Oracle verkauft weniger Lizenzen

Wie Bloomberg berichtet, stellen Open-Source-Datenbanken eine immer größere Gefahr für Oracle dar. Immer mehr Unternehmen, vor allem Start-ups, kehren demnach teuren Datenbank-Lösungen von Oracle und auch IBM den Rücken und wenden sich frei verfügbaren Angeboten zu. „Sie funktionieren sehr gut und kosten nichts“, zitiert Bloomberg Dan Wagner, CEO der britischen Bezahlplattform Powa.

Die jüngsten Verbesserungen hätten die Open-Source-Technologien vor allem zuverlässiger gemacht“, sagte die Gartner-Analystin Terilyn Palanca. „In den vergangenen zehn Jahren war man pessimistisch, ob diese Dinge mithalten können. Die Frage ist jetzt fast vollständig beantwortet. Das Open-Source-Modell ist etwas, dass wir in den kommenden Jahren immer häufiger sehen werden.“

Diese Entwicklung zeige sich schon länger in Oracles Verkaufszahlen für neue Softwarelizenzen, so Bloomberg weiter. Sie seien seit sieben Quartalen rückläufig. 2014 seien sie für 25 Prozent von Oracles Gesamtumsatz verantwortlich gewesen, 2013 noch für 28 Prozent. Der Bereich Support und Wartung werde dadurch immer wichtiger. Ob sich dieser Trend zuletzt fortgesetzt hat, wird die Bilanz für das vierte Fiskalquartal 2015 zeigen, die Oracle am Mittwoch veröffentlicht.

Bill Kreher, Analyst bei Edward Jones & Co., geht laut Bloomberg indes davon aus, dass Oracles Cloud-Geschäft schnell genug wächst, um den Rückgang bei den neuen Software-Lizenzen auszugleichen. „Ich würde erwarten, dass Oracle in der Cloud weiter Marktanteile hinzugewinnt.“

Viele Unternehmen setzen bei der Einrichtung und Betreuung von Open-Source-Datenbanken dem Bericht zufolge allerdings nicht auf eigene Mitarbeiter, sondern kaufen die Datenbanken inklusive der von ihnen benötigten Zusatzfunktionen bei Start-ups ein. Als Beispiel nennt Bloomberg das US-Unternehmen DataStax, das eine auf der Open-Source-Technologie Cassandra basierende Datenbank vertreibt.

DataStax hat demnach einen Kunden, der früher 500.000 Dollar für Oracle-Software-Lizenzen ausgegeben hat. Für ein ähnliches Projekt zahle er bei DataStax nur noch 90.000 Dollar. Dieser Preisunterschied habe inzwischen erhebliche Auswirkungen auf die gesamte Branche.

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„Ich glaube, ich bin schon zu lange in der Branche, um Oracle zu nutzen“, zitiert Bloomberg Kellan Elliott-McCrea, Chief Technology Officer von Etsy. „Ich habe in den späten Neunzigern so viele Kollegen gesehen, die ihr gesamtes Geld für Oracle ausgegeben haben.“ Etsy setze stattdessen auf verschiedene Open-Source-Datenbanken, allen voran MySQL.

Die Gartner-Analystin weist aber darauf hin, dass die Datenbank-Lösungen von Oracle und anderen Anbietern immer noch Möglichkeiten bieten, die den Funktionsumfang der kostenlosen Systeme deutlich übersteigen. „Es gibt immer noch eine Klasse von Applikationen, für die diese Open-Source-Lösungen nicht bereit sind, und das ist weiterhin der Sweet Spot für Oracle“, ergänzte Palanca.

Bloomberg stützt seine Einschätzung auf einer Umfrage unter 20 Start-ups, die jeweils mit mehr als einer Milliarde Dollar bewertet werden. Dazu gehören neben Powa und Etsy auch Cloudflare und Pinterest. „Viele Start-ups wählen nun MySQL oder günstigere Optionen“, sagte David Wolff, CEO der Beratungsfirma Database Specialists. „Das einzige, worüber sich die Leute bei Oracle beschweren, sind die hohen Preise.“

Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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