USA: Technologiekonzerne wehren sich gegen geplante Hintertüren

In einem offenen Brief haben zahlreiche Unternehmen, Experten und Nonprofit-Organisationen Präsident Barack Obama aufgefordert, dem Druck der Sicherheitsbehörden zu widerstehen und ihre Forderungen nach Hintertüren zurückzuweisen. Über 140 Unterzeichner sehen dadurch die Sicherheit von Smartphones und anderen Kommunikationsgeräten bedroht – und befürchten zugleich erheblichen Schaden für die amerikanische Wirtschaft.

„Wir bitten Sie dringend, jegliche Vorschläge zurückzuweisen, die darauf hinauslaufen, dass US-Firmen absichtlich die Sicherheit ihrer Produkte schwächen“, heißt es in dem Brief. „Wir fordern das Weiße Haus stattdessen auf, sich auf die Entwicklung einer Politik zu konzentrieren, die eine breite Adoption starker Verschlüsselungstechnik fördert und nicht unterminiert. Solche Anstrengungen wiederum werden sowohl hier wie auch im Ausland helfen, Cybersicherheit, wirtschaftliches Wachstum und die Menschenrechte zu fördern sowie zu schützen.“

Zu den Unterzeichnern zählen neben Branchenverbänden und gemeinnützigen Organisationen Google, Apple, Facebook, Microsoft, Adobe, Yahoo, Automattic, Evernote, Mozilla, Dropbox, Rackspace, CloudFlare und LinkedIn. Vertreten sind weiterhin zahlreiche prominente Sicherheits- und Rechtsexperten. Techdirt, das auch das Dokument in voller Länge veröffentlicht hat, fasst die unterzeichnenden Computerexperten zusammen als „Who’s Who der Leute, die tatsächlich wissen, wovon sie reden“.

Mit auf der Liste stehen drei der fünf Mitglieder eines von Obama eingesetzten Expertengremiums, das schon Ende 2013 einhellig das Ende der NSA-Telefonüberwachung forderte. Dabei sind zudem Politiker, die hinsichtlich nationaler Sicherheit gewöhnlich zu den Falken zählen. „Wenn ich tatsächlich glaubte, dass sich eine Hintertür nur für die US-Regierung einrichten ließe, dann ließe ich mich vielleicht überreden“, zitiert die Washington Post Paul Rosenzweig, der in der Regierung von George W. Bush eine ranghohe Position im Heimatschutzministerium innehatte. „Aber das entspricht einfach nicht der Realität.“

Die Technikfirmen und die anderen Unterzeichner versuchen Gegendruck zu erzeugen, nachdem die Vertreter von Sicherheitsbehörden immer wieder unverblümt nach Hintertüren und gezielten Lücken in den Verschlüsselungssystemen verlangen. So forderte FBI-Direktor James Comey angesichts der zunehmenden Verschlüsselung von privaten Daten auf Mobiltelefonen eine Zugriffsmöglichkeit. Ähnlich argumentierte NSA-Direktor Mike Rogers und begründete es mit Cyberbedrohungen wie dem Angriff gegen Sony Pictures Entertainment. Wie der Chef der US-Bundespolizei wollte er aber lieber von „Vordertüren“ sprechen, da sich der Begriff Hintertür zu zwielichtig anhöre.

Ganz ähnliche Bestrebungen gibt es auch in Großbritannien. Premierminister David Cameron kündigte schon im Januar für den Fall seiner Wiederwahl ein Verbot verschlüsselter Kommunikation an. Er will ein Gesetz einbringen, das jede Form von digitaler Kommunikation untersagt, die von Strafverfolgungsbehörden und Nachrichtendiensten nicht abgehört werden kann.

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ZDNet.de Redaktion

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