Verizon plant eine Übernahme von AOL für insgesamt rund 4,4 Milliarden Dollar. Pro AOL-Aktie bietet das Telekommunikationsunternehmen 50 Dollar, was einem Aufschlag von rund 17 Prozent gegenüber dem Schlusskurs vom Vortag entspricht. Mit Bekanntwerden der Übernahmepläne schoss der Kurs von 42,59 Dollar bis zum heutigen Handelsbeginn am New York Stock Exchange um knapp 18 Prozent auf ein neues 52-Wochen-Hoch von 50,20 Dollar.
Zum Portfolio von AOL gehören die Medienangebote Huffington Post, TechCrunch und Engadget. Allerdings dürfte Verizon vor allem an den Content-Delivery-Lösungen von AOL interessiert sein.
„Die Akquisition stärkt Verizons LTE-Drahtlosvideo- und Over-the-top-Video-Strategie. Sie wird auch Verizons Internet-of-Things-Plattformen (IoT) unterstützen und eine Wachstumsplattform von Drahtlos bis IoT für Verbraucher und Unternehmen schaffen“, heißt es in einer Mitteilung von Verizon.
Laut Verizon-CEO Lowell C. McAdam passt der Zukauf zum jüngsten Fokus auf Inhalte und Werbung. „AOLs Anzeigenmodell passt zu diesem Ansatz und seine Werbeplattform liefert uns ein Schlüsselwerkzeug zur Entwicklung künftiger Umsatzquellen“, sagte er.
Schon vor dem Übernahmeangebot für AOL hatte Verizon seine mobilen Videodienste mit dem Kauf von Intels TV-Sparte im Januar 2014 gestärkt. Das Telekommunikationsunternehmen will noch in diesem Jahr einen eigenen Mobile-Video-Service starten, den es nun wahrscheinlich durch AOLs Inhalte ergänzen kann. AOL produziert schon seit einigen Jahren eigene Inhalte wie Reality-TV-Shows.
Die 4,4-Milliarden-Dollar-Akquisition soll noch im Sommer abgeschlossen werden. Zuvor müssen allerdings noch die zuständigen Regulierungsbehörden zustimmen. Geben sie grünes Licht, wird AOL zu einer hundertprozentigen Tochter von Verizon. Ihre Leitung soll der aktuelle Chairman und CEO von AOL, Tim Armstrong, übernehmen.
Im ersten Quartal 2015 hatte AOL ein Umsatzplus von sieben Prozent auf 625 Millionen Dollar verzeichnet. Dieses führte es vor allem auf das wachsende Anzeigengeschäft zurück. Sein Gewinn ging gegenüber dem Vorjahreszeitraum jedoch um ein Prozent auf 24 Millionen Dollar zurück.
Erfolgreich wurde AOL in den 1990er-Jahren als Internet Service Provider mit dem Verkauf von Modem-Internetzugängen. Kurioserweise zahlen in den USA heute noch 2,1 Millionen Nutzer monatlich 20 Dollar für diese 56-Kbit/s-Zugänge, wie aus dem jüngsten Quartalsbericht von AOL hervorgeht. Für das nahende Breitbandzeitalter war das Unternehmen in der Folge aber schlecht gerüstet. Die Dot-Com-Krise von 2001 trug ihr Übriges dazu bei, dass die im Jahr 2000 vollzogene Fusion mit Time Warner in einem Debakel endete. Spätestens ab 2004 hatte Time Warner immer wieder nach Käufern für seine Online-Sparte gesucht und sich 2009 endgültig von ihr getrennt. Das Zugangsgeschäft in Deutschland hatte schon 2006 Telecom Italia übernommen.
[mit Material von Jo Best, ZDNet.com]
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