Twitter: mehr Zeichen für Direktnachrichten ab Juli

Twitter hat seine Beschränkung auf 140 Zeichen für eine Mitteilung aufgegeben – aber nur für Direktnachrichten, die man anderen Twitter-Nutzern privat schickt. Das teilt es im Entwicklerblog mit. Die Obergrenze für solche Nachrichten sind ab 1. Juli 10.000 Zeichen.

Diese Entscheidung könnte bedeuten, dass Twitter sich stärker gegen die Messaging-Konkurrenz durch WhatsApp, Snapchat oder Facebook Messenger positionieren möchte. Die Direktnachrichten-Funktion führte das Soziale Netz schon sehr früh ein, sie gilt aber bis heute nicht als eine Kernfunktion.

2015 wurden die Direktnachrichten schon zweimal modifiziert. Zunächst führte Twitter eine Möglichkeit ein, sie an eine Gruppe zu verschicken, also in einem begrenzten Kreis zu diskutieren. Später führte es als Opt-in die Möglichkeit ein, Direktnachrichten auch von Nutzern zu empfangen, denen man selbst nicht folgt. Zuvor war es feste Voraussetzung für Direktnachrichten, dass beide Beteiligten einander folgten.

Das Limit von 140 Zeichen und die resultierende Notwendigkeit einer Selbstbeschränkung gelten als stilbildend für Twitter. Es geht auf Zeiten zurück, da man auch per SMS auf Twitter posten konnte. Eine SMS kann bis zu 160 Zeichen umfassen. Twitter sah bis zu 20 Zeichen für den Nutzernamen und bis zu 140 Zeichen für die eigentliche Nachricht vor.

Das Limit wurde zuletzt auch schon durch die erweiterte Zitierfunktion von Twitter aufgeweicht. Ein Retweet kann seit April 2015 aus dem Volltext der Originalnachricht plus 116 Zeichen Kommentar bestehen. Das sind bis zu 256 Zeichen.

Die Aufhebung des Zeichenlimits für Direktnachrichten fällt mit dem Rücktritt von Twitter-CEO Dick Costolo zusammen. Ab 1. Juli übernimmt der Firmengründer Jack Dorsey übergangsweise den Posten des Chief Executive Officer. Costolo behält seinen Sitz im Board of Directors, und Dorsey bleibt zugleich CEO des von ihm gegründeten Bezahldiensts Square.

Investoren hatten zuletzt Unzufriedenheit über Twitters ihrer Meinung nach allzu langsames Wachstum geäußert. Mehr Messaging wäre durchaus eine Möglichkeit, die Nutzeraktivitäten zu erhöhen. Aus Sicht der Investoren müsste Twitter dann nur noch einen von den Anwendern akzeptierten Weg finden, hier Werbung einzublenden – oder Werbe-Direktnachrichten einführen. Die Gefahr, den Service zu entwerten, ist dabei allerdings hoch.

[mit Material von Sarah Mitroff, News.com]

Tipp: Sind Sie ein Facebook-Experte? Überprüfen Sie Ihr Wissen – mit 15 Fragen auf silicon.de.

Florian Kalenda

Seit dem Palm Vx mit Klapp-Tastatur war Florian mit keinem elektronischen Gerät mehr vollkommen zufrieden. Er nutzt derzeit privat Android, Blackberry, iOS, Ubuntu und Windows 7. Die Themen Internetpolitik und China interessieren ihn besonders.

Recent Posts

Studie: Ein Drittel aller E-Mails an Unternehmen sind unerwünscht

Der Cybersecurity Report von Hornetsecurity stuft 2,3 Prozent der Inhalte gar als bösartig ein. Die…

3 Tagen ago

HubPhish: Phishing-Kampagne zielt auf europäische Unternehmen

Die Hintermänner haben es auf Zugangsdaten zu Microsoft Azure abgesehen. Die Kampagne ist bis mindestens…

3 Tagen ago

1. Januar 2025: Umstieg auf E-Rechnung im B2B-Geschäftsverkehr

Cloud-Plattform für elektronische Beschaffungsprozesse mit automatisierter Abwicklung elektronischer Rechnungen.

3 Tagen ago

Google schließt schwerwiegende Sicherheitslücken in Chrome 131

Mindestens eine Schwachstelle erlaubt eine Remotecodeausführung. Dem Entdecker zahlt Google eine besonders hohe Belohnung von…

3 Tagen ago

Erreichbarkeit im Weihnachtsurlaub weiterhin hoch

Nur rund die Hälfte schaltet während der Feiertage komplett vom Job ab. Die anderen sind…

4 Tagen ago

Hacker missbrauchen Google Calendar zum Angriff auf Postfächer

Security-Experten von Check Point sind einer neuen Angriffsart auf die Spur gekommen, die E-Mail-Schutzmaßnahmen umgehen…

5 Tagen ago