Facebook will Verlage dazu bewegen, vollständige News und andere Inhalte direkt im Social Network zu veröffentlichen, statt nur durch Links zu ihren eigenen Websites weiterzuleiten. Die teilweise zögerlichen Publisher lockt es deshalb mit großzügiger Werbebeteiligung – bis hin zur Möglichkeit, die gesamten erzielten Werbeeinnahmen für sich zu behalten.
Das berichtet das Wall Street Journal und beruft sich auf Personen, die mit den Verhandlungen vertraut sind. Die als Instant Articles bezeichnete Facebook-Initiative könnte demnach noch in diesem Monat umgesetzt werden. Vorgesehen ist das Hosting von News und Videos von BuzzFeed, The New York Times, National Geographic und anderen bekannten Anbietern.
Als Vorteil führt Facebook vor allem den schnelleren Zugang zu den Inhalten beim Hosting auf seiner Plattform an. Insbesondere bei mobilen Geräten könne es rund acht Sekunden dauern, wenn Nutzer einem Link zu externen Inhalten folgen und auf ihre Darstellung warten – und damit ihre Geduldsspanne überfordern. Facebooks Motivation dürfte aber letztlich auch sein, die Nutzer noch länger im Social Network zu halten.
Laut WSJ bietet Facebook den zögernden Verlagen jetzt neue Modelle der Beteiligung an Werbeeinnahmen an. Bei einem der verhandelten Modelle sollen die Verlage sogar die gesamten Einnahmen durch Inserate behalten können, die sie auf bei Facebook gehosteten News-Sites verkaufen. Sofern Facebook die Inserate für sie verkauft, würde es hingegen wie in vielen anderen Fällen rund 30 Prozent der Einnahmen einbehalten.
Während einige Verlage Interesse zeigen, herrscht grundsätzliche Skepsis in der Branche. Nach einer Erhebung des Pew Research Center erhielten große Publisher im letzten Jahr rund 60 Prozent ihres Traffics über Facebook. Sie fürchten daher, in eine noch größere Abhängigkeit zu geraten. Beim direkten Hosting bei Facebook missfällt ihnen darüber hinaus, dass ihnen die Kontrolle über die Nutzererfahrung entgleitet und sie nicht mehr auf Daten über ihre Leser zugreifen können.
Zum Thema Facebook und News zitiert Netzökonom Holger Schmidt Berechnungen der Analysefirma Chartbeat, die die verbreitete Skepsis der Verlage zu bestätigen scheinen. Demnach haben von Facebook kommende Leser den geringsten Wert für Publisher. Sie fallen durch geringe Verweildauer auf und sehen sich weniger Seiten an als etwa Leser, die von Twitter oder Google vorbeigeschickt werden. Den höchsten Wert aber haben noch immer Besucher, die gezielt zu einer Website gehen, da sie viel häufiger zurückkommen und mehr Artikel lesen. Laut Chartbeat-CEO Tony Haile zeigen sich dabei keine wesentlichen Unterschiede zwischen stationären und mobilen Angeboten.
[mit Material von Nate Ralph, News.com]
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