Der Fahrdienstvermittler Uber ist angeblich bereit, drei Milliarden Dollar für Nokias Kartensparte Here Maps zu zahlen. Das berichtet die New York Times, die sich auf drei unabhängige Quellen beruft.
Here Maps war nach dem Verkauf von Nokias Hardwaregeschäft an Microsoft eine von drei verbleibenden Geschäftseinheiten. Da Nokia sich mit einer angestrebten Übernahme von Alcatel-Lucent aber nun verstärkt als weltweit agierender Lösungsanbieter für Telekommunikationsfirmen positioniert, erwägt es für die Kartensparte „strategische Optionen“. Es setzte zunächst einen Wert von 2 Milliarden Euro an, obwohl es selbst 2008 noch 8,1 Milliarden Dollar für den US-Kartenanbieter Navteq zahlte, aus dem Here hervorgegangen ist.
Großes Interesse an Here haben außerdem die deutschen Autobauer Audi, BMW und Mercedes, die laut Wall Street Journal gemeinsam mit Baidu und einem unbekannten Investor bieten. Auch sie setzen ihre Valuation höher als 2 Milliarden Euro an. Nokia würde selbst eine Minderheitsbeteiligung behalten. Die US-Wirtschaftszeitung sieht den ungewöhnlichen Zusammenschluss durch die gemeinsame Angst vor Firmen wie Apple, Facebook und Google motiviert, die über Bereiche wie Telematik und Bordcomputersysteme, Elektroautos und selbstlenkende Autos in die Branche vorzustoßen drohen.
Uber forscht ebenfalls zu selbstlenkenden Autos und Fahrsicherheit, und zwar im Rahmen einer Partnerschaft mit der Carnegie Mellon University. Routing-Algorithmen und Karten sind zudem Teil seines Kerngeschäfts, da es seinen Fahrern damit helfen kann, effizient mehrere Kurier- oder Passagierfahrten zu kombinieren. Bisher nutzt es Karten von Google. Mit deCarta hat es dieses Jahr schon einen kleineren Kartendienst gekauft.
Facebook hat diese Woche damit begonnen, zumindest testweise Here Maps für Mobildienste einzusetzen. Einer Stellungnahme zufolge erhofft es sich „mehr Kontrolle und Flexibilität“ sowie „eine konsistente Karten-Erfahrung“. Ob es einen langfristigen Vertrag mit dem Kartenanbieter geschlossen hat, ist ebenso offen wie die Frage, ob es ebenfalls zu den Interessenten für eine Übernahme zählt.
Parallel steht Uber jetzt auch in China unter Druck. Zwei seiner Niederlassungen im Land wurden in den letzten Wochen von Behörden durchsucht, wie örtliche Medien berichten. Mitarbeiter wurden vernommen und am 30. April in der Uber-Zentrale in Guangzhou auch über 1000 iPhones beschlagnahmt. Die Regierung hat private Mitfahrdienste schon früher als illegal eingestuft. Wie in Deutschland sind es zudem die Taxifahrer, die gegen die billige, nicht zugelassene Konkurrenz aufbegehren.
[mit Material von Leon Spencer, ZDNet.com]
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