Über zwei Drittel der Deutschen lehnen mobiles Bezahlen ab

Mehr als zwei Drittel der Deutschen haben nicht den Wunsch, mit ihrem Smartphone mobil zu bezahlen. Laut einer aktuellen Umfrage des Branchenverbands Bitkom können sich lediglich 29 Prozent vorstellen, von der Möglichkeit Gebrauch zu machen oder haben dies bereits getan. Damit unterscheidet sich das Ergebnis vom Mai nicht von dem einer schon im Februar durchgeführten Umfrage.

Nur 7 Prozent der Befragten haben schon einmal kontaktlos über das NFC-Verfahren mit ihrem Smartphone bezahlt. 22 Prozent können sich dies immerhin vorstellen. In der Altersgruppe der 14- bis 29-Jährigen liegt die Zustimmung bei 41 Prozent: 27 Prozent sind offen für das mobile Bezahlverfahren, 14 Prozent haben es bereits genutzt.

Beim kontaktlosen Bezahlen via Near Field Communication (NFC) hält der Nutzer sein Smartphone vor ein Lesegerät, um beispielsweise die Supermarkt- oder Tankrechnung zu begleichen. Die Abrechnung erfolgt in der Regel über eine Kreditkarte.

Trotz der ernüchternden Zahlen ist Bitkom-Vizepräsident Ulrich Dietz vom Erfolg des mobilen Bezahlens überzeugt: „Das Smartphone wird in absehbarer Zeit neben Bargeld ein weitgenutztes Zahlungsinstrument sein. NFC ist die Schlüsseltechnologie, die diese Entwicklung vorantreibt. Die großen Smartphone-Hersteller haben bereits NFC-fähige Geräte im Markt. Was die Infrastruktur der Lesegeräte in den Geschäften angeht, haben wir jedoch im Vergleich zu anderen Ländern noch großen Nachholbedarf.“

Derzeit gibt es in Deutschland laut Bitkom erst rund 60.000 Akzeptanzstellen für das kontaktlose Bezahlen per NFC. Das entspricht rund 8 Prozent aller Kassenterminals. Der Branchenverband geht jedoch davon aus, dass die Zahl der NFC-fähigen Terminals in den kommenden Jahren rasch steigen wird.

„Wenn die Kassenterminals flächendeckend umgerüstet sind, wird das Bezahlen per Smartphone in kürzester Zeit einen Durchbruch erleben“, prognostiziert Dietz. Die NFC-Technologie schaffe außerdem die Voraussetzungen für eine Reihe weiterer praktischer Anwendungen der „Mobile Wallet“, also der digitalen Geldbörse. So werde es künftig möglich sein, sich per Smartphone beim Carsharing anzumelden und das Auto zu starten, sich zu identifizieren oder die Wohnungstür zu öffnen. „Mittelfristig kann die Mobile Wallet im Smartphone die physische Brieftasche und den Schlüsselbund komplett ersetzen“, so Dietz.

Für die von Bitkom Research durchgeführte Umfrage wurden im Mai insgesamt 1011 Personen ab 14 Jahren befragt. Im Februar hatte der Bitkom zusammen mit Aris Umfrageforschung 642 Smartphone-Nutzer ab 14 Jahren interviewt.

Weitere Umfrageergebnisse zur Zukunft des mobilen Bezahlens wird der Bitkom am kommenden Mittwoch, den 10. Juni, veröffentlichen. Am 16. und 17. Juni veranstaltet er zudem die Fachkonferenz „Digitalisierung des Finanzmarktes / Bargeldlose Gesellschaft“ in Berlin. Dort stehen neue Formen des Bezahlens und des Zahlungsverkehrs im Mittelpunkt. Der Besuch der Veranstaltung ist kostenlos, setzt aber ein Anmeldung voraus.

Wahrscheinlich hängt die in Deutschland noch mangelnde Begeisterung für das mobile Bezahlen damit zusammen, dass Nutzer einen Missbrauch durch Hacker befürchten. Allerdings verwenden Samsung und auch Apple für den Bezahlvorgang ein Sicherheitstoken mit zufälligen Informationen statt der eigentlichen Kreditkartendaten. Um den Dienst nutzen zu können, müssen Anwender die Daten ihrer Kredit- und Bankkarten jedoch einmalig in ihr Smartphone eingeben. Bezahlvorgänge werden mit dem integrierten Finderabdruckscanner autorisiert.

Auch Google will im wachsenden Mobile-Payment-Markt mitmischen. Ende Mai hat der Konzern auf seiner Entwicklerkonferenz Google I/O Einzelheiten zu seiner im März angekündigten Bezahlplattform Android Pay bekannt gegeben. Wie bei Apple Pay oder Samsung Pay sollen Verbraucher damit in Ladengeschäften mit ihrem Smartphone zahlen und auch Einkäufe über Mobilanwendungen tätigen können. Darüber hinaus dient Android Pay als technische Basis für Drittanbieter-Apps, etwa von Banken. Die Verbindung zwischen Smartphone und Kassensystem erfolgt auch hier via NFC.

ZDNet.de Redaktion

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