Bei dem Hackerangriff auf den Deutschen Bundestag wurde offenbar auch ein Rechner im Parlamentsbüro von Angela Merkel mit einem Trojaner infiziert. Wie die Bild am Sonntag berichtet, soll es sich sogar um einen der ersten Computer handeln, auf dem eine Schadsoftware entdeckt wurde. Ein Sprecher der CDU-Fraktion sagte der Zeitung, er könne dies „weder bestätigten noch dementieren“.
Die Bundestagsverwaltung habe im Intranet anschließend vor den gefälschten Merkel-E-Mails gewarnt, heißt es weiter in dem Bericht. Bis Freitagnachmittag sei der Trojaner aber schon auf 15 Computern im Bundestagsnetzwerk gefunden worden. Bei fünf Rechnern sei ein Datenabfluss festgestellt worden.
Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS) berichtet indes, dass die Schäden im Netzwerk des Bundestags so gravierend sind, dass ein Austausch der gesamten Software erforderlich ist. Mit den Arbeiten, die in der Sommerpause beginnen sollen, sei die Deutsche Telekom beauftragt worden. Nach Schätzung von Sicherheitsexperten wird die Umstellung auf ein neues System aber mindestens ein Jahr dauern.
Darüber hinaus schreibt die FAS, dass die Abgeordneten inzwischen die 2009 getroffene Entscheidung, den Bundestag nicht an das Netz der Bundesregierung anzuschließen, infrage stellen. Dieses Netz werde vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) überwacht. Nach Ansicht von Experten hätte der jüngste Angriff keinen Erfolg gehabt, wenn für das Netz des Bundestags dieselben Regeln gegolten hätten wie für das Netz der Bundesregierung. Viele Abgeordnete kritisieren demnach auch, dass sie ihrer Ansicht nach zu spät von Bundestagspräsident Norbert Lammert über das Ausmaß des Hackerangriffs informiert wurden.
In der vergangenen Woche hatten NDR, Süddeutsche Zeitung und WDR berichtet, dass es Hackern gelungen sei, sich Administratorrechte zu verschaffen und den Verzeichnisdienst zu übernehmen, der die rund 20.000 Rechner im Parlament verwaltet. Der Trojaner wurde zwar wohl nur auf 15 Rechnern nachgewiesen, die Hacker sollen aber etwa 20 GByte Daten erbeutet haben, die an acht bis neun verschiedene Orte übertragen wurden. Den Experten des BSI sei es bisher weder gelungen diese Orte zu ermitteln.
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