum und Uhrzeit benannt abgelegt: eine Datei mit der Aufnahme des eigenen Telefons, eine mit der Aufnahme des Gegenübers. Die Archive im „.wav.gz“-Format lassen sich beispielsweise am PC mit einem ZIP-Programm entpacken.

Betroffen sind derzeit Nutzer der Version 2.12.45. Darin findet sich keine Einstellung für die Aufnahmefunktion – sie lässt sich also weder aktivieren noch deaktivieren. „Es wirkt eher so, als sei die Aufnahmefunktion ein Feature, welches noch nicht vollständig integriert wurde“ kommentiert Herforth in seinem Blog.

Der Blogger Carsten Knobloch weist wiederum nach eigenen Tests darauf hin, dass WhatsApp in der aktuellen Beta 2.12.61 per WhatsApp Call geführte Gespräche nicht automatisch aufzeichnet. Unklar ist allerdings, ob die Funktion bewusst aus der Testversion entfernt wurde oder noch nicht darin enthalten ist.

Herforth vermutet zudem, dass die Aufnahmefunktion gegen den Paragraph 201 des Strafgesetzbuchs (StGB) „Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes“ verstößt. Er untersagt unter anderem Aufnahmen des „nichtöffentlich gesprochenen Wortes eines anderen auf einen Tonträger“. Laut Absatz 4 ist sogar der Versuch strafbar. Zudem können „die Tonträger und Abhörgeräte, die der Täter oder Teilnehmer verwendet hat, eingezogen werden“.

WhatsApp steht häufig in der Kritik von Datenschützern. Wissenschaftlichen Studien belegen, dass WhatsApp nur über einen unzureichenden Datenschutz verfügt. “Ich weiß genau, dass du während der Arbeit chattest!”, bringen Informatiker der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) eine Schwachstelle auf den Punkt. Als grundlegendes Problem machte die Forschergruppe die enge Verknüpfung von Telefonnummer und Nutzeridentität bei Smartphone-Messengern aus. Das sollte es mühelos erlauben, mit anderen Teilnehmern augenblicklich in Verbindung zu kommen, ohne eine umständliche Einrichtung oder das formelle Einholen einer Zustimmung. Diese Bequemlichkeit setzt jedoch das Hochladen der vollständigen Adressbücher der Nutzer voraus, um bestimmen zu können, welche Kontakte über den jeweiligen Messenger-Dienst erreichbar sind.

[Update 11.54 Uhr]

Nach Angaben eines WhatsApp-Sprechers zeichnet die über den Google-Play-Store vertriebene Version des Messengers keine Gespräche auf. WhatsApp bestätigt hingegen, dass eine interne Version für den Test der Sprachqualität Telefonate aufzeichnet. Betroffene Nutzer sollten ihre App mit der Version aus dem Play Store aktualisieren.

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Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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