Die zum Start des neuen elektronischen Personalausweises (nPA) Ende 2010 heftig beworbene Online-Funktion wird bis heute offenbar kaum genutzt. Laut einer Umfrage des Marktforschungsunternehmens GfK im Auftrag der Welt am Sonntag haben lediglich fünf Prozent der Deutschen in den vergangenen zwölf Monaten von der eID-Funktion Gebrauch gemacht, um sich im Internet zu identifizieren. Insgesamt besitzen rund 35 Millionen Bundesbürger den nPA.
Auf Anfrage der Zeitung teilte das Bundesinnenministerium mit, ihm lägen „keine konkrete Zahlen zur Nutzung der Online-Funktion vor“. Nach Schätzungen sei sie aber bei rund jedem dritten Ausweis mit integrierter Chipkarte freigeschaltet. Angesichts der Tatsache, dass die Funktion standardmäßig aktiviert ist und nur auf Wunsch abgeschaltet wird, haben sich also rund zwei Drittel der Bürger, die den nPA besitzen, bewusst gegen die Freischaltung der Funktion entschieden.
An den Kosten kann das mäßige Interesse für die eID-Funktion eigentlich nicht liegen: Die erstmalige Freischaltung ist gratis, der Preis für ein Lesegerät liegt zwischen 30 und 150 Euro. Vielmehr dürften Sicherheitsbedenken eine Rolle spielen. So äußerte der Chaos Computer Club schon 2010 Zweifel an der Sicherheit des Systems – vor allem die eingesetzten Lesegeräte seien ein Schwachpunkt. Hinzu kommt, dass die für den eID-Service benötigte, kostenlose Software in ihrer ursprünglichen Version gravierende Sicherheitsmängel aufwies. So musste das zuständige Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) die AusweisApp sogar vorübergehend zurückziehen, ehe es im Januar 2011 eine fehlerbereinigte Fassung bereitstellte.
Vielen Anwendern fehlt offensichtlich auch einfach nur der Anreiz, die Online-Funktion aktiv zu lassen. Denn nach Recherchen der Welt am Sonntag haben bisher nur 55 kommerzielle und 109 behördliche Anbieter beim Bundesverwaltungsamt das Zertifikat erworben, das sie zu einer digitalen Identitätsprüfung per nPA berechtigt.
„Der neue Personalausweis leidet bis heute unter seinen Geburtsfehlern. In vielen Bürgerämtern wurde den Leuten ja sogar empfohlen, die Online-Funktion besser nicht freizuschalten“, bemängelt Pablo Mentzinis, Bereichsleiter für den Öffentlichen Sektor beim Branchenverband Bitkom, und wiederholte damit seine Kritik vom Oktober 2012. Damals sagte er auch, die eID werde wenig genutzt, weil das Angebot nicht bekannt genug sei. Eine mangelnde Schulung von Behördenmitarbeitern, fehlende Öffentlichkeitsarbeit und eine anfangs nicht bedienerfreundliche App hätten dazu geführt, dass ein an sich sinnvolles Projekt von vorneherein in das falsche Fahrwasser geraten sei.
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