Im Jahr 2010 sagte er dem Wall Street Journal, dass er am Firmenkundenmarkt die Tatsache hasse, dass „die Leute, die die Produkte nutzen, nicht selbst über deren Nutzung entscheiden, und dass diejenigen, die entsprechende Entscheidungen treffen, bisweilen verwirrt sind.“
Heute, fünf Jahre später, hat sich viel verändert. CEO Tim Cook, Jobs‘ Nachfolger, nimmt sich inzwischen des Firmenkundenmarktes an. Während einer Telefonkonferenz zu den Quartalsergebnissen des ersten Quartals 2014 erklärte Cook: „Es ist zweifellos so, dass der Business-Bereich großes Potenzial besitzt. Der Prozentsatz an Firmen, die iPhones und iPads einsetzen, ist inzwischen unglaublich hoch.“
Um seine These zu untermauern, beruft er sich auf entsprechende Statistiken. Seinen Angaben zufolge wird etwa das iPhone von 97 Prozent aller Fortune-500-Unternehmen sowie von 91 Prozent der in den Fortune Global 500 gelisteten Firmen eingesetzt. Das iPad komme indes sogar in 98 Prozent der Fortune-500-Unternehmen sowie in 93 Prozent der Fortune-Global-500-Firmen zum Einsatz. Außerdem handele es sich bei 90 Prozent der für Konzerne lizenzierten Tablets um iPads.
Cook räumt zwar ein, dass die Eroberung des Unternehmenskundenmarktes nicht von heute auf morgen erfolgen kann, sagt aber auch, dass entsprechende Bestrebungen des Konzerns aus Cupertino schon auf einer soliden Grundlage fußen: „Wie man an den von mir bereitgestellten Zahlen sehen kann, haben wir eine beträchtliche Menge der Basisarbeit bereits erledigt. Und ich gehe davon aus, dass sich unsere Bemühungen zukünftig mehr und mehr amortisieren werden.“
Tatsächlich hat sich Apple dank der von Cook erwähnten Basisarbeit schon einen erheblichen Anteil des Marktes für Unternehmenshardware und -Software gesichert, der lange Zeit von Firmen wie Microsoft, IBM, Hewlett-Packard und Dell beherrscht wurde. Der Grund dafür ist, dass Apple einiges dafür getan hat, den IT-Abteilungen den Support seiner Produkte zu erleichtern, sodass sie diese nun sogar bevorzugt einsetzen. Zudem lassen sich noch fünf weitere Argumente ins Feld führen, die Apples inzwischen starke Position im Unternehmenskundenbereich begründen:
So lässt sich etwa zurecht sagen, dass Apple die Konsumerisierung der IT mehr als jedes andere Unternehmen in jüngerer Zeit vorangetrieben hat. Studenten, die ihr MacBook schon an der Universität einsetzten, wollten diese dann auch am Arbeitsplatz nutzen. Führungskräfte, die sich privat ein iPhone kauften, erwarteten von ihrer IT-Abteilung, dass sie im Unternehmen Support dafür leisteten. Vertriebsmitarbeiter, die ihr iPad auf Urlaubsflügen mitnahmen, wünschten sich indes, dass sich das Apple-Tablet auch für Kundenmeetings verwenden ließe.
Steve Jobs‘ Charakterisierung des Unternehmensbereichs als ein Ort, an dem Apple-Anwender nicht Herr über die Auswahl ihrer Produkte sind, spiegelte den Großteil von Apples Geschichte wider. In den späten 2000er-Jahren änderte sich dies allerdings, da die IT-Branche nicht länger die Flut an Consumergeräten ignorieren konnte, die die Unternehmen überschwemmte. Unter den etwa durch BYOD-Programme in die Firmennetze gelangten Privatgeräten fanden sich auch zahlreiche Apple-Produkte. Viele IT-Dienstleister beugten sich schließlich dem Nutzerdruck und erlaubten beziehungsweise unterstützten Apple-Produkte oder lieferten sie sogar aus.
Eine kürzliche Erhebung der ZDNet.com-Schwestersite Tech Pro Research kam zu dem Ergebnis, dass 77 Prozent der im Zuge der Studie befragten Unternehmen Apple-Geräte einsetzen oder ihren Mitarbeitern zumindest die Nutzung privater Apple-Produkte erlauben. Als Begründung gaben sie an, dass bei ihnen eine entsprechende Anfrage durch einen außerhalb der IT-Abteilung angestellten Mitarbeiter oder eine Führungskraft einging. In anderen Fällen wollten sie ihren Beschäftigten schlicht die Möglichkeit einräumen, selbst zu entscheiden, welche Geräte sie nutzen möchten. Weitere sieben Prozent der befragten Firmen berichteten derweil, dass ihre IT-Abteilung Apple-Produkte angefragt habe.
Eine erhöhte Nutzernachfrage ist jedoch nur ein Grund dafür, dass Apples Geräte anders als in der Vergangenheit in immer mehr Büros und Vorstandsetagen vorzufinden sind. Ein weiterer Grund ist, dass das Unternehmen aus Cupertino den IT-Abteilungen nicht nur den Support seiner Geräte erleichtert hat, sondern auch deren Integration mit bestehenden Infrastrukturen und Netzwerken.
Vorbei sind die Zeiten, in denen es Nutzern nicht möglich war, Dateien zwischen einem Windows-PC und einem Mac hin- und herzuschieben. Inzwischen bieten sowohl Windows als auch OS X Lese- und Schreibberechtigungen für mit dem Dateisystem FAT32 formatierte Laufwerke, zu welchen auch die meisten USB-Flash-Laufwerke zählen. OS X ist mittlerweile in der Lage, Dateien auf NTFS-Partitionen zu lesen. Umgekehrt existieren Drittanbieter-Tools, die es dem Microsoft-Betriebssystem seinerseits erlauben, Dateien auf dem OS-X-eigenen HFS+-Dateisystem zu lesen.
Abgesehen davon lassen sich OS-X-Maschinen jetzt auch in eine Active-Directory-Domäne einbinden. Dies vereinfacht nicht nur das Konto- und Geräte-Management, sondern erleichtert auch die Drucker- und Dateifreigabe.
Nicht zuletzt ist OS X nun zu Microsoft Exchange kompatibel. Damit wird es unerheblich, ob Mac-Anwender die in OS X integrierten Anwendungen für E-Mails, Kalender und Kontakte nutzen oder ob sie auf Office für Mac respektive Office 365 für Mac zurückgreifen, um Exchange-Anwendern E-Mails, Terminvereinbarungen oder Kontakte zu senden.
Inzwischen können nicht nur Dateien zwischen Windows- und Mac-Rechnern leichter ausgetauscht werden, auch der Zugriff auf in Unternehmen benötigte Anwendungen ist unabhängiger vom Betriebssystem geworden. So gibt es zentrale Produktivitätsapplikationen wie Textverarbeitung oder Tabellenkalkulation heutzutage sowohl für Windows als auch für OS X.
Darüber hinaus nutzen zahlreiche Mitarbeiter weitgehend auch browserbasierte Software wie Google Apps, Salesforce, Dropbox der Box. Somit ist es ebenfalls unerheblich, welches Betriebssystem eingesetzt wird.
Hinzu kommt, dass viele Anwendungen neben Windows auch für OS X verfügbar sind. Und sollte der Fall eintreten, dass Software für Windows tatsächlich einmal auf dem Mac benötigt wird, so lässt sich dieses Problem mithilfe des OS-X-Bordmittels Boot Camp oder einer virtuellen Maschine lösen.
Apple will jedoch nicht nur dem Business-Nutzer das Leben leichter machen, sondern auch den IT-Administratoren. Zu diesem Zweck hat es die Verwaltung seiner Geräte vereinfacht.
Beispielsweise können IT-Verantwortliche mit dem Fernsteuerungstool Apple Remote Desktop (ARD) Software verteilen, Hardware betreiben sowie Software-Reports erstellen und Verwaltungsaufgaben automatisieren. Zudem kann dessen Screen-Sharing-Funktion genutzt werden, um Fernwartung anzubieten. Ergänzend dazu laufen mittlerweile auch zahlreiche Management-Anwendungen von Drittanbietern – etwa LANDesk – unter OS X. Ferner findet sich sogar eine Variante von Microsoft Remote Desktop im Mac App Store.
Des Weiteren offeriert Apple für die Verwaltung von in Unternehmen eingesetzten iPhones und iPads eine Vielzahl an Werkzeugen zum Mobile Device Management, darunter den Profilmanager und das Apple Device Enrollment Program (DEP). Sie erleichtern die Bereitstellung neuer Geräte und finden auch bei Vertretern von Enterprise-Mobility-Lösungen großen Anklang.
Sollten all die obengenannten Argumente nicht ausreichen, um ein Unternehmen zum Umdenken in Sachen Apple zu bewegen, dann schafft dies sicherlich dessen weltweites Netzwerk an „Apple Retail Stores“. Eine Firma, die ihren Sitz in einer Stadt mit einem oder mehreren Apple Stores hat, könnte grundsätzlich die sogenannte Genius Bar in Kombination mit dem AppleCare-Angebot als Erweiterung des Hardware-Supports ihrer IT-Abteilung nutzen. Sofern letztere einige Ersatzgeräte für die in Reparatur befindliche Hardware vorhält, wird die Zeit des Nutzungsausfalls für die Mitarbeiter zudem auf ein Minimum begrenzt.
Zusätzlich zu den Reparaturdiensten der Apple Stores können Unternehmen auf Apples Joint-Venture-Programm zurückgreifen, in dessen Rahmen Unternehmenskunden außer einem individuellem Support auch individuelles Mitarbeitertraining in Anspruch nehmen können. Beispielsweise führen Apple-Store-Mitarbeiter in erste Schritte mit dem Mac ein oder demonstrieren wie sich iPhone und iPad im Unternehmen einsetzen lassen.
Im Juli 2014 gaben Apple und IBM ihre Partnerschaft bekannt. Diese zielt darauf ab, „gemeinsam an exklusiven, industriespezifischen Anwendungen auf der Basis von iOS zu arbeiten“. Im Zuge der Kooperation wurde zudem ein neues AppleCare-Angebot für Unternehmen angekündigt. Es kombiniert Apples „Rund-um-die-Uhr“-Fernwartung mit dem von IBM bereitgestellten Vor-Ort-Support.
Teil von Apples Unternehmenskundenstrategie ist offenbar auch die Einstellung von John Solomon, dem früheren HP-Vizepräsidenten, im Januar 2015. Für den iPhone-Hersteller ist er seitdem als Vizepräsident im Geschäftsbereich „Großkonzerne und Regierungen“ tätig. Angesichts seiner Tätigkeitsbezeichnung dürfte er demnach für die Ausweitung des Apple-Vertriebs auf Regierungsbehörden und Großkonzerne zuständig sein. Zusätzlich zur Einstellung Solomons fällt auf, dass Apple außerdem weitere Vertriebsstellen mit Schwerpunkt auf dem Firmenkunden-Bereich auf seiner Website ausgeschrieben hat.
Mit einem Marktwert von nahezu 673 Milliarden Euro (Stand: 3. Juni 2015) ist Apple das wertvollste Unternehmen der Welt. Es gehört überdies zu den weltweit führenden Marken und könnte zum ersten Billionen-Dollar-Unternehmen der USA aufsteigen. Obgleich sich der größte Anteil des Erfolgs auf Apples Endverbrauchergeschäft zurückführen lässt, zweifeln nur wenige daran, dass Tim Cook auch das Firmenkundengeschäft als bedeutenden zukünftigen Bestandteil seines Unternehmens ansieht.
[Der Artikel ist ursprünglich auf ZDNet.com erschienen, Übersetzung: Rainer Schneider]
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